Mittlerweile haben alle Börsen die Privatanleger als interessante Kundengruppe entdeckt. Sie werben mit schneller und günstiger Ausführung der Order. Die richtige Börse für jedes Wertpapier gibt es jedoch nicht. Es kommt immer auf das jeweilige Papier an.
Grundsätzlich geben die Experten den Rat, Aktien dort zu kaufen, wo der meiste Handel mit ihnen stattfindet. Deshalb sollte man bei der Auswahl eines Handelsplatzes für eine Wertpapierorder vor allem auf die Liquidität des gewünschten Wertpapiers achten.
Hintergrund: Makler kaufen Aktien zum Geldkurs und verkaufen sie zum höheren Briefkurs. Diese Differenz heißt „Spread“. Wenn viele Papiere gehandelt werden, weiß der Makler, dass er gekaufte Papiere in ausreichender Stückzahl auch wieder los wird. Er kann den Spread somit verkleinern, wodurch Anleger die Papiere günstiger handeln können. Außerdem werden an liquiden Märkten Aufträge schneller ausgeführt.
Liquidester Handel auf Xetra
Über die Zahl der gehandelten Papiere und den aktuellen Preis an den jeweiligen Börsenplätzen geben üblicherweise die Order-Portale bei Direktbanken und Finanzportalen Auskunft. Die Börse Frankfurt vereinigt dabei 90 Prozent der in Deutschland getätigten Umsätze auf sich.
Bei DAX-Werten gibt es den liquidesten Handel auf dem Xetra-System der Deutschen Börse. Hier sorgt kein Makler, sondern ein Computersystem dafür, dass Käufer und Verkäufer zueinander finden. Allerdings landen bei DAX-100-Werten (DAX und MDAX) nur Aufträge ab 100 Stück im fortlaufenden Xetra-Handel. Bei kleineren Mengen wird der Preis in der dreimal am Tag stattfindenden Auktion festgestellt. Alle anderen Werte sind ab ein Stück kontinuierlich handelbar.
Die regionalen Börsenplätze haben sich zum Teil auf bestimmte Themen spezialisiert: Stuttgart gilt beispielsweise als wichtigste Börse für Optionsscheine, München setzt auf Goldminenaktien und asiatische Werte, Düsseldorf auf Japan und Pfandbriefe, Berlin auf Nasdaq-Titel und Osteuropa-Werte. Die Garantie, dass die Order zu einem mindestens so guten Kurs wie auf Xetra abgerechnet wird, gehört zum Standard.
Außerbörsliche Alternative
Neben dem klassischen Börsenhandel gibt es noch eine weitere Möglichkeit, Wertpapiere zu kaufen bzw. zu verkaufen: außerbörsliche Handelssysteme. Wer seine Aufträge dorthin schickt, macht seine Geschäfte direkt mit dem Makler. Das hat Vorteile gegenüber dem normalen Börsenhandel: Bevor der Investor einen Auftrag gibt, bekommt er von seinem Handelspartner einen verbindlichen Kurs gestellt. Nur wenn ihm der Kurs zusagt, schickt er die Order ab. Die Ausführung der Order erfolgt sofort. Als zusätzlichen Service bieten einige Anbieter außerdem Handelszeiten an, die über die Öffnungszeiten normaler Börsen weit hinausgehen.
Dass sich Makler diesen Extra-Service durch etwas größere Spreads bezahlen lassen, ist oft verschmerzbar. Anlegern sollte aber klar sein, dass sie hier mit einem professionellen Marktteilnehmer auf der Gegenseite handeln, auf dessen faire Preisstellung sie sich verlassen müssen. Eine Handelsüberwachung gibt es nicht.
Gastautor Dr. Marc-Oliver Lux ist Geschäftsführer der Dr. Lux & Präuner GmbH & Co. KG in München