Lebensversicherung ist fällig: Einmalzahlung oder Rente?

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14. August 2025

Lebensversicherung ist fällig: Einmalzahlung oder Rente?

Viele haben lange über eine Lebensversicherung für die Altersvorsorge gespart und stehen am Ende vor der Frage, wie sie die angesammelten Ansprüche bei Ablauf nutzen sollen. Einfache Antworten gibt es dafür leider nicht. Aber es lohnt sich, eine gute Strategie zu entwickeln – da sind sich die Experten einig. 

Statistisch hat fast jeder Deutsche eine Lebensversicherung. Laut dem Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft standen Ende 2024 rund 83,6 Millionen Bundesbürgern die beeindruckende Zahl von 80,3 Millionen Verträgen gegenüber.

Allerdings hat der Altersvorsorgeklassiker in den letzten Jahren etwas an Glanz verloren: „Die Lebensversicherung spielt bei unabhängigen Anlageempfehlungen eigentlich keine Rolle mehr, da gibt es zeitgemäßere Möglichkeiten“, sagt Timo Veeneman, Finanzanlagen- und Versicherungsfachmann beim Osnabrücker Vermögensverwalter Spiekermann & CO AG. Aber das heißt nicht, dass die Policen keine Bedeutung mehr haben – ganz im Gegenteil. Laut dem Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft haben sich Leistungsansprüche von 1.212,7 Milliarden Euro bis Ende 2024 aufgebaut und allein im letzten Jahr wurden 99,1 Milliarden Euro ausbezahlt. Aber was tun, wenn die Versicherung fällig wird?

Flexibilität oder lebenslagen Zahlung

Oft gibt es die Wahlmöglichkeit, sich am Ende der Laufzeit die ganze Summe überweisen zu lassen oder eine monatliche Auszahlung zu wählen, die dann erst mit dem Tod endet. Was die richtige Entscheidung ist, lässt sich nicht pauschal beantworten. „Eine Einmalzahlung bietet mehr Flexibilität, etwa für größere Anschaffungen oder für einen Schuldenabbau“, sagt Michael Craatz vom Vermögensverwalter Hansen & Heinrich AG mit Niederlassungen von Berlin bis Kempten im Allgäu. „Dagegen sichert eine monatliche Rente ein lebenslanges, planbares Einkommen und ist besonders sinnvoll, wenn gesetzliche Renten nicht ausreichen oder eine stabile Absicherung gewünscht ist.“

Die Entscheidung hängt von der persönlichen Lebenssituation, Gesundheit und Risikobereitschaft ab. Wer sich für die Auszahlung entscheidet, sollte sich aber Gedanken über das Thema Anlagestrategie machen. Laut Bundesamt für Statistik lebt ein 65-jähriger Mann im Durchschnitt noch weitere 17,5 Jahre, eine Frau sogar 20,8 Jahre. Das ausgezahlte Vermögen unter das sprichwörtliche Kopfkissen zu legen oder auf dem kaum verzinsten Girokonto liegen zu lassen, ist also keine so gute Idee. Liegt die jährliche Geldentwertung lediglich bei moderaten zwei Prozent im Jahr, verliert das Vermögen in zwei Jahrzehnten fast ein Drittel seiner Kaufkraft. Anders ausgedrückt: von 100.000 Euro können dann in 20 Jahren nur noch Waren und Dienstleistungen im heutigen Wert von rund 67.300 Euro gekauft werden. Bei fast zweistelligen Inflationsraten, wie wir sie zuletzt erlebt haben, wäre der Effekt entsprechend stärker. Deswegen ist es wichtig, auch im Rentenalter bei der Geldanlage die finanzielle Gesamtsituation einzubeziehen und in die Zukunft zu denken.

Reserve und Rendite einplanen

Niemand kann pauschal sagen, wie lange ein Finanzpolster aus einer Lebensversicherung für den Ruhestand reichen muss. Einerseits weiß keiner, wie viel Jahre bis zum Lebensende verbleiben. Andererseits gibt es große individuelle Unterschiede bei der finanziellen Ausgangslage. Etwa welche gesetzlichen Vorsorgeansprüche bestehen und wie groß eine zu schließende Rentenlücke ist, um den Lebensstandard zu erhalten. Aber Erspartes sollte grundsätzlich so angelegt sein, dass zumindest die reale Kaufkraft erhalten bleibt. „Aktieninvestments bieten langfristig höhere Renditen, bergen aber Schwankungsrisiken“, sagt Hansen & Heinrich-Experte Michael Craatz und fügt hinzu, „wichtig sind eine breite Diversifikation, emotionale Disziplin und ausreichende Liquiditätsreserven.“

Keinem ist geholfen, wenn plötzlich eine teure Reparatur am Haus anfällt oder eine Pflegesituation eintritt und dann der Anleger in einem schlechten Börsenumfeld in Panik verkauft. „Deswegen sollte eine gute Balance zwischen schnell verfügbaren Reserven und rentableren Investments angestrebt werden, die im Wert schwanken können oder generell eine längere Anlageperspektive voraussetzen“, rät auch Timo Veeneman vom unabhängigen Vermögensverwalter Spiekermann & CO AG. Was im Einzelfall der Königsweg ist, kann eigentlich nur eine umfassende Analyse herausfinden, die auch Themen wie Erbschaftsplanung, Steuerfragen, persönliche Anlageziele und vieles mehr umfasst. Der Aufwand kann sich dann aber lohnen und erheblich zu einem finanziell abgesicherten Lebensabend beitragen.