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    Demographie

    In die Zukunft geschaut: So altert und schrumpft unser Land.

    Demographie | 22.3.2023 Drucken

    Generationenübergreifende Projekte im Praxistest

    Die Beziehung von Jung und Alt ist in der allgemeinen Debatte häufig konflikthaft dargestellt. Es geht um Verteilungsprobleme bei der Rente, auf dem Arbeitsmarkt oder beim Klima. Generationenübergreifende Projekte sollen das Solidaritätsgefühl wieder stärken.

    Um den Generationenkonflikt entgegen zu wirken, braucht es nach der Soziologin Claudia Neu vor allem Begegnungsstätten, an denen Jung und Alt in den Austausch kommen. Neu begab sich daher deutschlandweit auf die Suche nach generationenübergreifenden Projekten in Kommunen, die mit gutem Beispiel vorangehen. Nach langer Suche wurde sie schließlich in fünf Orten fündig.

    Generationenübergreifende Projekte im Praxistest

    Die Ergebnisse ihrer Arbeit präsentiert die Soziologin der Uni Göttingen/Kassel in einem Diskussionspapier des Forschungsnetzwerks Population Europe, das vergangene Woche vorgestellt wurde. Im Fokus steht dabei, einen Dialog zwischen der jungen und älteren Generation herzustellen. Claudia Neu fragte die Bürgermeister vieler Kommunen, ob generationenübergreifende Projekte im eigenen Ort oder in der Nähe bekannt sind. Nach spätestens 30 Minuten hatte sie meist eine Antwort: Ja, das ist ein wichtiges Thema, aber nein, ich kenne leider kein Engagement in diesem Bereich. Dabei können schon die kleinsten Dörfer etwas auf die Beine stellen, wie das 45-Seelen-Örtchen Bostelwiebeck in Niedersachsen beweist.

    Kleine Dörfer gehen mit gutem Beispiel voran

    45 Erwachsene und ein Kind wohnen in der Gemeinde Bostelwiebeck im Landkreis Uelzen in Niedersachsen. In dem Ort leben überwiegend bäuerliche Familien zusammen in Mehrgenerationenhäusern. Das hat viele Vorteile im landwirtschaftlichen Betrieb, birgt aber auch Konfliktpotenzial, beispielsweise bei der Hofübergabe. Traditionelle Werthaltungen, Geschlechterstereotype und Rollenmuster treffen auf die Wünsche der jüngeren Generation, wie nach mehr Selbstständigkeit und Entscheidungsfreiheit. Das generationenübergreifende Projekt entwickelte die Künstlerin Antje Schiffers zusammen mit der gesamten Dorfgemeinschaft. Entstanden ist ein Theaterstück, bei dem Themen und Umsetzung von jedem Einzelnen mit einflossen. Das gab ein Gefühl der Gemeinschaft und bot die Möglichkeit des Austausches. Das Interesse war riesig. Neben den Bostelwiebickern brachten sich auch Menschen aus benachbarten Dörfern beim Jahrmarkttheater ein. „Auch der kleinste Ort hat also die Möglichkeit, Themen der Generationen zu gestalten“, schlussfolgert die Soziologin Claudia Neu.

    Ähnlich vereint geht es auch im kleinen Ort Balow in Mecklenburg-Vorpommern zu. In die Dorfpolitik sind alle 320 Einwohner eingebunden – von der neuen Spielplatzwippe bis zur Begrünung der öffentlichen Plätze. „Alles muss für alle sein“, heißt das Motto in Balow. Bei so wenigen Einwohnern könne man es sich nicht leisten, Plätze nur für einzelne Generationen zu kreieren. Dadurch ist der ganze Ort im stetigen Dialog. Die Älteren kennen die Sorgen und Wünsche der Jüngeren und umgekehrt.

    Wie gelingt die Teilnahme an generationenübergreifenden Projekten?

    Neben Neuruppin und Ulm zeigt auch Chemnitz generationenübergreifendes bürgerliches Engagement. Beim „Adventszauber Chemnitz“ lasen Ältere Kleinkindern Märchen vor, damit sie schneller in den Mittagsschlaf finden. Wichtig dabei ist nach dem Initiator vor allem die Ansprache, die zum Mitmachen anregen soll. „Wir suchen Sie als Vorleseomi“ stand dick auf den Plakaten im Vorfeld. Da überlege es sich der Einzelne zweimal, ob er wirklich die Kinder ohne Vorlesenden im Regen stehen lässt.

    Doch so gut wie in Chemnitz klappt die Ansprache nicht immer. „Es ist unheimlich schwer, an Ältere heranzutreten“, erklärt die Landesseniorenbeauftragte von Sachsen Christiane Schifferdecker. Die Älteren sind oft nicht digital erreichbar. Gelingt die Kontaktaufnahme, ist es darüber hinaus schwierig, sie zur Teilnahme zu bewegen. Bei den Jüngeren sind die Einladungen oft ähnlich zäh. Claudia Neu gibt außerdem zu bedenken, dass sich häufig zu sehr auf den Mehrwert der älteren Generation konzentriert wird. Sie sollen weniger einsam sein, digital fitter werden oder in Mehrgenerationenhäusern Unterstützung im Alltag erhalten. Doch wo ist die Motivation der Jüngeren an solchen Projekten? Dazu fehlt es der Soziologin zufolge noch an empirischen Daten.

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