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    Private Altersvorsorge

    In die eigenen Hände genommen: So schließt sich die Rentenlücke.

    Private Altersvorsorge | 23.6.2023 Drucken

    Vermieter rechnen sich ihre Immobilie schön

    Die vermietete Immobilie gilt als die perfekte Altersversorgung. Viele Kapitalanleger machen allerdings nach Abzug der Inflation ein schlechtes Geschäft mit ihrer Immobilie.

    Wer die sinkenden Preise nutzen will, um in eine Immobilie zu investieren, sollte ein paar Punkte beachten, damit das Betongold nicht zum Vermögensgrab wird.

    Jahrelang sind die Preise für Immobilien in den meisten Regionen in Deutschland explodiert. Jetzt hat sich der Trend umgekehrt. „Der mehr als zehnjährige Anstieg der Kaufpreise ist beendet“, resümierten die sogenannten Immobilienweisen Anfang des Jahres in ihrem Frühjahrsgutachten zum deutschen Immobilienmarkt.

    Das Immobilienportal Immowelt hat ermittelt, dass beispielsweise in 106 von 117 untersuchten Stadt- und Landkreisen in Süddeutschland die durchschnittlichen Kaufpreise in den vergangenen zwölf Monaten um bis zu 15 Prozent gesunken sind. Selbst in Städten wie München oder Stuttgart, in denen die Preise lange Zeit nur eine Richtung kannten, verlieren vor allem ältere Häuser und Wohnungen an Wert. In Berlin sind die Preise laut Immowelt zwischen Juni 2022 und Juni 2023 um knapp drei Prozent gefallen.

    Ausfallwagnis oft unterschätzt

    Gleichzeitig steigen vor allem in den größeren Städten die Mieten weiter an. Sinkende Preise bei steigenden Mieten bedeutet eine höhere Rendite. Für Immobilienanleger eigentlich eine gute Ausgangslage, um zu investieren. Doch: „In der Praxis rechnen sich viele Anleger ihre Immobilieninvestition schön und überschätzen die Rendite ihrer vermieteten Eigentumswohnung“, weiß Michael Thaler, Vorstand der TOP Vermögen in München. Der Grund: Sie rechnen meist zwar die nicht umlagefähigen Nebenkosten und die Zinsen für ein Darlehen als Kosten, nicht aber Rücklagen für Mietausfälle, Modernisierungen und Reparaturen. „Insbesondere das sogenannte Ausfallwagnis kalkulieren viele Eigentümer nicht“, sagt Thaler.

    Wenn ein Mieter mal nicht zahlt oder man einen der berüchtigten Mietnomaden bekommt, rauscht die Rendite oft in den Keller. „Wer keine böse Überraschung erleben will, rechnet Zeiten für Renovierungen und ein paar Monate Leerstand ein“. Politische Entscheidungen wie die Mietpreisbremse oder die momentan viel diskutierten Auflagen für mehr Klimaschutz können die Mieterträge zusätzlich aufzehren und die Ertragschancen senken. In guten Lagen sollte dieses Risiko mit ein bis zwei Prozent der Mieteinnahmen berücksichtigt werden, rät Thaler. In Regionen mit hoher Abwanderung müsse man mit bis zu fünf Prozent rechnen.

    Einwohnerschwund führt zu Leerstand

    Real gerechnet machten in der Vergangenheit viele Immobilienbesitzer mit ihrer Altersvorsorge aus Beton ein Minusgeschäft. Die Immobilienweisen ermittelten, dass durch den starken Anstieg der Kaufpreise im letzten Jahrzehnt die Renditen für Wohnungsvermietungen kaum über zwei bis drei Prozent lagen. „Das ist zwar besser als die Nullzinsen, die es lange Zeit auf festverzinsliche Anlagen gab, allerdings bieten heute Banken schon auf Fest- und Tagesgelder mehr als drei Prozent Zinsen“, erinnert Thaler.

    Um beim Immobilienkauf nicht zu viel zu bezahlen, müssen Anleger den richtigen Wert des Objektes einschätzen können. „Der Wert einer Immobilie hängt von verschiedenen Faktoren ab“, weiß Rainer Laborenz, Geschäftsführer der Azemos Vermögensverwaltung in Offenburg. Von Maklern wird dabei oft die Regel „Lage, Lage, Lage“ beschworen. Laborenz rät, sich zunächst die Region anzuschauen, in der sich die Immobilie befindet. Neben der wirtschaftlichen Stärke der Region sollte sie eine positive Bevölkerungs- und Kaufkraftentwicklung aufweisen. Sinkende Einwohnerzahlen führen in einigen Gegenden dazu, dass immer mehr Wohnungen leer stehen. „Je kleiner der Markt ist, desto schwerer lässt sich eine Immobilie wieder verkaufen“, warnt Laborenz.

    Alte Heizung erfordert teure Sanierung

    Das gelte in guten Lagen auch für ältere Gebäude, insbesondere wenn sie noch mit einer Ölheizung ausgestattet sind, oder für eintönige Siedlungsbauten. Zudem sollte die Gemeinde, in der die Immobilie liegt, mit dem Auto und öffentlichen Verkehrsmitteln gut erreichbar sein. „Immobilien in Gegenden mit einer guten Infrastruktur und einer starken Wirtschaft erzielen höhere Preise“, weiß Laborenz.

    Bei der Mikrolage sollten Käufer dann die unmittelbare Umgebung der Immobilie betrachten. Dabei spielen die Erreichbarkeit von Einkaufsmöglichkeiten, Kindergärten, Schulen und anderen wichtigen Einrichtungen eine Rolle. Auch hier gelte: Passen alle Rahmenbedingungen, sind die Immobilien in der Regel teurer. Es lassen sich aber auch höhere Mieten erzielen und das Risiko eines Leerstands ist geringer. Zudem sollte die Immobilie dem neuesten energetischen Standard entsprechen, um teure Sanierungen zu ersparen.

    Die Mietrendite zählt

    Um den Wert zu ermitteln, helfen sogenannte Immobilienrechner von Portalen wie PlanetHome. Diese ermöglichen zumindest eine grobe Einschätzung, so Laborenz. Dennoch sollten Käufer vor der Entscheidung bei Maklern, Banken und Gutachtern anfragen, um den Marktwert zu ermitteln.

    Generell abraten vom Immobilienkauf will Laborenz nicht. „Bei der Altersvorsorge sollten Immobilien berücksichtigt werden. Mietfreies Wohnen oder zusätzliche Mieteinnahmen können das Leben im Alter deutlich entspannter machen“. Allerdings warnt er vor übereilten Kaufentscheidungen. „Wer heute zu aktuell meist noch überteuerten Preisen kauft, kann auf viele Jahre nicht realistisch mit einem Inflationsschutz rechnen, sondern muss die Sinnhaftigkeit der Investition voll auf die Mietrendite abstellen“, sagt Laborenz.

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