Nationale Rentensysteme im Vergleich – was der OECD Pensionsbericht 2025 zeigt

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10. Dezember 2025

Nationale Rentensysteme im Vergleich – was der OECD Pensionsbericht 2025 zeigt

Nationale Rentensysteme stehen in allen Industriestaaten unter Druck. Alterung, veränderte Erwerbsbiografien und Staatsfinanzen belasten die Stabilität. Auch in Deutschland wachsen die Belastungen für die gesetzliche Altersvorsorge.

Der Ende November auszugsweise veröffentlichte OECD Pensionsbericht 2025 „Pensions at a Glance“ bietet einen aktuellen internationalen Vergleich nationale Rentensysteme. Er zeigt deutliche Leistungsunterschiede zwischen den Staaten und macht klar, dass in vielen Ländern ohne zusätzliche Vorsorge enorme Versorgungslücken entstehen können. Länder wie die Niederlande und Dänemark zeigen zugleich, dass ein starkes Mehrsäulenmodell trotz Demografie weiterhin ein hohes Niveau an Altersabsicherung ermöglichen kann.

OECD Pensionsbericht 2025: Basis für den Vergleich

Der Bericht analysiert die Rentensysteme aller OECD- und G20-Staaten. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf dem demografischen Wandel. Die Zahl der Menschen ab 65 je 100 Personen im Alter von 20 bis 64 Jahren steigt von 33 im Jahr 2025 auf 52 im Jahr 2050. Diese Entwicklung belastet umlagefinanzierte Systeme stark. Länder mit einer verpflichtenden kapitalgedeckten Säule – etwa die Niederlande – können diese demografische Last besser abfedern.

Ersatzquoten: Nationale Systeme mit sehr unterschiedlichen Leistungen

Die Nettoersatzquote misst das Verhältnis der künftigen Nettorente zum letzten Nettoverdienst. Im OECD-Durchschnitt liegt die Ersatzquote für Durchschnittsverdienende bei 63,2 Prozent. Für Geringverdienende beträgt sie im Schnitt 76 Prozent. In einigen Ländern liegen die künftigen Ersatzquoten jedoch weit unter 40 Prozent. Spitzenreiter sind die Niederlande und Dänemark mit kombinierten Ersatzquoten teils über 80 Prozent.

Deutschland im Fokus der OECD und mit niedriger Nettoersatzquote

Der spezifische Deutschland-Part zeigt: Für künftige Durchschnittsverdienende ergibt sich eine Nettoersatzquote von 53,3 Prozent – klar unter dem OECD-Mittel. Mit angenommener freiwilliger Vorsorge von vier Prozent des Einkommens steigt die Quote auf 68,0 Prozent. Deutschland weist im Vergleich eine geringe Umverteilung zugunsten niedriger Einkommen auf. Die Grundrente erhöht die Ersatzquote von Geringverdienenden lediglich um vier Prozentpunkte. Länder wie Australien und Kanada erzielen bei Geringverdienenden deutlich höhere Quoten von über 80 Prozent.

Weitere Befunde: Rentenalter, Gender-Rentenlücke und Demografie

Viele OECD-Staaten koppeln das Rentenalter an die Lebenserwartung. Das normale Rentenalter für heutige Berufseinsteigende liegt im Schnitt bei Mitte sechzig. Die geschlechtsspezifische Rentenlücke beträgt im OECD-Mittel weiterhin rund ein Viertel. Frauen müssen sich also in punkto gesetzlicher Rente immer noch mit deutlich weniger Liestungen abfinden. Für Deutschland erwartet die OECD einen Rückgang der Erwerbsbevölkerung um etwa 23 Prozent in den kommenden vier Jahrzehnten. Gleichzeitig zeigen Länder wie Schweden und Island, dass hohe Erwerbsquoten Älterer die Nachhaltigkeit staatlicher Rentenstrukturen deutlich verbessern können.

Einordnung: Nationale Rentensysteme zwischen Leistung und Stabilität

Der OECD Pensionsbericht verdeutlicht einen anhaltenden Zielkonflikt zwischen Leistungsniveau und Finanzierungsfähigkeit. Dieser wird durch den demografischen Wandel weltweit geprägt. Deutschlands Rentensystem liegt im internationalen Vergleich nur im Mittelfeld. Für eine führende Industrienation sollte eigentlich mehr „Altersabsicherung“ möglich sein. Ohne ergänzende Vorsorge drohen Lücken zwischen Erwerbseinkommen und Alterseinkommen. Länder mit breiter Zusatzvorsorge und automatischen Sparmechanismen sind besser aufgestellt. Die Beispiele der Niederlande und Dänemark zeigen, dass verpflichtende kapitalgedeckte Elemente langfristig stabile Ersatzquoten ermöglichen können.