Wieder kippt einer um: Wegen der Trump-Regierung passt die DWS, Deutschlands größter Fonds-Manager, ihre Nachhaltigkeitsstrategie und ihren Fondsvertrieb in den USA an.
Man habe die Klimastrategie des Unternehmens „noch einmal weiterentwickelt“, heißt es euphemistisch. Vor allem im Fondsvertrieb gegenüber Kunden will man sich offenbar mit dem Thema Klima künftig stärker zurückhalten. Grund dafür scheint ein zunehmender Druck aus der US-Politik zu sein. Ein republikanisch geführtes Komitee des US-Repräsentantenhauses bezeichnete die „Net Zero Asset Managers Initiative“, die auch die DWS unterzeichnet hat, im Dezember als „wokes ESG-Kartell“. Nach dem Ausstieg von Blackrock aus der Initiative hat das Klimabündnis seine Arbeit im Januar vorerst gestoppt. Zwar sei das Thema Nachhaltigkeit für die DWS weiterhin wichtig, Nachhaltigkeitskennzahlen sollen demnach auch Teil des Vergütungssystems bleiben, doch das Thema verliert in der Investmentindustrie zunehmend seinen prominenten Schaufensterplatz.
Ebenso hat auch das Interesse auf der Anlegerseite abgenommen. Die Mehrheit der Bundesbürger ist zwar davon überzeugt, dass ESG-Kriterien bei der Geldanlage wichtig sind (ESG = Environmental, Social, Governance). Bei konkreten Anlageentscheidungen steht Nachhaltigkeit aber nicht im Vordergrund. So zeigt es eine Umfrage, die das Deutsche Institut für Vermögensbildung und Alterssicherung (DIVA) bei 2.000 Bundesbürgern durchgeführt hat. Danach war den Befragten mit einem Wert von 40 Prozent die Sicherheit eines Investments am wichtigsten, gefolgt von der Rentabilität (27 Prozent) und der Liquidität (18 Prozent). Nachhaltigkeit bildet mit 15 Prozent das Schlusslicht.
Weniger grün als gedacht
Ein Problem liegt aber wohl auch darin, dass oft nicht drin ist, was rein soll, denn viele Fonds sind nicht so „clean“ wie man es vom Namen her vermuten möchte. Auch die DWS sah sich bereits mit massiven „Greenwashing“-Vorwürfen konfrontiert und musste den Vorstand austauschen.
Laut einer Studie investieren in Europa mehr als ein Drittel aller 14.000 „Nachhaltigkeitsfonds“ dennoch über 123 Milliarden Euro in fossile Expansionsprojekte oder Unternehmen ohne Paris-konformen Kohleausstiegsplan. JPMorgan Chase, DWS und Blackrock gehören zu den größten Investoren in fossile Unternehmen unter den nachhaltigen Fonds. Union Investment und Allianz sind aber ebenfalls stark involviert. Neue Leitlinien sollen Greenwashing eindämmen und für mehr Transparenz sorgen. Seit Mai diesen Jahres müssen Fonds mit Begriffen wie „Environment“ oder „Sustainable“ ihre fossilen Anlagen verkaufen oder ihre Namen ändern. Allerdings werden zwei Drittel der nachhaltigen Fonds von diesen Benennungsregeln gar nicht erst erfasst. Von den ESG-Fonds, die in fossile Brennstoffe investieren, sind weniger als die Hälfte durch die neuen Regeln betroffen, sodass die Mehrheit solcher Fonds weiter in fossile Brennstoffe investiert bleiben könnte. Das Regelwerk zum ESG-konformen Investieren wird so zur Farce.
Gastautor Dr. Marc-Oliver Lux ist Geschäftsführer der Dr. Lux & Präuner GmbH & Co. KG in München.