Was ist gerade los mit den Aktienmärkten?
An den Aktienmärkten geht es derzeit recht turbulent zu, mal hoch, mal runter, mal seitwärts. Nach der Jahresend-Rally 2023 ging den Aktienmärkten gefühlt die Puste aus. Doch das ist nicht die ganze Wahrheit.
Viele Indizes werden bereits wieder mit deutlichem Abstand zu ihren Höchstkursen gehandelt. Das sind Chancen, die man nutzen sollte. Aber bleibt die Tristesse vorerst an den Aktienmärkten? Keine Sorge: Es lässt sich erklären, womit der holprige Start ins Jahr 2024 in erster Linie zusammenhängt und was das für die Anlagestrategie bedeutet.
Ende 2023 hing der Himmel voller Geigen. Alle hatten die Zinssenkungen der Europäischen Zentralbank (EZB) und vor allem der US-Notenbank Fed vor Augen. Was niedrigere Zinsen und eine lockere Geldpolitik mit Aktienmärkten machen können, haben wir alle kurz nach Ausbruch der Pandemie gesehen. Kaum öffneten sich die Schleusen von Regierungen und Notenbanken, starteten die Aktien durch und zeichneten das aus heutiger Sicht für 2020 markante „V“. Auf einen steilen Absturz an den Aktienmärkten folgte eine ebenso rasante Rally. Auch Ende 2023 haben viele Marktteilnehmer eine ähnliche Bewegung erwartet, vielleicht waren die Erwartungen etwas überzogen, aber auch der Blick auf das gute Zahlenwerk vieler Unternehmen stützte die positive Jahresendbewegung.
Inzwischen scheint klar, dass die großen Notenbanken ihre Zinsen nicht im März senken werden, denn noch ist die Inflation zu hoch. So lag die US-Teuerungsrate im Dezember mit 3,4 Prozent nicht nur über den Prognosen von 3,1 Prozent, sondern auch über dem Novemberwert von ebenfalls 3,1 Prozent. Auch die US-Wirtschaft und der Arbeitsmarkt präsentieren sich recht robust. Die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe sind zuletzt auf den tiefsten Stand seit September 2022 gesunken.
Märkte waren etwas voreilig, lagen aber nicht falsch
Sowohl die Fed als auch die EZB warten mit Zinssenkungen weiter ab. In Europa steht es um das Wachstum zwar deutlich schlechter als in den USA, doch bleibt die Inflation auch innerhalb der Eurozone eine Bedrohung. Hinzu kommen Arbeitskämpfe und die Aussicht auf hohe Lohnabschlüsse, die ebenfalls die Teuerung befeuern könnten. Auch deswegen wartet die EZB ab. Eine Zinssenkung im Sommer sei zwar „wahrscheinlich“, doch komme es in erster Linie auf die Entwicklung der Daten bis dahin an. Diese abwartende und prüfende Haltung der Notenbanken und das Vorwegnehmen der schnellen Zinssenkungen sorgen für die aktuellen Kursbewegungen.
Auf lange Sicht bergauf – vorausgesetzt, die Strategie stimmt
Als Marktakteur mit einem Erfahrungsschatz von 30 Jahren weiß man solche Situationen einzuschätzen und entsprechend zu handeln. Ähnliche Phasen gab es schon mehrfach. Der Anfang eines längeren Aufschwungs an der Börse ist fast immer von Unsicherheit geprägt. Private Anleger neigen in diesen noch holprigen Phasen zu Fehlentscheidungen, was den Kaufzeitpunkt angeht. Schlimmstenfalls werfen sie ihre auf langfristigen Vermögensaufbau ausgerichtete Anlagestrategie über Bord und interessieren sich weniger für aussichtsreiche Aktien. Dabei ist es doch so einfach. Gute Aktien, einen langen Zeithorizont, ein aktives Vermögens- und Risikomanagement und fertig ist der Anlageerfolg.
Den Aktienmärkten nun den Rücken zu kehren, wäre mehr als fahrlässig
Fakt ist: Die Entwicklung der Aktienmärkte nun von der Seitenlinie zu betrachten, ist sicherlich keine gute Idee. Das aktuelle Kursniveau bietet viele Möglichkeiten: Investoren können sich nun bei aussichtsreichen Unternehmen in aller Ruhe positionieren. Da Konsolidierungsphasen Teil der wellenförmigen Bewegungen an den Aktienmärkten sind, ist Verunsicherung fehl am Platze. Wie im Dezember 2023 gilt auch heute für Anleger das Motto „Dabei sein ist alles“. Auf lange Sicht bietet die Aktienanlage die attraktivste Rendite – vorausgesetzt, Anleger machen nicht immer wieder die gleichen Fehler und ruinieren so ihr Depot.
Gastautor Dr. Markus C. Zschaber ist Gründer der V.M.Z. Vermögensverwaltungsgesellschaft in Köln.
Übrigens: Welche Fehler Anleger immer wieder machen und somit ihren langfristen Vermögensaufbau gefährden, ist im Vermögenskompass „So ruinieren Sie Ihr Depot!“ zusammengefasst.
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