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Mit Trägheit zur Vorsorge

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Die jüngste Studie des DIA liefert mehrere Vorschläge, wie mit Methoden aus der Verhaltensökonomie die ergänzende Altersvorsorge ausgebaut werden kann.

Trägheit zählt nicht unbedingt zu den erstrebenswerten menschlichen Eigenschaften. Sie lässt sich aber für den Aufbau der Altersvorsorge ausnutzen, zum Beispiel mit sogenannten Opting-Out-Modellen.

Bei ihnen erfolgt, wie die DIA-Studie „Mit einem Stupser zum Sparen“ erläutert, eine automatische Einschreibung in ein Vorsorgeprogramm, zum Beispiel auf betrieblicher Ebene. Eine solche automatische Einbeziehung mit Opting-Out ist einer von vier Vorschlägen, die die DIA-Studie unterbreitet. Sie alle beruhen auf Wirkmechanismen der Verhaltensökonomie und damit letztlich auf menschlichen Eigenheiten, mentalen Faustregeln und systematischen Urteilsfehlern.

Mit der automatischen Einschreibung können vor allem Menschen erreicht werden, die einer Altersvorsorge durchaus nicht abgeneigt sind. Aufgrund unterschiedlicher mentaler Barrieren unternehmen viele allerdings nichts. Es bleibt am liebsten alles so, wie es ist. Diese Trägheit, dieses Beharrungsvermögen machen sich Opting-Out-Modelle zunutze. Der vorgesehene Teilnehmerkreis, also zum Beispiel alle Sozialversicherungspflichtigen, nimmt automatisch am entsprechenden Vorsorgeprogramm teil. Es sei denn, die Teilnehmer widersprechen aktiv. Erfahrungen mit solchen Modellen zeigen, dass unter diesen Bedingungen weit mehr Personen Vorsorge betreiben als bei sogenannten Opting-In-Systemen. Bei denen ist eine aktive Entscheidung erforderlich.

Als zweiten Vorschlag beschreibt die Studie eine Standardeinstellung für die Kapitalanlage in Opting-Out-Modellen. Sie verringert die Wahrscheinlichkeit, dass nach einer solchen automatischen Einschreibung am nächsten Entscheidungspunkt dann doch abgebrochen wird. Viele Menschen fühlen sich von einer Vielzahl verschiedener Altersvorsorgeprodukte überfordert. Die Reaktion: Sie scheuen eine Entscheidung und legen die Hände in den Schoß. Eine Voreinstellung für eine bestimmte Anlagelösung hebelt zugleich verschiedene Verhaltensanomalien aus, die mit solchen Entscheidungen verbunden sind. So zeigt sich in der Praxis oft, dass mehr oder weniger zufällig ausgewählt wird, einfach um den Auswahlprozess schnell abzuschließen. Neben dem voreingestellten Standardangebot sollten aber immer auch andere Anlagen zur Auswahl stehen. Die Standardeinstellung ist immer nur Hilfe und Anstoß, aber keine Anordnung.

Entscheidungen für die Zukunft treffen

Der dritte Vorschlag der Studie: eine in der Zukunft automatisch ansteigende Sparquote, allerdings auch hier mit der Möglichkeit, diese Anhebung bewusst abzulehnen. Dieser Automatismus verhindert, dass Menschen wiederum aus Trägheit bei den anfänglich gewählten Sparraten verharren, obwohl im Laufe der Zeit mehr Vorsorge möglich und auch nötig ist. Eine solche Festlegung für die Zukunft besitzt einen weiteren Vorteil. Sie fällt den meisten Menschen viel leichter, als heute schon den entsprechenden Betrag auf die hohe Kante zu legen. Schließlich entscheiden sie damit über künftige Einkommenszuwächse. Das Sparen fühlt sich daher nicht wie ein Verlust bei den gegenwärtigen Konsumausgaben an.

Einfacher und niedrigschwelliger Zugang

Der vierte Vorschlag der Studie soll einen für jedermann einfachen und niedrigschwelligen Zugang zur Altersvorsorge sichern. Das könnte zum Beispiel durch das Angebot freiwilliger Basisprodukte erfolgen. Sie würden Menschen erreichen, die ansonsten gar nicht vorsorgen, weil sie sich nicht eingehender mit Altersvorsorgelösungen beschäftigen wollen. Ein solcher Weg würde, anders als zum Beispiel eine Pflichtvorsorge, gewährleisten, dass allen anderen Personen die bisherige Angebotsvielfalt weiterhin offensteht.


Die komplette DIA-Studie „Mit einem Stupser zum Sparen – Nudging in der Altersvorsorge: Potenzial, Legitimierung und Wirkmechanismen“ (Autorin: Nora Stampfl, F/21) finden sie hier.