Manche Anleger mögen es klassisch: breit gestreut, solide gewürzt, aber ohne große Experimente. Andere wollen gezielt Akzente setzen – in Technologie, Gesundheit, Klimawandel oder Digitalisierung. Themen-ETFs bieten dafür die passenden Zutaten. Doch wie viel Würze verträgt ein gutes Depot – und wann kippt das Rezept?
Werttreiber mit Trendfaktor
Themen-ETFs bündeln Unternehmen, die in einem bestimmten Zukunftsbereich tätig sind – von erneuerbaren Energien über künstliche Intelligenz bis hin zu Medizintechnik. Sie ermöglichen Anlegern, an langfristigen Trends teilzuhaben, ohne auf Einzeltitel zu setzen. Der Reiz liegt auf der Hand: Themen-ETFs bringen Dynamik ins Portfolio – sie fangen Entwicklungen ein, die ganze Branchen verändern können. Gleichzeitig gilt: Je enger der Fokus, desto größer das Risiko. Wer sich zu stark auf ein Thema konzentriert, verliert leicht das Gleichgewicht zwischen Renditechance und Risikostreuung.
Erfahrungen aus der Praxis zeigen, dass Anleger vor allem in Themen wie Künstliche Intelligenz, erneuerbare Energien, Robotik oder Rüstung investieren – Bereiche, die durch gesellschaftliche und technologische Umbrüche strukturelles Wachstum versprechen. Solche Themen können ein Portfolio über Jahre hinweg positiv prägen, wenn sie Teil eines langfristigen Anlageplans sind.
Die richtige Dosierung entscheidet

Themen-ETFs sind die Würze des Portfolios – aber eben nicht das Hauptgericht. In einem breit aufgestellten Depot sollte der Anteil solcher Trendfonds nicht mehr als 5 bis 15 Prozent betragen – abhängig von Risikobereitschaft und Anlagehorizont. Sie eignen sich vor allem für Anleger, die strukturelle Veränderungen früh erkennen wollen, aber nicht in Einzeltitel investieren möchten. Wer Themen-ETFs richtig dosiert, kann langfristig von Wachstumstrends profitieren, ohne das Depot zu überlasten.
Besonders bewährt hat sich ein ausgewogener Mix aus defensiven und dynamischen Themen: etwa Gesundheit, Infrastruktur und Wasser auf der stabilen Seite – kombiniert mit Wachstumsfeldern wie Digitalisierung, Robotik oder künstlicher Intelligenz. So lassen sich konjunkturelle Schwankungen abfedern, ohne auf Zukunftspotenzial zu verzichten.
Die Kunst des richtigen Themas
Entscheidend ist, ob ein Thema tatsächlich Substanz hat. Viele Trends – etwa Digitalisierung oder Dekarbonisierung – sind langfristig wirksam und global investierbar. Andere erscheinen nur kurzfristig attraktiv, verschwinden aber, sobald der Hype nachlässt. Was heute „heiß“ ist, kann morgen schon an Bedeutung verlieren. Ein Beispiel: ETFs auf erneuerbare Energien gewannen 2020 stark – zeitweise mehr als plus 180 Prozent – verloren aber bereits 2021 wieder deutlich an Wert. Viele Themen verlieren nach drei bis vier Jahren an Schwung.
Bei der Auswahl zählt nicht die Schlagzeile, sondern die Struktur: Wie breit ist das Thema gefasst? Welche Unternehmen prägen den Index? Wird regelmäßig überprüft, ob die Zusammensetzung noch dem Trend entspricht? Beispielsweise kann ein ETF auf den Bereich „Erneuerbare Energien“ sehr unterschiedlich ausfallen – von breit gestreuten Anbietern aus Europa bis hin zu stark fokussierten US-Solarwerten. Ähnliches gilt für KI- oder Cybersecurity-ETFs, die sich in ihrer Zusammensetzung teils deutlich unterscheiden. Anleger sollten daher genau prüfen, ob der Fonds tatsächlich den gewünschten Trend abbildet – oder nur einen Ausschnitt davon.
Themen-ETFs sind keine Modeaccessoires, sondern strategische Beimischungen. Wer sie mit Bedacht auswählt, kann Renditechancen nutzen, die in klassischen Indizes unterrepräsentiert sind.
Geduld bleibt die wichtigste Zutat
Themen-ETFs leben von Geduld – nicht von Geschwindigkeit. Trends entfalten sich oft über Jahre. Wer in solche Fonds investiert, sollte bereit sein, temporäre Schwankungen auszuhalten. Gerade in Phasen, in denen die Märkte konsolidieren, zeigen sich die Qualität und Tragfähigkeit des gewählten Themas. Erfahrungsgemäß sind Anleger gut beraten, in Schwächephasen nachzukaufen, statt auszusteigen. Themen wie Energieeffizienz, Gesundheit oder Digitalisierung haben über die vergangenen Marktzyklen gezeigt, dass sich Ausdauer lohnt – vorausgesetzt, das Thema bleibt langfristig relevant. Das Entscheidende ist, dass Themen-ETFs Teil eines übergeordneten Anlageplans bleiben – nicht dessen Ersatz.
Fazit
Themen-ETFs verleihen einem Portfolio Charakter, Vielfalt und Zukunftsbezug. Sie ersetzen keine Strategie, aber sie können sie veredeln – wie ein gutes Gewürz, das den Geschmack hebt, ohne ihn zu überdecken. Wer Trends mit Substanz wählt, langfristig denkt und Maß hält, kann mit Themen-ETFs die Stabilität des Portfolios erhalten – und zugleich gezielt an der Zukunft partizipieren.

Dr. Dirk Wittich, Assetmanagement Geneon Vermögensmanagement AG in Hamburg