Wunschkinder – wann ist der richtige Zeitpunkt?
Bei der Nachwuchsplanung lässt sich in Europa sowohl eine reale Verschiebung des Alters als auch eine größere Akzeptanz für die spätere Elternschaft beobachten.
Nennen wir sie exemplarisch Wunschkinder – die Entscheidung für das erste Kind. Wann dafür der richtige Zeitpunkt ist, hängt von vielen Faktoren ab. Diese können individueller und gesellschaftlicher Natur sein.
Ein signifikanter Trend lässt sich jedoch seit den 1980er Jahren in vielen europäischen Ländern beobachten. Die Geburt des ersten Kindes erfolgt immer später. Diese Tendenz zeigt sich besonders deutlich in Südeuropa. Mittel- und osteuropäische Länder hingegen verzeichnen weiterhin eine geringere Anzahl an Spätgebärenden.
Zwischen Normen und Rollenbildern
Gesellschaftliche Normen beeinflussen maßgeblich, was die Bevölkerung als optimales Alter für die Geburt des ersten Kindes ansieht. Das Wittgenstein Centre for Demography and Global Human Capital hat entsprechende Normen und deren Veränderungen über die Jahre hinweg analysiert. Die dafür aufgelegte Studie der Wiener Demografie-Kooperation zeigt, dass über 75 Prozent der Menschen in Europa weiterhin an ein optimales Alter für die Elternschaft glauben. Das gilt trotz eines Trends zu späteren Geburten.
Verschiebung des optimalen Reproduktionsfensters
Ein zentraler Aspekt der Studie war die Ermittlung des sogenannten „optimalen Reproduktionsfensters“. Dieses umfasst die Altersperiode für Wunschkinder. Ermittelt hat die Studie dafür das Lebensalter von Müttern und Vätern, das in der allgemeinen Wahrnehmung als ideal für die Geburt des ersten Kindes angesehen wird. Die Untersuchung basiert auf Daten des European Social Survey aus den Jahren 2006 bis 2007 und 2018 bis 2019 für 21 europäische Länder. Im Ergebnis zeigt sich, dass das akzeptierte Alter für die Elternschaft sowohl bei Frauen als auch bei Männern nach oben verschoben wurde.
Veränderte Altersgrenzen für Mutter- und Vaterschaft
Die gesellschaftlichen Erwartungen an das optimale Alter für die Elternschaft nähern sich zwischen den Geschlechtern an. Besonders bemerkenswert ist, dass inzwischen mehr Menschen auch für Männer eine obere Altersgrenze für die Vaterschaft ansetzen. Dies könnte darauf zurückzuführen sein, dass die Rolle des Vaters heute anders definiert wird. Der Fokus liegt inzwischen stärker auf dessen Beteiligung an der Betreuung und Erziehung der Kinder.
Ideal und Realität stimmen nicht überein
Die Altersspanne für eine ideale (erste) Elternschaft vergrößerte sich geschlechterübergreifend nach oben. Dies lässt sich als ein Zeichen dafür interpretieren, dass die Gesellschaft insgesamt eine spätere Elternschaft akzeptiert. Das als ideal wahrgenommene Alter für die Geburt der Wunschkinder, gerade des ersten Kindes, liegt aber immer noch deutlich unter dem Alter, in dem Menschen tatsächlich Kinder bekommen. Daraus schlussfolgern die an der Studie beteiligten Forscherinnen, dass die in Europa beobachtete Verzögerung der Familiengründung nicht allein auf veränderte gesellschaftliche Präferenzen zurückzuführen ist. Sie vermuten vielmehr, dass strukturelle Hindernisse eine bedeutende Rolle dabei spielen. Beispielhaft nennen sie in diesem Kontext etwa einen Mangel an Einrichtungen und Möglichkeiten für die Kinderbetreuung.
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