Die Langlebigkeit nimmt laut Statistik zu. Wir haben zu diesem Thema aktuelle Daten und ausgewählte Hintergründe zu Hundertjährigen, Lebenserwartung und Altersstruktur in Deutschland wie international zusammengestellt.
Langlebigkeit ist für die meisten Menschen wohl vor allem eines: eine gute Nachricht. Mehr Lebenszeit eröffnet ihnen mehr Raum für Familie und Freundeskreis, Kultur und Reisen, Engagement und Bildung in späteren Lebensphasen. Gleichzeitig verändert sich der Alltag vieler Menschen – vom Wohnen über Mobilität bis zur Gesundheitsversorgung. Wer diese Entwicklung verstehen will, beginnt bei ausgewählten Daten und fragt zugleich, was diese über Gegenwart und Zukunft unserer Gesellschaft verraten könnten.
Deutschland wird älter – die wichtigsten Befunde

Die amtliche Statistik zeigt ein klares Bild. Ende 2024 lebten in Deutschland rund 17.900 Menschen, die 100 Jahre oder älter sind. Seit 2011 entspricht das einem Zuwachs um 24 Prozent. Dabei gibt es hierzulande regionale Unterschiede. In Hamburg kamen zuletzt 2,9 Hundertjährige und ältere auf 10.000 Einwohnerinnen und Einwohner, in Bayern 1,8. Zudem liegt die Lebenserwartung bei Geburt wieder nahe am Vor-Pandemie-Niveau: 83,5 Jahre bei Frauen und 78,9 Jahre bei Männern. Ergänzend dazu verdeutlicht die Sterbetafel, dass die verbleibende Lebenserwartung mit 65 Jahren beachtlich ist – bei Frauen gut zwei Jahrzehnte, bei Männern im oberen Zehnerbereich. In der Altersstruktur spiegelt sich dieser Trend in einer Kennzahl wider, die oft übersehen wird: Der Altenquotient liegt bei 39 Prozent, also knapp vierzig Personen im Ruhestandsalter je hundert Menschen im Erwerbsalter.
Frauen im Fokus

Es ist mehr als eine statistische Fußnote, dass in Deutschland die Frauen unter den mindestens Hundertjährigen mit 84 Prozent klar überwiegen. Dieser Umstand verweist vielmehr auf vielfältige Unterschiede in Biografien, Gesundheit sowie Lebensläufen und öffnet neue Erzählräume: vom sehr hohen Alter in Familie und Nachbarschaft bis zu Kultur-, Sport- und Bildungsprojekten, die ausdrücklich späte(re) Lebensphasen adressieren. Dadurch verschieben sich Perspektiven auf das Altern generell – weg von potenziellen Defiziten hin zu individuellen Möglichkeiten.
Wo besonders viele Hundertjährige leben
Auch international wächst die Gruppe der mindestens Hundertjährigen spürbar – wenn auch von einem niedrigeren Ausgangsniveau als hierzulande. Nach entsprechenden Projektionen der Vereinten Nationen stieg die Quote weltweit von 0,4 auf 0,7 je 10.000 Einwohner zwischen 2011 und 2024. Gleichzeitig legte die absolute Zahl im selben Zeitraum von 303.000 auf rund 587.000 zu. Etwa vier Fünftel davon sind Frauen, konkret 81 Prozent. Die größten Gruppen finden sich derzeit in Japan mit etwa 121.000 Personen, gefolgt von den Vereinigten Staaten mit rund 70.000 und China mit ungefähr 43.000.
Was unsere Langlebigkeit antreibt
Getrieben wird diese Entwicklung von mehreren, oftmals sich gegenseitig verstärkenden Faktoren. Medizinische Fortschritte in der Herz-Kreislauf-Medizin, Onkologie, Akutversorgung und alterszugeschnittene Impfangebote senken seit Jahren die Sterblichkeit. Prävention beginnt früher und Rehabilitation ist breiter verfügbar. Dazu kommen Verbesserungen im Lebensstil (weniger Tabak und Alkohol), in Arbeitssicherheit und Ernährung sowie ein höheres Gesundheitsbewusstsein. Soziale und regionale Unterschiede bleiben bestehen. Doch der übergeordnete Trend ist robust: Mehr Menschen erreichen ein sehr hohes Alter. In der Regel gestalten sie ihre „zusätzlichen“ Jahre aktiver als es noch frühere Generationen konnten.
Mehr Lebenszeit schafft längeren Gestaltungsspielraum

Die Zahl sehr alter Menschen steigt. Mehr Lebensjahre verändern individuelle Routinen wie gesellschaftliche Erwartungen. Wohnungen werden länger genutzt. Barrierearmut und kurze Wege gewinnen an Bedeutung. Quartiersnahe Angebote erleichtern eine anhaltende Teilhabe. Arbeit, Bildung und Freizeit verteilen sich anders über den Lebensverlauf. Angebote rücken in den Vordergrund, die Autonomie und Mobilität unterstützen sowie individuelle Begegnungen fördern. Weiterbildungen, Projekte und Ehrenamt sind für viele künftig (noch) länger möglich. Kurz gesagt: Wer Langlebigkeit mit Gestaltungsspielraum verknüpft, erzählt vom Älterwerden als einer vielfältigen Lebensphase.