Aktuelle Zahlen zur Teilzeitbeschäftigung zeigen, dass sich in Deutschland strukturelle Verschiebungen am Arbeitsmarkt fortsetzen.
Immer mehr Erwerbstätige in Deutschland arbeiten in Teilzeit. Getrieben wird dieser Prozess von Veränderungen in der Branchenstruktur sowie einem individuell wachsenden Bedarf an flexiblen Arbeitszeitmodellen. Die Teilzeitbeschäftigung erreicht im ersten Quartal 2025 ein neues Niveau und befindet sich damit sich auf einem historischen Höchststand.
Wie das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) in einer Pressemitteilung informiert, lag die Teilzeitquote im ersten Quartal 2025 bei 39,8 Prozent. Das ist ein Anstieg um 0,4 Prozentpunkte gegenüber dem Vorquartal. Im Vergleich zum Vorjahr entspricht das einem Zuwachs um 0,7 Prozentpunkte. Insgesamt waren rund 16,75 Millionen Menschen in Teilzeit beschäftigt. Das sind rund 190.000 mehr als ein Jahr zuvor. Die Zahl der Vollzeitbeschäftigten sank im selben Zeitraum um 0,6 Prozent auf 25,35 Millionen.
Erwerbstätigkeit stabil – Arbeitszeit sinkt
Generell blieb der Arbeitsmarkt jedoch stabil. So stieg die Zahl der Erwerbstätigen leicht auf 45,82 Millionen Personen. Das gesamtwirtschaftliche Arbeitsvolumen lag mit 15,66 Milliarden Stunden nur knapp unter dem Vorjahreswert. Deutlich sichtbar ist jedoch der Trend zu kürzeren Arbeitszeiten. Die durchschnittliche Arbeitszeit pro Erwerbstätigen sank erneut und liegt aktuell bei 342 Stunden im Quartal. Das wiederum entspricht einem weiteren Rückgang im Vergleich zum Vorjahr.
Die strukturellen Veränderungen zeigen sich besonders deutlich in der Branchenentwicklung. Klassische Vollzeitsektoren wie das Baugewerbe und die Industrie verlieren Beschäftigte. Hingegen wachsen Bereiche mit hohem Teilzeitanteil. Dazu zählen insbesondere das Gesundheits- und Sozialwesen sowie der Sektor Erziehung und Unterricht. In diesen Branchen ist Teilzeitarbeit nicht die Ausnahme, sondern längst die Regel. Sie tragen damit maßgeblich zum Anstieg der branchenübergreifenden Teilzeitquote bei.
Auch Mehrfachbeschäftigung nimmt leicht zu
Das IAB verzeichnet auch einen leichten Anstieg bei den Mehrfachbeschäftigten. Diese Entwicklung steht in Zusammenhang mit dem wachsenden Wunsch oder gegebenenfalls auch der materiellen Notwendigkeit vieler Erwerbstätiger, ihr Einkommen über mehrere Tätigkeiten hinweg zu sichern. Steigende Lebenshaltungskosten oder ein anhaltend angespanntes Mietniveau müssen finanziell abgefedert werden. Gleichzeitig nimmt auch die durchschnittliche Arbeitszeit bei Vollzeitbeschäftigten ab. Diese Entwicklung wirft neue Fragen hinsichtlich der Erwerbsbiografien, der sozialen Absicherung und der Arbeitsmarktpolitik auf.
Der Trend zur Teilzeit ist nicht nur ein Ausdruck individueller Ansprüche und Wünsche, sondern hat durchaus gesamtwirtschaftliche Relevanz. Er betrifft die Produktivität, die Lohnentwicklung und langfristig auch die Finanzierung der sozialen Sicherungssysteme. Das gilt wiederum insbesondere für die Rentenversicherung. Die Politik und auch Arbeitgeber auf der Suche nach Fachkräften stehen daher vor der Herausforderung, bessere Rahmenbedingungen zu schaffen. Gesucht werden nachhaltige Modelle und Strukturen, die sowohl individuelle Flexibilität ermöglichen als auch eine ausreichende soziale Absicherung gewährleisten.