Welche Anreize für längeres Arbeiten wirken?
Die Bundesregierung plant Anreize für ältere Erwerbstätige, um sie länger im Job zu halten. Dadurch soll der Fachkräftemangel ein wenig gelindert werden. Doch greifen die vorgesehenen Regelungen wirklich?
Diese Frage lässt sich endgültig erst beantworten, wenn die Anreize eine Zeit lang bestehen. Bislang sind es nur Gesetzesvorhaben. Das Deutsche Institut für Altersvorsorge (DIA) hat daher im DIA-Deutschland-Trend vier geplante Reformmodelle zu Abstimmung gestellt, um zu sehen, welche Akzeptanz sie finden.
Fazit der Umfrage: Die Bundesregierung sollte sich keine allzu große Hoffnungen zur Wirksamkeit machen. Beispiel 1: Beschäftigte, die bereits im Rentenalter sind, sollen die Beiträge der Arbeitgeber zur Arbeitsförderung und zur Rentenversicherung zusätzlich zu ihrem Lohn erhalten. Bei Personen im Rentenbezug entstehen weder Ansprüche in der Arbeitsförderung noch zusätzliche Rentenansprüche. Laut Sozialrecht müssen die Arbeitgeber aber dennoch diese Beiträge entrichten. Sie sollen künftig zur Aufstockung des Einkommens der Älteren dienen.
Diese Regelung würde eine Weiterbeschäftigung über das Rentenalter hinaus also attraktiver machen. dennoch finden nur 49 Prozent der Befragten sie gut oder eher gut, also nur eine knappe Mehrheit. 18 Prozent halten diese Reform für mehr oder weniger schlecht. 28 Prozent können damit nicht viel anfangen.
Erleichterte Befristung von Arbeitsverträgen für Ältere
Etwas besser kommt Beispiel 2 weg, nämlich der Plan, den Abschluss von befristeten Verträgen nach Erreichen des Rentenalters beim gleichen Arbeitgeber zu erleichtern. Solche Abschlüsse unterliegen bislang Restriktionen, die zum Schutz des Arbeitnehmers gedacht sind. So muss ein sachlicher Grund für die Befristung vorliegen. Ohne eine solche Begründung ist ein befristeter Anschlussvertrag nach Erreichen des Rentenalters beim gleichen Arbeitgeber nicht erlaubt. Eine „Entschärfung“ dieser Regelung schätzen 54 Prozent der im DIA-Deutschland-Trend Befragten als gut oder eher gut ein.
Wenig Zustimmung für die Rentenaufschubprämie
Weniger gut kommen die beiden anderen zur Abstimmung gestellten Beispiele weg. Eine geringere Anrechnung von Erwerbseinkommen auf die Witwenrente finden gerade mal 37 Prozent hilfreich. Die geplante Rentenaufschubprämie erhielt gar nur 33 Prozent Zustimmung. Dabei wäre Letztere finanziell der größte Anreiz. Statt weiter Beiträge in die Rentenversicherung zu zahlen und so die künftige Rente zu erhöhen, sollen Ältere, die über das gesetzliche Rentenalter hinaus arbeiten, die „entgangene“ Rente später auf einen Schlag erhalten. Wer also ein Jahr länger erwerbstätig ist, bekommt dann zum Renteneintritt die Rente für zwölf Monate in einer Summe ausgezahlt. Da kann bei entsprechend verlängerter Erwerbszeit ein stattlicher fünfstelliger Betrag zusammenkommen.
Große Unsicherheit in der Bewertung
Dennoch lehnt ein knappes Drittel den Vorschlag ab, ein weiteres weiß nicht, was es davon halten soll. Große Unsicherheit war generell in der Umfrage festzustellen. So findet sich über alle Vorschläge hinweg ein hoher Anteil von Befragten, die keinerlei Meinung äußerten (Antwort „Weiß nicht“: 21 bis 36 Prozent). Möglicherweise sind die niedrigen Zustimmungswerte auch auf eine bislang unzureichende Kommunikation zurückzuführen. Wenn die geplanten Gesetzesvorhaben wirklich die beabsichtigte Wirkung haben sollen, muss die Bundesregierung vor und nach ihrer Verabschiedung noch viel Aufklärungsarbeit leisten.,
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