Pflege

Pflege zwischen massiver Belastung und Reformbedarf

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14. Juli 2025

Pflege zwischen massiver Belastung und Reformbedarf

Der Pflegereport 2025 zeigt, welch massive Belastungen und welch enormer Reformbedarf in der Pflege vorherrschen.


Der neue Pflegereport 2025 der DAK-Gesundheit offenbart eine dramatische Zunahme der Pflegebedürftigen in Deutschland. Zugleich verweist er auf generelle wie strukturelle Schwächen im System. In der Summe zeigt sich so, dass politisches Handeln bei der Pflege immer dringender wird.

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Der aktuelle Pflegereport 2025 der DAK-Gesundheit dokumentiert die tiefgreifenden Herausforderungen in der Pflegeversorgung in Deutschland. Die Zahl der Pflegebedürftigen ist in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen. Derzeit sind es rund 5,2 Millionen Menschen. Prognosen zufolge wird sich diese Zahl bis 2055 auf etwa 6,8 Millionen erhöhen. Jedoch fehlt es bereits heute an Personal, Planungssicherheit und entlastenden Strukturen, insbesondere für pflegende Angehörige. Der Report macht detailliert deutlich: Ohne grundlegende Reformen drohen Qualitätseinbußen und Überlastung im gesamten Pflegesystem.

Besonders alarmierend sind die Befunde zur häuslichen Pflege. Zwei Drittel aller Pflegebedürftigen werden zuhause versorgt – oft ausschließlich durch Angehörige. Diese tragen damit eine zentrale Säule der Pflege. Doch die Belastung ist hoch. Über die Hälfte der befragten pflegenden Angehörigen klagt über körperliche und psychische Erschöpfung. Der Anteil derer, die sich durch die Pflege stark oder sehr stark belastet fühlen, liegt bei über 60 Prozent. Besonders betroffen sind Frauen zwischen 50 und 70 Jahren. Eine Bevölkerungsgruppe, die selbst häufig in der „Rush-Hour des Lebens“ steckt, beruflich eingebunden ist und oftmals noch parallel Kinder betreut.

Fachkräftemangel verschärft Versorgungslücke

Der DAK-Pflegereport identifiziert den Personalmangel als strukturelles Kernproblem. Schon heute fehlen bundesweit rund 120.000 Pflegekräfte. Bis 2040 könnte sich diese Lücke auf 270.000 ausweiten, wenn nicht massiv gegengesteuert wird. Vor allem stationäre Einrichtungen und ambulante Dienste sehen sich mit einem wachsenden Personalengpass konfrontiert. Die Folge: längere Wartezeiten, abgesagte Einsätze, Qualitätseinbußen und eine zunehmende Überforderung der vorhandenen Pflegekräfte. Regional kann die individuelle Versorgung von Pflegebedürftigen schon heute nicht mehr im vollen Umfang gewährleistet werden.

Ein weiteres Ergebnis des Reports dokumentiert die ungleiche regionale Verteilung von Pflegeangeboten. Während in einigen Bundesländern wie Bayern oder Baden-Württemberg vergleichsweise gute Versorgungsstrukturen bestehen, weisen ostdeutsche Flächenländer wie Sachsen-Anhalt oder Brandenburg deutlich höhere Pflegequoten bei gleichzeitig geringerem Versorgungsangebot auf. Auch die Qualität unterscheidet sich deutlich – insbesondere zwischen städtischen und ländlichen Regionen. Der Pflegereport fordert hier gezielte strukturelle Unterstützung und finanzielle Steuerung durch Bund und Länder.

Pflegereform bleibt eine zentrale Aufgabe

Der Pflegereport 2025 versteht sich nicht nur als Bestandsaufnahme, sondern auch als Appell: Die Pflegeversicherung müsse grundlegend reformiert werden, um den Herausforderungen des demografischen Wandels gerecht zu werden. Dazu gehören eine bessere finanzielle Unterstützung für Angehörige, mehr Investitionen in stationäre und ambulante Strukturen sowie ein nachhaltiges Personalmanagement. Die Pflege ist längst zu einer gesamtgesellschaftlichen Aufgabe geworden. Doch die politischen Maßnahmen und versorgungsbezogenen Strukturen bleiben bislang hinter einem gewaltigen wie zeitkritischen Reformbedarf zurück.