Mit Faktor-ETF den breiten Markt schlagen
Wer träumt nicht davon: auf Dauer den breiten Aktienmarkt schlagen, ohne dafür allzu große Risiken einzugehen? Mit sogenannten Faktor-ETF ist das möglich.
Diese Indexfonds setzen auf Aktienindizes, bei denen bestimmte Faktoren wie gute Unternehmenszahlen oder hohe Kursgewinne im Vordergrund stehen. Doch nur wenige dieser speziellen ETF konnten den breiten Markt bislang zuverlässig übertreffen.
Wer in den letzten Jahren in Aktien investiert und dabei Nordamerika nicht vernachlässigt hat, kann sich über sehr ordentliche Gewinne freuen. So hat ein Investment in den Weltaktienmarkt in den vergangenen drei Jahren eine Rendite von gut 34 Prozent und damit etwa 10,4 Prozent jährlich gebracht. Über fünf Jahre waren es 82 Prozent, was einer jährlichen Rendite von gut 13 Prozent entspricht. Aus Sicht von Franz Kaim von der KIDRON Vermögensverwaltung „ein durchaus respektables Ergebnis für eine passive Aktienanlage über ETF“.
Faktor-ETF basieren auf der Forschung
Seit einiger Zeit verspricht die Finanzindustrie Anlegern, dass mit speziellen ETF noch höhere Renditen möglich seien. Dabei berufen sich die Marketingabteilungen auf die Wissenschaft, die sich seit Jahren fragt: Welche besonderen Bedingungen sind für den Erfolg von Unternehmen bzw. von Aktien ausschlaggebend? Die Akademiker haben eine ganze Reihe von Faktoren erforscht, die seither die Basis für neue Indizes und entsprechende Indexfonds darstellen: die Faktor-ETF.
Die Bandbreite dieser Faktoren reicht von unterbewerteten Aktien (Value) und kleineren Unternehmen (Small Cap) über geringe Schwankungen des Aktienkurses (Low Volatility) bis hin zu starkem Wachstum bei Umsatz und Erträgen (Quality) und ausgeprägten Anstiegen des Aktienkurses (Momentum). „Das ist ein sehr bunter Strauß von Faktoren, bei denen sich die Wissenschaft offenbar selbst nicht einig geworden ist“, gibt Anton Vetter von BV&P Vermögen in Kempten zu bedenken. „Daher müssen sich interessierte Anleger fragen, welche Faktoren sie selbst für plausibel halten“, erklärt der unabhängige Vermögensprofi.
Vor der Qual der Faktoren-Wahl
Bei der Auswahl geeigneter Faktoren-ETF können sie sich entweder mehr oder minder ungeprüft auf die Aussagen anderer verlassen oder auf eigene Faust nachforschen. „Wer selbst prüft, erkennt, dass sich die Versprechen der Finanzindustrie längst nicht immer erfüllen“, weiß Vermögensverwalter Kaim. In der Tat zeigt der Rückblick auf die vergangenen drei bzw. fünf Jahre, dass nur wenige Faktor-ETF besser abgeschnitten haben als der breite Aktienmarkt. Bei denjenigen, die besser liefen, gibt es handfeste Gründe dafür.
Momentum-ETF sind ganz vorn mit dabei
Die Rangliste der Faktoren-ETF führen sogenannte Momentum-ETF sowie Quality-ETF an. Bei den Momentum-Indexfonds liegt es auf der Hand, dass sie ganz vorne mitspielen. Sie enthalten jene Aktien, die in den letzten sechs bzw. zwölf Monaten besonders stark zugelegt haben. „Zwar können einzelne Aktien durchaus wieder in der Versenkung verschwinden. Doch bis es so weit ist, kann man von ihren starken längerfristigen Trends profitieren. Momentum-ETF machen das auf einfache Weise möglich“, sagt Vermögensverwalter Vetter. So hat der Momentum-ETF von iShares auf den MSCI World in fünf Jahren 87 Prozent zugelegt – fünf Prozentpunkte oder jährlich einen knappen Prozentpunkt mehr als der „normale“ MSCI World-ETF dieses Anbieters.
Quality-ETF: Logische Gründe für hohe Renditen
Besser als der Markt liefen auch Faktor-ETF, die auf Qualität setzen. Durch diese Auswahl landen ausschließlich Unternehmen im Index, die sich durch eine hohe Eigenkapitalrendite, stabiles Gewinnwachstum und einen geringen Verschuldungsgrad auszeichnen. Für Vermögensprofi Kaim ist es logisch, dass diese Faktor-ETF bei der Rendite vorne mitspielen. „Auf längere Sicht folgt der Aktienkurs durchaus den Gewinnerwartungen. Steigt der Gewinn pro Aktie dauerhaft, dann spiegelt sich das auch im Kurs wider.“ Tatsächlich legte der iShares Quality-ETF auf Sicht von fünf Jahren um knapp 87 Prozent zu. Über drei Jahre waren es 37 Prozent – und damit ebenfalls mehr als die gut 34 Prozent des üblichen MSCI World-ETF.
Small Cap und Value sorgen für Rendite-Fiasko
Deutlich schlechter erging es Anlegern mit Faktor-ETF, die eher auf Annahmen der Akademiker basieren statt auf harten Fakten. Dazu zählen die Faktoren Small Cap und Value. Bei den kleinen Unternehmen geht die Wissenschaft davon aus, dass die Anleger für das höhere Risiko der Small Caps mit einer höheren Rendite belohnt werden müssten. Doch in drei Jahren brachte es der MSCI World Small Cap-ETF von iShares auf mickrige fünf Prozent (statt 34) und in fünf Jahren auf 43 Prozent (statt 82). Unter Rendite-Aspekten ist das ein echtes Fiasko. Der Value-Faktor bekleckerte sich mit 27 bzw. 47 Prozent ebenfalls nicht mit Ruhm.
Minimale Schwankungen kommen mit hohem Preis
Etwas anders sieht es beim Faktor „geringe/minimale Schwankungen“ aus. Diese ETF sind vor allem für Anleger gedacht, die ihr Verlustrisiko beim Aktieninvestment gering halten wollen. Dafür nehmen sie in der Regel Abstriche bei der Rendite in Kauf. „Angesichts der überschaubaren Performance von 18 bzw. 30 Prozent über drei und fünf Jahre stellt sich jedoch die Frage, ob nicht andere Methoden des Risikomanagements für diese Anlegergruppe sinnvoll wären“, sagt Vermögensverwalter Vetter. Dazu kann die Kombination eines „normalen“ Aktieninvestments mit Anleihen ebenso zählen wie das Risikomanagement mithilfe der Trendfolge.
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