USA im Portfolio weiter übergewichten?

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12. Dezember 2024

USA im Portfolio weiter übergewichten?

Grundsätzlich war es keine schlechte Idee, eine Übergewichtung in US-Titeln zu haben. Der US-Kapitalmarkt ist der größte der Welt. Da Kapitalanlagen für die Altersvorsorge der US-Amerikaner eine übergeordnete Bedeutung haben, greifen sowohl republikanische als auch demokratische Regierungen kaum „störend“ ein.

Aktuell werden die Signale der kommenden Regierung, sinkende Steuern und eine deutlich höhere Staatsverschuldung, fast ausschließlich positiv von den Kapitalmärkten aufgenommen. Zumindest gilt das für amerikanische oder internationale Unternehmen mit einer hohen Marktkapitalisierung. Small- und Mid-Caps, insbesondere wenn sie nicht aus den USA stammen, stehen eher unter Druck.

Die beliebten in ETF verwendeten Aktienindices MSCI World, Nasdaq und S&P 500 bestehen zu 70, 90 bzw. 100 Prozent aus amerikanischen Titeln. Die noch beliebteren „Magnificent Seven“ sind dort mit 19, 39 bzw. knapp 26 Prozent gewichtet. Tendenz derzeit eher steigend. Auch im Dow-Jones-Index sind mit Amazon, Microsoft und Apple drei der so bezeichneten Werte vertreten und mit 56,7 Prozent gewichtet. Kombinationen aus diesen Indices sind, hinsichtlich der Diversifikation eines Portfolios, daher nicht zielführend.

US-Verschuldung wird weiter ansteigen

Momentan liegt die Gesamtverschuldung der USA bei 35,3 Billionen US-Dollar. In absoluter Höhe ist das die höchste Staatsverschuldung weltweit und liegt relativ bei ca. 126 Prozent des Bruttoinlandsprodukts und damit auf dem höchsten Niveau seit dem 2. Weltkrieg. Wenn alle Maßnahmen der zukünftigen Administration umgesetzt werden, käme noch ein zweistelliger Billionenbetrag dazu.

Allein die Kreditkartenschulden privater Haushalte liegen bei über einer Billion US-Dollar.  Das Volumen ausstehender Studentenkredite beträgt 1,5 Billionen US-Dollar. Hypotheken machen ca. zwölf Billionen US-Dollar aus. Insgesamt sind Privathaushalte mit über 17 Billionen US-Dollar verschuldet.

Wie geht es mit der Inflation weiter?

Es interessiert die Verantwortlichen in den USA auch nicht so sehr, woher das Geld kommen soll, wenn man Steuereinnahmen senken und die Schuldenquote erhöhen will. Man unterstellt hier meistens, dass das Wirtschaftswachstum zumindest über der Inflationsrate bzw. dem Zinsniveau liegen wird, damit sich Probleme nicht verschärfen oder ignoriert werden können. Der normale volkswirtschaftliche Zusammenhang wäre eigentlich, dass Inflationsraten nach solchen Eingriffen steigen. Das wiederum würde bedeuten, dass die Fed dann eigentlich die Zinsen anheben müsste. Es dürfte interessant sein, wie sich die Trump-Administration und die Fed dann auseinandersetzen.

Die USA haben immerhin den Vorteil, dass sie als drittgrößtes Land der Erde selbst genügend Rohstoffe und Nahrungsmittel fördern bzw. erzeugen können, damit also eine gewisse Unabhängigkeit vorhanden ist. Außerdem ist der US-Dollar noch die Weltwährung, so dass man Wechselkursrisiken vermeidet.

Sofern man es dennoch vorzieht, weiterhin Übergewichtungen im US-Aktienmarkt zu halten, lohnt gegebenenfalls ein Blick auf den aktiven Aktienfonds Syntelligence Growth Fund. Hier werden die Strategien von 17 bekannten amerikanischen Vermögensverwaltern gecovert und zusammengeführt. Man erhält so auch eine US-Übergewichtung. Allerdings geht es dann nicht um Marktkapitalisierung, sondern letztlich um fundamentale Entscheidungen.


Andreas Görler

Gastautor Andreas Görler ist Senior-Wealth-Manager und zertifizierter Fachmann für nachhaltige Geldanlagen bei der -Wellinvest- Pruschke & Kalm GmbH.