Renteneintrittsalter – kein Grund aufzuhören?
Die Bereitschaft, nach dem Renteneintrittsalter weiterzuarbeiten, ist hierzulande bei den Älteren durchaus vorhanden. Allerdings müssen die Bedingungen stimmen.
In Zeiten des Fachkräftemangels und des demografischen Wandels wird für Unternehmen – aber auch für ältere Beschäftigte – das Thema Renteneintrittsalter zunehmend relevant.
Eine aktuelle Umfrage zeigt, dass mehr als die Hälfte der Beschäftigten über 50 Jahre (53 Prozent) bereit ist, auch nach dem offiziellen Rentenalter weiterzuarbeiten. Dabei wollen viele ihre berufliche Tätigkeit jedoch möglichst zu ihren eigenen Bedingungen fortsetzen. Vor allem Teilzeit stellen sie sich vor. Während 48 Prozent der Befragten planen, zum regulären Renteneintrittsalter in den Ruhestand zu gehen, zeigt sich bei denjenigen, die weiterarbeiten möchten, ein klarer Trend zu reduzierten Arbeitszeiten. Rund 34 Prozent der Umfrageteilnehmer favorisieren eine wöchentliche Arbeitszeit von elf bis 20 Stunden. Weitere 25 Prozent würden sich mit sechs bis zehn Stunden pro Woche zufriedengeben. Nur zwölf Prozent der Befragten können sich vorstellen, in Vollzeit zu bleiben.
Gründe für die Verlängerung
Finanzielle Gründe spielen für viele Menschen eine wichtige Rolle bei dieser Entscheidung. Rund 63 Prozent der Befragten gaben an, aus finanziellen Motiven weiterhin berufstätig bleiben zu wollen. Doch auch nicht-materielle Aspekte sind von Bedeutung, zum Beispiel die soziale Komponente. 56 Prozent möchten weiterhin im Kontakt mit (in der Regel lang vertrauten) Menschen bleiben. 42 Prozent können sich nicht vorstellen, nichts zu tun. Für 33 Prozent bedeutet Arbeit nach der Rente eine Form der Selbstverwirklichung. Interessanterweise sind viele durchaus bereit, dabei neue Wege zu gehen. So können sich rund 24 Prozent derjenigen, die nach der Rente weiterarbeiten möchten, durchaus vorstellen, bei einem neuen Arbeitgeber oder in einer freiberuflichen Tätigkeit aktiv zu werden. Auch Ehrenämter werden von vielen als attraktive Option gesehen.
Gesundheit als entscheidender Faktor
Trotz der hohen Bereitschaft, länger zu arbeiten, gibt es auch Hindernisse. Für 48 Prozent derjenigen, die sich eine Berufstätigkeit über das Rentenalter hinaus nicht vorstellen können, ist insbesondere die individuelle Gesundheit der entscheidende Faktor. Weitere 32 Prozent sehen keine Notwendigkeit, länger zu arbeiten. 30 Prozent wollen ihren Ruhestand ohne berufliche Verpflichtungen genießen.
Demografischer Wandel und Fachkräftemangel stellen Unternehmen nicht erst seit heute vor immense Herausforderungen. Doch eine generell vorhandene Bereitschaft zu längerer Arbeit, offeriert wertvolle Ressourcen für die Arbeitgeber. Diese können durch flexible Arbeitszeitmodelle und attraktive Angebote wie Remote-Strukturen genutzt werden. Unternehmen, die auf diese Entwicklungen adäquat reagieren, sichern sich einen Wettbewerbsvorteil. Ermittelt haben diese Ergebnisse die Marktforscher von Appinio im Rahmen der XING Diversity-Studie 2024 mittels einer repräsentativen Online-Umfrage unter Deutschen über 50 Jahren.
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