Die Argumente sprechen für ETF mit Momentum
ETF gibt es für ganz verschiedene Indizes. Bei einigen werden die Aktien des Fonds durch einen zusätzlichen Filter geschickt. Dabei entstehen sogenannte Faktor-ETF. Im Interview erklärt Franz Kaim von der KIDRON Vermögensverwaltung, was davon zu halten ist.
Die Finanzindustrie ist erfinderisch. Sie hat Dutzende von Nachhaltigkeitsindizes auf den Markt gebracht, für die es inzwischen fast 600 Indexfonds gibt. Weniger bekannt sind die sogenannten Faktor-ETF, die entweder die Rendite steigern oder das Risiko der Aktienanlage senken sollen. Wie sind diese Faktor-Fonds einzuschätzen?
Etliche dieser Fonds sind seit fünf Jahren oder mehr auf dem Markt, sodass sich jetzt belastbare Aussagen machen lassen. Dabei zeigt sich: Längst nicht alle Angebote konnten ihr Versprechen halten. Vor allem Value und Small Cap-ETF fallen hinter den breiten Markt zurück. Indexfonds, die auf das Momentum der Aktien oder die Qualität der Unternehmen setzen, konnten ihn indes schlagen.
Warum liegen Momentum- und Qualitäts-ETF vorne?
Erstere setzen auf Fakten. Sie haben die Aktien im Depot, die sich mittel- bis langfristig stark entwickelt haben. Das ist einfach, aber wirkungsvoll, denn Trends setzen sich in der Regel länger fort, als die meisten glauben. Qualitäts-ETF wiederum kaufen Aktien von Unternehmen, die ein gutes und stabiles Gewinnwachstum aufweisen. Auch das ist offenbar ein zuverlässiger Faktor. Interessant ist, dass es bei diesen Gruppen etliche Überschneidungen gibt.
Wie können Anleger diese Faktor-Fonds nutzen?
Wer als Anleger von dem passiven Anlageprinzip überzeugt ist und es einfach halten möchte, könnte sich statt des MSCI World einen ETF auf den MSCI World Momentum ins Depot legen. In den USA, die wie so oft längere Erfahrung mit neuen Produkten haben, zeigt sich seit der Emission des Momentum-ETF für den S&P 500 im Jahr 2013: Er entwickelte sich in den vergangenen elf Jahren spürbar besser als sein Vergleichsindex.
Welchen Nachteil besitzen diese Fonds?
Wenn die Momentum-Aktien an Kraft einbüßen oder gar nach unten drehen, kann es bei einem solchen Faktor-ETF steiler nach unten gehen als im breiten Markt. Allerdings ist zum Beispiel der iShares MSCI World Momentum mit 350 Positionen noch immer recht breit gestreut.
Müssen Momentum-ETF nicht zwangsläufig zurückkommen, weil sie irgendwann überteuert sind?
Sie setzen auf Trends an den Aktienmärkten. Solange es solche starken Bewegungen gibt, dürfte man mit diesem Faktor daher gut fahren. Problematisch wird es für den Momentum-Faktor wohl vor allem in trendlosen Phasen.
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