Häufig Deckungslücken bei Direktzusagen

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08. Juli 2024

Häufig Deckungslücken bei Direktzusagen

Die Hälfte der mittelständischen Unternehmen, die in einer forsa-Umfrage Angaben zu ihrer betrieblichen Altersversorgung lieferten, hat Direktzusagen erteilt, die nicht vollständig ausfinanziert sind.

Diese Deckungslücken betragen teilweise mehr als 50 Prozent. Das ergab die Studie, die von der Versicherungsgruppe Alte Leipziger-Hallesche in Auftrag gegeben worden war. Für die Befragung wählte forsa nach einem systematischen Zufallsverfahren Kapitalgesellschaften mit 20 bis 500 Mitarbeitern über alle Branchen aus.

Betriebsrenten

Die Risiken, die aus unzureichend ausfinanzierten Pensionszusagen erwachsen, scheinen vielen Unternehmen allerdings nicht bewusst zu sein. Das schlussfolgern die Initiatoren der Umfrage aus den Ergebnissen.

Direktzusagen sind in mittelständischen Unternehmen weit verbreitet, zum Beispiel für die Altersversorgung der Gesellschafter-Geschäftsführer. Daher nimmt dieser Durchführungsweg der betrieblichen Altersversorgung (bAV) neben der Direktversicherung, die am häufigsten anzutreffen ist, im Mittelstand einen nennenswerten Umfang ein.

Bei einer Direktzusage leistet der Arbeitgeber selbst die Zahlungen der künftigen Altersversorgung. Es handelt sich anders als bei der Direktversicherung um einen internen Durchführungsweg. Daher müssen Unternehmen dafür in der Bilanz für die künftigen Renten- oder Kapitalleistungen Rückstellungen bilden. Mit Hilfe von Rückdeckungsversicherungen oder Investmentfonds kann der Arbeitgeber seine Pensionsverpflichtungen ausfinanzieren und so die Bilanz entlasten.

Probleme beim Verkauf des Unternehmens

Existiert keine Rückdeckung, hängen zum einen die künftigen Zahlungen sehr stark vom Erfolg des Unternehmens ab. Vereinfacht formuliert: Es muss in zehn oder 20 Jahren auch in der Lage sein, aus den liquiden Mitteln die Zahlungen an seine Betriebsrentner zu leisten. Zum anderen entstehen Situationen, in denen unzureichend ausfinanzierte Direktzusagen zum Problem werden können. Das ist zum Beispiel dann der Fall, wenn die Unternehmensführung wechselt oder die Eigentümer ihre Firma verkaufen wollen. Potenzielle Käufer scheuen sich häufig, solche Pensionsverpflichtungen zu übernehmen.

Die Umfrage der ALH-Gruppe zeigte aber gleichzeitig, dass mehr als die Hälfte aller familiengeführten Mittelständler angaben, dass sie in den nächsten zehn Jahren ihr Unternehmen entweder übergeben oder schließen wollen. 53 Prozent der befragten Unternehmen sind familiengeführt. Derartige Übergabepläne werden jedoch durch die nicht ausfinanzierten Pensionszusagen belastet. Eine Auflösung des Unternehmens ist zudem gar nicht möglich, so lange noch Pensionsverpflichtungen zu erfüllen sind.

DIA-Dossier warnte ebenfalls vor Risiken

Diese Problematik erkennen allerdings viele Unternehmen nicht. Nur weniger als 20 Prozent der familiengeführten Mittelständler waren in der Befragung der Meinung, dass die betriebliche Altersversorgung ein Risikofaktor für die Nachfolgeplanung sein könnte. Es fehlt also weithin das Problembewusstsein für diese und andere Risiken in der bAV. Das zeigte übrigens schon eine frühere Auswertung von Direktzusagen in einem DIA-Dossier. So bestand bei 95 Prozent der in diesem Dossier ausgewerteten Pensionszusagen eine finanzielle Unterdeckung.