Trotz ihrer 45 Beitragsjahre erhält rund eine Million Rentner in Deutschland weniger als 1.200 Euro monatlich – mit deutlichen Unterschieden zwischen Ost und West.
Ende 2023 bezogen rund 2,4 Millionen Menschen in Deutschland eine Altersrente nach mindestens 45 Beitragsjahren. Diese Gruppe profitiert von der sogenannten Rente für besonders langjährig Versicherte, die einen abschlagsfreien Renteneintritt vor dem gesetzlichen Rentenalter ermöglicht. Dafür sind 45 Beitragsjahre nötig. Im Jahr 2023 entfielen etwa 398.000 der knapp 953.000 neuen Altersrenten (41,7 Prozent) auf diese Rentenart. Diese Zahlen hat das Online-Portal der Deutschen Rentenversicherung – ihre-vorsorge.de – veröffentlicht.
Die durchschnittliche monatliche Rente nach mindestens 45 Versicherungsjahren betrug Ende 2023 bundesweit 1.604 Euro. In Westdeutschland lag sie bei 1.663 Euro, in Ostdeutschland bei 1.471 Euro. Auch innerhalb der Regionen zeigen sich teils erhebliche Differenzen: In Hamburg betrug die Durchschnittsrente 1.721 Euro, in Nordrhein-Westfalen 1.709 Euro. Thüringen bildete mit 1.437 Euro das bundesweite Schlusslicht.
Ostdeutschland besonders betroffen
Trotz jahrzehntelanger Erwerbstätigkeit erhält ein erheblicher Teil der Rentnerinnen und Rentner nur geringe Rentenzahlungen. 1,08 Millionen Menschen mit mindestens 45 Beitragsjahren beziehen weniger als 1.200 Euro monatlich. Das entspricht etwa jedem Fünften in dieser Gruppe. Besonders betroffen sind ostdeutsche Bundesländer. In Brandenburg etwa erhalten 71.000 Rentner weniger als 1.200 Euro, während 212.000 darüber liegen. In Sachsen beträgt das Verhältnis 145.000 zu 363.000, in Thüringen 74.000 zu 189.000. Diese Zahlen basieren auf entsprechenden Recherchen zu Renten von langjährig Versicherten des ZDF aus dem Jahr 2024.
Angesichts dieser Entwicklungen fordern Experten und Politiker Reformen des Rentensystems. Sahra Wagenknecht vom gleichnamigen Bündnis etwa bezeichnete die niedrigen Renten trotz so langer Beitragszeiten als „politischen Skandal“. Sie plädiert für ein Rentensystem nach österreichischem Vorbild, das höhere Rentenleistungen ermöglicht. Dafür müssen unsere österreichischen Nachbarn allerdings auch höhere Beitragssätze zahlen. Wobei dort die Arbeitgeber den größeren Beitrag leisten. Bemerkenswert ist allerdings eine offensichtliche Konstanz der Beitragshöhe. So liegt der Beitragssatz seit 1988 unverändert bei 22,8 Prozent. Hiervon kommen die Arbeitgeber für 12,55 Prozent auf. Die Arbeitnehmer übernehmen den restlichen Beitrag in Höhe von 10,25 Prozent.