Geldanlage für die junge Generation

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20. November 2025

Geldanlage für die junge Generation

Die klassischen Lieblingsanlageprodukte der deutschen Sparer – Lebens- und Rentenversicherungen sowie Spar- und Tagesgeldkonten – bieten schon seit vielen Jahren kaum noch Ertrag. Nach Abzug von Inflation und Steuern ist die reale Rendite dieser Produkte meist negativ. Das bedeutet: Wer sein Geld dort parkt, verliert langfristig an Kaufkraft.

Trotz dieser Entwicklung zeigt sich die deutsche Bevölkerung bei Aktieninvestitionen nach wie vor zurückhaltend. Deutschland zählt im internationalen Vergleich weiterhin zu den Ländern mit einer eher geringen Aktionärsquote. Viele Menschen verbinden mit dem Kapitalmarkt vor allem Risiko und Unsicherheit. Dabei übersehen sie die langfristigen Chancen, die sich aus einer intelligenten, breit gestreuten Anlage ergeben können.

Wer Vermögen aufbauen möchte, kommt an einer aktienbasierten Anlagestrategie jedoch kaum vorbei. Besonders für jüngere Generationen ist der Aufbau eines finanziellen Polsters essenziell, um langfristig Wohlstand und finanzielle Unabhängigkeit zu erreichen. Da die wenigsten durch Erbschaften bereits mit größeren Vermögenswerten starten, ist der regelmäßige, eigenständige Vermögensaufbau der wichtigste Baustein einer soliden und möglichst unabhängigen finanziellen Zukunft.

Nicht von den Rahmenbedingungen abhalten lassen

Auch wenn Faktoren wie wirtschaftliche Unsicherheit und geopolitische Spannungen kurzfristig belasten, entstehen gerade in solchen Phasen langfristige Chancen. Historisch betrachtet hat sich gezeigt, dass Krisen und Marktschwankungen regelmäßig neue Einstiegsgelegenheiten bieten. Wer Geduld mitbringt und über Jahre hinweg investiert (bleibt), profitiert oft von deutlichen Wertzuwächsen in den Erholungsphasen.

Hinzu kommen die demografische Entwicklung und die zunehmende Belastung der gesetzlichen Rentensysteme, welche die private Vorsorge unabdingbar machen. Die gesetzliche Rente allein wird für viele Menschen nicht ausreichen, um den gewohnten Lebensstandard im Alter zu halten. Deshalb ist es wichtiger denn je, frühzeitig mit dem Aufbau eines eigenen Vermögens zu beginnen – selbst wenn es zunächst nur kleine Beträge sind.

Der Cost-Average-Effekt: Schwankungen zum eigenen Vorteil nutzen

Ein häufiger Irrglaube lautet, dass man für die Geldanlage große Summen benötigt. Tatsächlich lässt sich bereits mit überschaubaren Beträgen ein solider Grundstein legen, was folgendes Beispiel verdeutlicht: Ein Sparer entscheidet sich, monatlich 100 Euro in einen breit gestreuten Investmentfonds mit hoher Aktienquote zu investieren. Bei einer angenommenen, durchschnittlichen jährlichen Rendite von fünf Prozent (vor Steuern) und einer Laufzeit von 20 Jahren entsteht aus der regelmäßigen Einzahlung von insgesamt 24.000 Euro ein Vermögen von rund 40.753,79 Euro. Der reine Wertzuwachs durch Zinsen und Kursgewinne beträgt 16.753,79 Euro – ein erheblicher Mehrwert, der allein durch Disziplin, Zeit und Zinseszinseffekte entsteht. Aufgrund des jährlichen Sparerfreibetrages verbleibt auch nach Abzug von Abgeltungssteuer und Soli ein Endkapital von 39.750,21 Euro bzw. ein Überschuss, der mit 15.846,62 Euro nur 907,17 Euro geringer ist, als in der Kalkulation ohne Berücksichtigung von Steuern.

