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Dramatisch sinkende Lebenszufriedenheit bei Jüngeren

Der Corona-Abiturjahrgang leidet nach neuen Umfragen stark unter den Infektionsmaßnahmen. Die Lebenszufriedenheit sank auf ein Level, wie es sonst nur bei Krieg, schweren Erkrankungen oder Verlust von Angehörigen eintritt.

Diese Zahlen erschrecken: Die Lebenszufriedenheit des letzten Abiturjahrgangs sank auf einer Skala von 1-10 von 7,3 auf 6,8 nach dem Abschluss. Was zunächst nach einem kleinen Einbruch aussieht, ist auf den zweiten Blick alarmierend.

Ein Abfall der Lebenszufriedenheit beim Wechsel von Schule zu Ausbildung oder Studium ist nämlich sehr ungewöhnlich. In der Regel steigt die Zufriedenheit während dieser Lebensphase. Einen solchen Einbruch verzeichnen Forscher unter Jüngeren sonst nur bei dramatischen Ereignissen oder schweren Schicksalsschlägen wie Krieg, Eintritt einer Behinderung oder Verlust von Angehörigen. Die Jugend leidet folglich stark unter den Infektionsschutzmaßnahmen durch die Corona-Pandemie. Darauf macht eine neue Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit aufmerksam. Wissenschaftliche Untersuchungen zeigten bereits, dass die Schließung von Schulen, Hochschulen und Universitäten einerseits zu geringerer Motivation, kürzeren Lernzeiten und schlechteren Leistungen führen. Andererseits geht Home-Schooling zudem mit Bewegungsmangel, kalorienreicherer Ernährung und verstärkter Frustration einher. Folgen sind eine Zunahme von chronischem und psychischem Stress, Angststörungen und Depressionen unter den Jugendlichen. Hinzu kommt, dass Jüngere den Studienautoren zufolge emotional weniger gefestigt sind als Ältere.

Statt Uni-Leben: Fernstudium vor dem PC

Die Ersteinschreibungen für ein Studium sanken um rund vier Prozent, was jedoch fast ausschließlich auf fehlende ausländische Studierende zurückzuführen ist. Es entschieden sich sogar mehr Jugendliche für ein Studium oder ein Überbrückungsjahr aufgrund des kleineren Ausbildungsangebots. Was zunächst nach einer guten Nachricht klingt, entpuppt sich als zweischneidiges Schwert. Erstsemestler 2020 entschieden sich nämlich ungewollt mehr oder weniger für ein Fernstudium vorm PC zu Hause. Durch die Uni- und Hochschulschließungen fanden insgesamt 95 Prozent aller Vorlesungen digital statt. Das Lernen auf Distanz führt, so die Studienautoren, jedoch zu enormen Belastungen bedingt durch die häusliche Enge, fehlende soziale Kontakte und teils mangelhafter Technik. Folgen davon sind eine deutlich sinkende Lebenszufriedenheit und die Zunahme von Depression, Angst- und Essstörungen.

Ausbildungsplätze sind in manchen Branchen Mangelware

Im Herbst 2020 gab es darüber hinaus rund sieben Prozent weniger Ausbildungsstellen als im Jahr zuvor. Vor allem die durch den Lockdown betroffenen Branchen wie Kultur, Handel, Gastronomie und Hotellerie nahmen wenig bis keine neuen Azubis auf. Durch den Mangel schlossen rund 17 Prozent weniger Abiturienten einen Ausbildungsvertrag ab als der Jahrgang vor Corona. Auch duale Studienplätze sind von der Pandemie betroffen. Die Lebenszufriedenheit sank bei den Auszubildenden jedoch nicht so stark wie bei den anderen Abiabgängern. Ursache hierfür ist vor allem die Tatsache, dass ein Drittel der Betriebe nicht von Pandemie-Einschränkungen betroffen war. Zudem treffen Azubis in ihrem Alltag andere Menschen und haben daher nicht einen so starken Einbruch der sozialen Kontakte wie Personen im Home-Schooling.

Gap Year – durch Corona kaum möglich

Besonders eingebrochen ist die Lebenszufriedenheit hingegen bei denjenigen, die nach der Schule zunächst ein Überbrückungsjahr anstrebten. So waren durch die Pandemie viele Dinge entweder gar nicht oder nur erschwert möglich wie Au-pair-Aufenthalte, Auslandsreisen oder ein ökologisches bzw. soziales Jahr innerhalb Deutschlands. Auch das Angebot an Minijobs, Praktika oder Ferienjobs schrumpfte. Wer also nach dem Abi zunächst ein Jahr Auszeit nehmen wollte, um sich mitunter auch über die zukünftige Berufswahl klar zu werden, verbringt diese Zeit nicht selten allein in den eigenen vier Wänden. 59 Prozent der Abiturienten des Jahrgangs 2020 realisierten ihre vorgenommenen Pläne nach der Schulzeit nicht. Mehr als jeder Sechste gib an, dass Corona die eigene Bildungsentscheidung stark beeinflusste.