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Gold: Die Rakete erreicht neue Höhen

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03. November 2025

Gold: Die Rakete erreicht neue Höhen

Gold steigt aktuell von einem Rekordhoch zum nächsten. 4.300 US-Dollar  hat das Edelmetall mittlerweile überschritten – so teuer war es noch nie! Seit Jahresbeginn ist es ein Plus von 65 Prozent und mehr als eine Verdopplung in zwei Jahren. Wenn es läuft, dann läuft es!

Zwischen 2011 und 2023 lief der Goldpreis lange Zeit auf höherem Niveau seitwärts. Als Krisenschutz schien es nicht mehr wirklich zu funktionieren. Kryptowährungen zogen wegen ihrer hohen Dynamik und Volatilität mehr Aufmerksamkeit auf sich. Doch seitdem Trump zunehmend Unruhe in das Weltwirtschaftsgehen bringt, die Glaubwürdigkeit der US-Notenbank gefährdet und ausländische Gläubiger mit schlechteren Anleihenkonditionen abzuspeisen droht, startet die Goldpreis-Rakete wieder durch. Und es gibt gute Gründe, warum die Goldrally weitergehen könnte:

Gold als Weltreservewährung

Jahrhundertelang sicherten Staaten ihre Währungen mit Gold ab, da das Edelmetall im Gegensatz zu anderen Anlagen nicht beliebig vermehrbar ist. Seitdem die Goldpreisbindung der westlichen Währungen 1971 aufgegeben wurde und flexible Wechselkurse vorherrschen, haben die meisten Länder ihre Währungsreserven jahrzehntelang vor allem in Staatsanleihen investiert. Gefragt waren in erster Linie US-Treasuries, insbesondere bei asiatischen Staaten. Doch die Zeiten haben sich geändert: Angesichts anhaltender geopolitischer Konflikte erhöhten in den vergangenen Jahren vor allem Chinas und Russlands Notenbank ihre Goldreserven enorm. Gold hat in diesem Jahr den US-Dollar beziehungsweise US-Staatsanleihen als größte Anlage für die Währungsreserven der Notenbanken weltweit abgelöst.

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Gold als Sachwert gegen Schuldenkrisen

Lange galten langlaufende Staatsanleihen westlicher Staaten als äußerst sichere Geldanlage. Doch die Schuldenberge der G7-Länder dürften in den nächsten zehn Jahren weiterwachsen. In manchen Ländern scheint der „Point of No Return“ beim Schuldenmachen mittlerweile überschritten. Bestes Beispiel USA: Aktuell befindet sich der US-Regierungsapparat im Shutdown, weil das Haushaltsbudget erschöpft ist – neue Finanzmittel und neue Schulden müssen her. Horrorszenarien, dass die US-Staatsschuld bald 180 Prozent des BIP erreicht, rütteln am Vertrauen der Anleger und treiben sie in begrenzt verfügbare Sachwerte wie Edelmetalle.

Auch am Anleihemarkt verschieben sich Welten: So hat sich der Renditeabstand (Spread) von Staatsanleihen zu Unternehmensanleihen von Emittenten mit guter Bonität immer mehr reduziert. Denn die größten Firmen der Erde können, anders als die Staaten, meist gute Bilanzen vorweisen. Allerdings sind die Anleihenrenditen allgemein niedrig und dadurch auch die Opportunitätskosten als Alternative in Gold zu investieren.

Notenbanken in der Zwickmühle

In Europa wie in den USA bewegen sich die Notenbanken im Spannungsfeld zwischen geldpolitischen Lockerungen und Inflationsbekämpfung. Die US-Notenbank habe ein doppeltes Mandat – einerseits soll sie der Geldentwertung entgegenwirken, andererseits aber den Arbeitsmarkt bei Bedarf stützen. Sobald sich daher die US-Arbeitsmarktdaten verschlechtern, wächst der Druck für Lockerungen. In der Eurozone hat die Europäische Zentralbank zwar offiziell nur die Aufgabe, den Geldwert zu sichern. De facto habe sich die Notenbank aber verpflichtet, alles zu tun, um eine neue Euro-Krise zu verhindern. Bei beiden Wirtschaftsmächten dürften diese Zwänge den Geldwert tendenziell eher schwächen, so dass abseits der Notenbanken auch immer mehr private Anlegerinnen und Anleger nach einer harten Währung wie Gold suchen.

Chinesische Anleger entdecken Gold

Seit Jahrzehnten wird weltweit das meiste Schmuckgold in Indien und China verkauft. Auch angesichts der Immobilienkrise und der Baisse an ihrem Kapitalmarkt in den vergangenen Jahren entdecken immer mehr Chinesen Gold auch als Investment. Im Zuge des starken Goldpreisanstiegs erleben dort auch die Minenbetreiber einen Boom. So ist die Marktkapitalisierung des größten chinesischen Goldminenbetreibers Zijin Mining in diesem Jahr auf umgerechnet mehr als 100 Milliarden US-Dollar gestiegen. Weltweit hat also nicht nur ein Run auf Gold, sondern auch auf Goldminenaktien eingesetzt.

Unser Rat: Unterm Strich gibt es somit einige gute Gründe für einen weiteren Preisauftrieb im Gold. In den vergangenen Jahren sind auch hierzulande die Vermögenspreise deutlich stärker gestiegen als die Verbraucherpreise. Es zahlt sich also aus, in reale Werte zu investieren. Gold ist einer davon.



Gastautor Dr. Marc-Oliver Lux ist Geschäftsführer der Dr. Lux & Präuner GmbH & Co. KG in München
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