Renteneintritt mit individuellem Timing

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06. Januar 2025

Renteneintritt mit individuellem Timing

Die Faktoren für den Zeitpunkt des Renteneintritts sind sehr individuell. Für viele Menschen spielt das Einkommen nach wie vor die wichtigste Rolle.

Während einige Arbeitnehmer bewusst planen, so lange wie möglich beruflich aktiv zu bleiben, streben andere einen frühzeitigen Ruhestand an. Eine Studie beleuchtet die Faktoren für den Renteneintritt. Dazu zählt laut der Experten vom Informationsdienst des Instituts der deutschen Wirtschaft (iwd) vor allem das Einkommen. Aber auch Arbeitsengagement und die Bereitschaft zur Weiterbildung werden als wichtige Faktoren für den Renteneintritt häufiger genannt.

Das Haushaltseinkommen ist entscheidend dafür, ob Beschäftigte bis zum regulären Rentenalter arbeiten möchten. Arbeitnehmer mit höherem Einkommen fühlen sich eher in der Lage, bis zur Regelaltersgrenze beruflich aktiv zu bleiben. Doch paradoxerweise zeigen sie häufig weniger Interesse daran. Im Gegensatz dazu sind Arbeitnehmer mit einem monatlichen Haushaltseinkommen unter 1.500 Euro eher bereit, bis zur Regelaltersgrenze zu arbeiten. Allerdings gibt nur jeder Zweite in dieser Gruppe an, sich gesundheitlich in der Lage dazu zu fühlen. Der Unterschied liegt häufig in den Arbeitsbedingungen. Während hochbezahlte Tätigkeiten oft geistig fordernd sind, verlangen niedrig entlohnte Jobs häufig körperliche Anstrengung. Doch die erforderliche Arbeitsfähigkeit im Alter ist oft schon eingeschränkt.

Engagement schafft Bindung

Ein vielleicht etwas weniger populärer Aspekt: Arbeit stiftet Sinn. So neigen viele Beschäftigte, die ihre Arbeit als sinnstiftend und erfüllend empfinden, dazu, länger im Berufsleben zu bleiben. Ein starkes Engagement und die Überzeugung vom Wert der eigenen Tätigkeit tragen also dazu bei, den Renteneintritt hinauszuzögern. In der iwd-Studie gaben Arbeitnehmer mit hohem Engagement häufiger an, bis zum gesetzlichen Rentenalter arbeiten zu wollen, im Vergleich zu Kollegen, die sich weniger mit ihrem Job oder Arbeitgeber identifizieren.

Die Bereitschaft zur beruflichen Weiterbildung ist ein weiterer Faktor, der die Entscheidung für den Renteneintritt beeinflusst. Arbeitnehmer, die motiviert an Weiterbildungsmaßnahmen teilnehmen, hegen öfter den Wunsch, ihre Erwerbstätigkeit länger fortzuführen. Allerdings suchen diese Beschäftigten mitunter auch spezielle Herausforderungen. Es zieht sie in neue Tätigkeitsfelder, was auf eine durchaus vorhandene Wechselbereitschaft innerhalb des Berufslebens hindeutet. Doch die Motivation, tätig zu sein, die bleibt.

Wunsch nach mehr Freizeit

Für die meisten Arbeitnehmer zählt ein gesicherter Lebensstandard im Alter zu den hauptsächlichen Faktoren für den Renteneintritt. Zwei Drittel der Beschäftigten sehen den Zeitpunkt des Renteneintritts dann gekommen, wenn das finanzielle Polster im Alter absehbar gesichert ist. Etwa die Hälfte der Befragten gibt den Wunsch nach mehr Freizeit als Hauptgrund für den Renteneintritt an. Ebenso viele glauben, dass für sie der richtige Zeitpunkt dann gekommen ist, wenn sie das Gefühl besitzen, genug geleistet zu haben. Dieses Bild eines „wohlverdienten Ruhestands“ prägt die Einstellung vieler Arbeitnehmer und verstärkt den Wunsch nach einem früheren Renteneintritt.

Mehr Unternehmen setzen auf Silver Worker

Eine wachsende Zahl von Unternehmen beschäftigt auch Rentner, die über das Rentenalter hinaus beruflich aktiv bleiben möchten – sogenannte Silver Worker. Während 2019 nur rund 40 Prozent der Unternehmen Arbeitnehmer dieser Altersgruppe hatten, ist es mittlerweile etwa die Hälfte. Doch die Beschäftigung älterer Arbeitnehmer stößt mitunter auf (bürokratische) Hürden. So berichten drei von zehn Unternehmen von Schwierigkeiten aufgrund arbeits- und sozialrechtlicher Bestimmungen. In Unternehmen mit Erfahrung in der Beschäftigung von Silver Workern sind es sogar 38 Prozent, die rechtliche Hürden beklagen.

Ein erfüllender Job kann die Bereitschaft fördern, auch über das reguläre Rentenalter hinaus tätig zu bleiben. Rund ein Drittel der abhängig Beschäftigten zeigt Interesse an einer Weiterbeschäftigung nach dem Renteneintritt. Unter Führungskräften und Hochschulabsolventen liegt der Anteil mit 42 bis 46 Prozent sogar höher. Im Gegensatz dazu wünschen sich Arbeitnehmer ohne Berufsausbildung und ohne Führungsverantwortung seltener eine Weiterbeschäftigung.