Wer innerhalb eines Landes umzieht, lebt im Durchschnitt kürzer – das zeigt eine Studie. Binnenmigration und individuelle Lebenserwartung hängen demnach zusammen. Das gilt insbesondere für ältere Menschen.
Die jüngst veröffentlichte Analyse vom Max-Planck-Institut für demografische Forschung, Rostock, basiert auf umfangreichen Daten aus den Niederlanden. Der entsprechende Beitrag legt offen, dass insbesondere ältere Menschen, die im Laufe ihres Lebens mindestens einmal zwischen Regionen wechseln, eine niedrigere Lebenserwartung haben als vergleichbare Personen ohne Umzugserfahrung.
Binnenmigranten – also Personen, die innerhalb eines Landes umziehen – leben durchschnittlich mehrere Jahre kürzer als Nicht-Migranten. Bei Männern beträgt der Rückstand in der Lebenserwartung rund 2,5 Jahre. Bei Frauen sind es sogar 3,5 Jahre. Diese Differenz ist besonders im hohen Alter deutlich sichtbar. Sie betrifft vor allem Menschen, die ab einem Alter von 75 Jahren sterben.
Auffällig ist, dass ältere Frauen besonders stark von den negativen Effekten der Binnenmigration betroffen sind. Ein Grund könnte darin liegen, dass Frauen häufiger aus gesundheitlichen Gründen umziehen, direkt oder indirekt. So kann beispielsweise ein Umzug erfolgen, um näher bei pflegenden Angehörigen zu leben oder selbst in eine betreute Wohnform zu wechseln. Dieser sogenannte Selektionseffekt führt dazu, dass gerade gesundheitlich belastete Menschen verstärkt in die Gruppe der Binnenmigranten fallen.
Individuelle Krankheitsbilder sind die Ursache
Bei der Analyse der Todesursachen fällt auf, dass insbesondere neurodegenerative Erkrankungen wie Demenz, Alzheimer oder Parkinson sowie Herz-Kreislauf-Erkrankungen für die höhere Sterblichkeit verantwortlich sind. Diese Krankheiten betreffen häufig ältere Bevölkerungsgruppen. Besonders bei Frauen wirkt sich dieser Aspekt nachteilig auf die Lebenserwartung aus. Die Forschung legt jedoch nahe, dass nicht der Umzug selbst ursächlich für die reduzierte Lebenserwartung ist. Vielmehr besteht eine gesundheitliche Vorbelastung, die letztlich zum Umzug motiviert beziehungsweise führt.
Die Ergebnisse der Studie geben wichtige Hinweise für die gesundheitspolitische Planung einzelner Staaten. Gerade bei älteren Binnenmigranten sollte die Gesundheitsversorgung gezielter ansetzen. Das ist etwa möglich durch präventive Maßnahmen, frühzeitige Diagnostik und bessere Betreuung in neuen Wohnorten. Auch im Hinblick auf eine generelle Alterung der Gesellschaft gewinnt das Thema an Bedeutung. Das gilt besonders in Zeiten oder Regionen steigender Mieten oder Immobilienpreise. So werden voraussichtlich immer mehr Menschen im hohen Alter nochmals umziehen (müssen). Damit werden sie potenziell zu einem Mitglied einer vulnerablen Gruppe.