Rentenpflicht von mehr Selbstständigen gewählt
Ein spürbarer Anstieg der Selbstständigen, die sich freiwillig für die gesetzliche Rentenpflicht entscheiden, markiert unter Umständen eine Trendwende.
Nach den Daten der Deutschen Rentenversicherung (DRV) haben sich Ende 2022 rund 19.500 Selbstständige freiwillig für eine Pflichtmitgliedschaft registriert. Die Zahl der Antragspflichtversicherten ist damit seit dem Jahr 2009 um fast 90 Prozent gestiegen.
Damals erreichte das Interesse an einer freiwilligen Rentenversicherungspflicht unter Selbstständigen einen Tiefpunkt. Seitdem hat sich die Situation deutlich gewandelt. Dieses Wachstum setzte sich auch 2021 und 2022 fort. In diesem Zeitraum nahm die Zahl um etwa 5,1 Prozent oder knapp 1.000 Personen zu.
Die Entscheidung vieler Selbstständiger, sich freiwillig in der gesetzlichen Rentenversicherung einer Pflichtversicherung zu unterwerfen, könnte durch die anhaltenden Diskussionen um eine zukünftige obligatorische Versicherung für bislang nicht abgesicherte Selbstständige beeinflusst sein. Dennoch sind die Gründe für diesen Schritt vermutlich auch individueller Natur und zudem auch vielfältig, insbesondere in Zeiten wirtschaftlicher Instabilität. Drei Punkte, die für die frei gewählte Rentenpflicht von Selbstständigen sprechen könnten:
Mehr Sicherheit im Alter. Die kontinuierlichen Rentenerhöhungen der letzten Jahre zeigen, dass eine solide gesetzliche Altersvorsorge essentiell ist und in der Höhe (an aktuelle Lohnentwicklungen) angepasst wird.
Schutz bei gesundheitlichen Problemen. Wie gesetzlich Pflichtversicherte haben bei gewählter Rentenversicherungspflicht auch Selbstständige Anspruch auf Rehabilitationsleistungen und auf eine Erwerbsminderungsrente, wenn die Voraussetzungen vorliegen.
Familiäre Absicherung im Todesfall. Gesetzliche Hinterbliebenenrenten bieten ein gewisses Maß an finanzieller Sicherheit für die Familie des Versicherten im Fall der Fälle und damit in ohnehin belastenden Situationen.
Hoher Regelbeitrag, aber Anpassung möglich
Trotz dieser Vorteile mag der Regelbeitrag von derzeit 658 Euro in den alten und 644 Euro in den neuen Bundesländern für einige Selbstständige mit niedrigem Einkommen hoch erscheinen. Allerdings bietet die gesetzliche Rentenversicherung die Möglichkeit, einkommensgerecht einzuzahlen, was die Flexibilität erhöht und die finanzielle Belastung mindert. So kann die monatliche Beitragshöhe aktuell stufenlos zwischen rund 100 Euro (Mindestbeitrag) und 1.400 Euro (Höchstbeitrag) frei gewählt werden. Zudem gelten für Existenzgründer zusätzliche Optionen.
Positiver Trend dank individueller Optionen
Die zunehmende Zahl von Selbstständigen, die die Rentenpflicht freiwillig ausgewählt haben, verdeutlicht jedenfalls einen positiven Trend. Angesichts der Vorteile und der flexiblen Beitragsmodelle scheint dieser Weg für viele Selbstständige eben doch eine erwägenswerte Option zu sein. Die DRV hat online eine Vielzahl an Informationen und Bedingungen einer frei gewählten Rentenpflicht von Selbstständigen zusammengefasst.
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