Aktienqualität statt Staatsschulden

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23. Oktober 2025

Aktienqualität statt Staatsschulden

Aktien statt Anleihen, dieser Tipp ist nicht neu, gewinnt aber zunehmend an Brisanz. Denn Anleihen, gemeint sind hier die Schuldverschreibungen der Länder – also Staatsanleihen –, könnten in Zukunft verstärkt unter Druck kommen. Viele Länder machen nämlich mehr und mehr Schulden.

Deutschland etwa, lange Zeit der Inbegriff für solides Wirtschaften, hat seine Schuldenbremse deutlich aufgeweicht. Dass das nicht freiwillig oder gar aus böser Absicht passiert, ist dabei relativ egal. Mehr Schulden führen am Ende nahezu automatisch zu höheren Zinsen – und damit zu fallenden Kursen bei den Anleihen. Der Zusammenhang ist schnell erklärt: je mehr Schulden, desto mehr Zinsen müssen die Staaten zahlen, um den Anlegern ihre Schuldverschreibungen schmackhaft zu machen. Und je höher die Zinsen steigen, desto unattraktiver werden jene Anleihen, die zu älteren Konditionen und Zinssätzen gehandelt werden. Sie werden abgestoßen, was die Kurse der Anleihen insgesamt unter Druck bringt.

Staatsverschuldung zum Teil hausgemacht

Dass das durchaus eine real existierende Gefahr ist, zeigt ein kurzer Blick auf die Verschuldungsquoten der führenden Industrienationen. Da liegt Japan mit über 230 Prozent an der Spitze, gefolgt von den USA mit über 120 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Auf Platz drei und nicht wirklich besser als die USA, die Wirtschaftsmacht China, mit über 96 Prozent. Platz vier folgt dann schon die Eurozone mit 88 Prozent Staatsverschuldung. Nun, auch diese Zahlen sind nicht wirklich neu, gewinnen aber ebenfalls an Brisanz. Zum einen, weil eine Schuldenkrise per Definition dann erreicht ist, wenn die Nettoverschuldung auf mehr als 90 Prozent des Bruttoinlandsproduktes steigt. Zum anderen, weil vieles darauf hindeutet, dass die Verschuldungsquoten in Zukunft noch weiter steigen werden.

Auch in Deutschland steigen die Sozialausgaben stetig, weil unter anderem die Bevölkerung immer älter wird. Das lässt die Ausgaben für Rente und Gesundheit rasant anziehen, zumal umfassende und dringend notwendige Reformen – und keine Reförmchen – weiterhin auf sich warten lassen. Hinzu kommen, auch angesichts der geopolitisch herausfordernden Gemengelage, wachsenden Ausgaben für die Verteidigung. Außerdem wurde jahrzehntelang zu wenig in die Infrastruktur investiert, was nun den Mangel und die anstehenden Ausgaben erst recht nach oben treibt. Zahlreiche Subventionen dürften sich bei genauerem Hinsehen als unnötig und bestenfalls als Klientelgeschenk erweisen.

Qualitätsaktien als Fundament

Galten Staatsanleihen an der Börse früher als „sicherer Hafen“, ist hinter diese Aussage heute zumindest ein dickes Fragezeichen zu setzen. Nicht wenige Besitzer von Staatsanleihen fragen sich, wie sicher ist mein Investment noch? Demgegenüber spielen Aktien einen nicht zu unterschätzenden Vorteil aus, denn sie beruhen nicht wie Anleihen auf Schulden, sondern sind ein verbrieftes Stück Eigenkapital an einem Unternehmen. Mit einer Aktie ist ein Anleger Anteilseigner, im Englischen Stakeholder genannt. Besitzer einer Anleihe sind hingegen Gläubiger, die zwar einen Anspruch auf Rückzahlung und Zinsen haben, aber keine Besitzrechte am Schuldner. Das macht den Unterschied, der vor allem in schwierigen Zeiten wichtig ist.

Aktie ist nicht gleich Aktie

Wer Aktien von „Qualitätsunternehmen“ besitzt, muss sich wenig Sorgen um die Zukunft seines Papiers machen. Ganz im Gegenteil. Qualitätsaktien bieten sogar eine Art Schutz vor den ausufernden Schulden der Staaten. Selbst wenn ein Land Zahlungsschwierigkeiten anmeldet, was bei den Anleihebesitzern zu schlaflosen Nächten führen würde, könnten Aktienbesitzer ruhig bleiben. Denn mit einer soliden Bilanz, guten Geschäftsaussichten, einer langjährigen Erfolgshistorie und einer ordentlichen Dividendenrendite sind Qualitätsunternehmen heute besser aufgestellt als viele Staaten.

Qualitätsaktien, die diese Merkmale erfüllen, bereichern das Depot eines Anlegers nicht nur, sie stellen quasi das Fundament für einen langfristigen Vermögensaufbau mit Aktien da – und das auch in einem unsicheren Umfeld, in dem selbst Staaten durch ausufernde Schulden auf sich aufmerksam machen.