Die Deutschen verlieren das Vertrauen in die gesetzliche Rente. Doch statt in Resignation überzugehen, wächst der Wunsch nach Reformen und mehr Eigenverantwortung. Eine aktuelle Studie zeigt: Viele wollen vorsorgen – wenn der Staat die richtigen Rahmenbedingungen schafft.
Rente als Risiko, nicht mehr als Sicherheit
Die Altersvorsorge ist für viele kein beruhigendes Thema mehr, sondern ein Grund zur Sorge. Laut dem „Altersvorsorge-Report 2025“ der Deutschen Bank und des Instituts Civey bezweifeln 83 Prozent der Befragten, dass das Rentensystem langfristig zuverlässig bleibt. Vor 5 Jahren waren das erst 54 %.
Vier von fünf der Befragten rechnen damit, dass die gesetzliche Rente künftig nur noch eine Art Grundsicherung sein wird. Besonders pessimistisch sind die Jüngeren: 82 Prozent der 18- bis 29-Jährigen glauben nicht, dass sie im Alter auf die Rente bauen können. Mehr als die Hälfte der Bevölkerung (54 Prozent) sagt, das Thema Altersvorsorge mache ihnen Angst.
Am größten ist die Verunsicherung unter Geringverdienern und jüngeren Erwachsenen. Das Vertrauen in die Politik ist gering: 86 Prozent finden, die Regierung gehe das Thema nicht entschlossen genug an. 74 Prozent befürworten Veränderungen, die Generationengerechtigkeit stärken.
Peter Schwark, Sprecher des Deutschen Instituts für Altersvorsorge sagt dazu: „Die Menschen wissen, dass die gesetzliche Rente allein nicht reicht. Das Vertrauen in das System ist erschüttert – und das sollte uns wachrütteln. Positiv ist, dass die Deutschen zunehmend solidarisch über Reformen nachdenken. Die Bevölkerung ist bereit, Verantwortung zu übernehmen. 74 Prozent wünschen sich Reformen, die Generationengerechtigkeit schaffen. Diese Offenheit ist eine Chance. Die Politik muss sich gegenüber der Bevölkerung ehrlich machen und die langfristige Finanzierbarkeit des Systems durch Reformen sichern. Diese müssen auch die Interessen der Jüngeren sichern.“
Private Vorsorge: Wissen ja, Handeln nein, Beratung als Schlüssel
Allerdings haben aktuell nur 14 Prozent der Deutschen bisher umfassend privat vorgesorgt. Rund ein Drittel spart gar nichts fürs Alter, und weitere 24 Prozent planen es nur. Besonders auffällig: Frauen liegen deutlich zurück – nur 12 Prozent haben ausreichende Rücklagen, obwohl sie im Alter stärker von geringeren Renten betroffen sind.
Die Gründe für das Zögern sind vielfältig: 68 Prozent halten Vorsorgeprodukte für zu kompliziert. 54 Prozent wissen nicht, wie hoch ihre künftige Rente ausfallen wird. 56 Prozent wünschen sich mehr Unterstützung bei Finanzentscheidungen.
Die Studie zeigt: Beratung wirkt. Wer sich beraten lässt, schließt in 59 Prozent der Fälle ein Produkt ab. Dennoch hat sich die Mehrheit (61 Prozent) noch nie beraten lassen – eine verpasste Chance, denn persönliche Gespräche schaffen Vertrauen und senken Hemmschwellen. Gerade beim Berufseinstieg, beim ersten Gehalt oder beim Erhalt der Renteninformation seien laut Studie gute Zeitpunkte, um aktiv zu werden. Die digitale Rentenübersicht schafft einen zusätzlichen Anknüpfungspunkt und Bedarf für kompetente Unterstützung.
Fazit
Schwark sieht in der Vertrauenskrise eine Chance zum Umsteuern: „Die Deutschen haben verstanden, dass sich etwas ändern muss. Jetzt kommt es darauf an, dass Politik und Finanzwelt diesen Willen ernst nehmen – und ihn in handfeste, nachhaltige und verständliche Lösungen übersetzen. Nur so wird aus Angst wieder Vertrauen.“