Dieses Beispiel zeigt, dass der Vermögensaufbau keine Frage des Einkommens ist, sondern der Regelmäßigkeit. Wer früh beginnt und konsequent durchhält, nutzt den mächtigen Hebel des Zinseszinses optimal aus.

Ein weiterer entscheidender Faktor ist der sogenannte Cost-Average-Effekt (Durchschnittskosteneffekt). Er beschreibt den Vorteil, der entsteht, wenn man regelmäßig – beispielsweise monatlich – in eine Anlage investiert, unabhängig davon, ob die Kurse gerade vermeintlich hoch oder niedrig sind. In schwachen Marktphasen kauft man für den gleichen Betrag mehr Anteile, in starken Phasen entsprechend weniger. Im Ergebnis ergibt sich über die Jahre hinweg ein durchschnittlicher Kaufpreis, der meist günstiger ist, als zu versuchen, den „richtigen“ Einstiegszeitpunkt zu treffen, was selbst Profis nur selten gelingt.

Das bedeutet auch, dass Anleger sich nicht verunsichern lassen sollten, wenn die Märkte zeitweise fallen. Wer den Sparplan unbeirrt fortführt, profitiert langfristig von der Kursschwankung – und genau das ist einer der Schlüssel zu erfolgreichem Vermögensaufbau.

Der Faktor Zeit: Frühes Handeln ist entscheidend

Zeit ist beim Investieren der wichtigste Verbündete. Je früher man beginnt, desto stärker wirkt der Zinseszinseffekt. Verlängert man im obigen Beispiel die Laufzeit des Sparplans, wird dieser Effekt ersichtlich: Die durchschnittliche Arbeitsdauer vom Berufseintritt bis zur Rente beträgt in Deutschland rund 40 Jahre. Eine derart lange Einzahlung führt zu einem Endkapital von 124.774,68 Euro nach Steuern. Die Verdoppelung der Anspardauer führt daher zu mehr als einer Verdreifachung des angesparten Vermögens.

Eine längere Anlagedauer ermöglicht es zudem, vorübergehende Kursschwankungen besser auszugleichen. Langfristig orientierte Anleger können sich auch eine höhere Aktienquote leisten, da sie genug Zeit haben, kurzfristige Verluste wieder aufzuholen.

Besonders attraktiv ist die Flexibilität moderner Fondssparpläne, denn hier lassen sich sowohl die monatliche Sparrate als auch die Laufzeit jederzeit an die persönliche Lebenssituation anpassen. So kann der Beitrag beispielsweise während einer beruflichen Veränderung reduziert oder bei höherem Einkommen erhöht werden.

Mutig starten und konsequent bleiben

Der wichtigste Schritt beim Vermögensaufbau ist es, tatsächlich damit zu beginnen. Wer wartet, bis „der richtige Zeitpunkt“ gekommen ist – wann immer dieser auch sein mag – verpasst oft wertvolle Zeit, in der das Kapital hätte arbeiten können.

Deshalb gilt es, lieber klein anzufangen als gar nicht zu starten. Ein überschaubarer, aber konsequent investierter Betrag führt langfristig zu deutlich besseren Ergebnissen als große, zeitlich unstrukturierte Einmalanlagen, die aus Angst vor Kursschwankungen hinausgezögert werden.

Von besonderer Relevanz ist es, die gewählte Strategie auch in turbulenten Marktphasen beizubehalten. Wer regelmäßig investiert, einen kühlen Kopf bewahrt und langfristig denkt, wird am Ende mit einem umfangreichen Vermögensaufbau belohnt. Letztlich ist Vermögensbildung kein Zufall, sondern das Ergebnis von Disziplin, Zeit und einer klugen Anlagestrategie.


Veröffentlichungen nur mit ausdrücklicher Genehmigung

Von Dr. Andreas Schyra, Vorstandsmitglied der PVV AG, Essen und Dozent an der FOM Hochschule in Essen