Familienstiftung hat Vor- und Nachteile
Wer plant, das Familienvermögen für zukünftige Generationen zu sichern, stößt schnell auf das Konzept der Familienstiftung.
Ob Unternehmen, Immobilien oder Kapitalanlagen – eine Familienstiftung bietet eine effiziente Möglichkeit, Vermögen zu schützen, steuerlich zu optimieren und die Nachfolge zu regeln. Doch ist eine Stiftung nur etwas für Großunternehmen wie Krupp oder Henkel? Nicht unbedingt.
Auch für kleinere Vermögen kann eine Familienstiftung eine interessante Option sein. Eine Faustregel besagt, dass sich eine Stiftung ab einem Vermögen von etwa fünf bis zehn Millionen Euro lohnt. Das trifft insbesondere zu, wenn Unternehmen oder Immobilien langfristig erhalten werden sollen. Auch für weniger bekannte Familien bietet die Stiftung eine sinnvolle Lösung. Eine Familienstiftung kann das Familienvermögen unabhängig von den individuellen Interessen einzelner Erben sichern und sicherstellen, dass es langfristig erhalten bleibt. Dies trägt auch dazu bei, Spannungen innerhalb der Familie zu minimieren, indem klare Regeln für die Nutzung und Verteilung des Vermögens gelten.
Eine Familienstiftung ist eine rechtliche Struktur, die darauf abzielt, das Familienvermögen langfristig zu sichern und die finanzielle Unterstützung der Familienmitglieder sicherzustellen. Anders als gemeinnützige Stiftungen verfolgt die Familienstiftung private Zwecke. Das übertragene Vermögen gehört nicht mehr den Familienmitgliedern, sondern der Stiftung selbst. Diese besitzt ein festes Regelwerk, das in der Stiftungssatzung definiert ist und die Nutzung sowie die Ausschüttung des Vermögens regelt. Die Familienstiftung ist besonders sinnvoll für Familien, die Unternehmenswerte oder Immobilien über Generationen hinweg erhalten möchten, ohne diese durch Erbstreitigkeiten zu gefährden. Sie bietet eine robuste Lösung zur Nachfolgeplanung und langfristigen Vermögensverwaltung, indem sie den Erhalt der wirtschaftlichen Substanz und der Werte der Familie unterstützt.
Vorteile bei der Erbschafts- und Schenkungssteuer
Eine Familienstiftung bietet zahlreiche Vorteile für Familien, die ihr Vermögen langfristig sichern möchten. Das in die Stiftung übertragene Vermögen wird vor Gläubigern und Erbstreitigkeiten geschützt, was eine langfristige Sicherheit vor externen Risiken gewährleistet. Zudem bringt die Gründung einer Familienstiftung erhebliche steuerliche Vorteile, insbesondere bei der Erbschafts- und Schenkungssteuer. Das trägt dazu bei, die finanzielle Belastung der Familie zu reduzieren und das Vermögen bestmöglich zu erhalten.
Die Familienstiftung verhindert auch eine Zersplitterung des Vermögens. Schließlich legt die Satzung klare Regeln zur Nachfolge fest. Das wiederum fördert die Einheit des Familienvermögens. Darüber hinaus ermöglicht die Stiftung eine gezielte Vermögensverteilung, indem genau definiert wird, wann und wie Zahlungen an Familienmitglieder erfolgen sollen, wodurch eine größere Planungssicherheit und Klarheit für alle Beteiligten geschaffen wird. Neben der Verwaltung materieller Werte trägt die Stiftung zur Bewahrung von Familienwerten und philanthropischen Zielen bei, was es der Familie ermöglicht, Traditionen und Werte über Generationen hinweg weiterzugeben.
Schutz vor Scheidungen und Schulden
Das Vermögen bleibt dabei langfristig in der Stiftung gebunden und ist unabhängig von den persönlichen Lebenssituationen der Familienmitglieder, wie Scheidungen oder Schulden, was die langfristige Stabilität und Sicherheit des Vermögens erhöht. Da die Regeln für die Nutzung und Verteilung des Vermögens klar in der Satzung definiert sind, wird das Risiko von familiären Konflikten reduziert, und die transparente Verwaltung hilft, Erwartungen der Familienmitglieder besser zu steuern.
Trotz der vielen Vorteile gibt es auch einige Nachteile, die Beachtung finden sollten. Die Gründung und Verwaltung einer Familienstiftung sind mit erheblichen Kosten verbunden. Diese umfassen die rechtliche Beratung, notarielle Beglaubigungen und laufende Verwaltungskosten, die in die langfristige Planung miteinbezogen werden müssen. Auch die Verwaltung der Stiftung erfordert eine kontinuierliche Kontrolle und Dokumentation, was einen hohen administrativen Aufwand darstellt und Ressourcen bindet. Gegebenenfalls kommen externe Berater hinzu, was zusätzliche Kosten verursacht. Ein weiteres Problem besteht in der eingeschränkten Flexibilität. Einmal in die Stiftung übertragenes Vermögen kann nicht einfach wieder zurückgeholt werden. Das kann insbesondere bei unvorhergesehenen finanziellen Bedürfnissen problematisch sein. Zusätzlich unterliegt die Familienstiftung einer behördlichen Aufsicht, was bedeutet, dass regelmäßige Prüfungen und Berichte erforderlich sind.
Gastautor Markus Richert ist CFP® und Seniorberater Vermögensverwaltung bei der Portfolio Concept Vermögensmanagement GmbH in Köln. Mehr von ihm und weiteren Vermögensverwaltern finden Sie auf www.v-check.de.
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