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Vernebeln Cannabis-ETF das Hirn der Anleger?

ETF

Die Welt der ETF wächst und wächst. Was von einigen der Neulinge zu halten ist, erläutert Titus Schlösser von der Vermögensverwaltung Portfolio Concept im Interview.

Der ETF-Markt treibt seit einiger Zeit reichlich Blüten. Es gibt inzwischen Produkte auf Elektroautos, Blockchain, Kreuzfahrten und sogar Cannabis.

Widerspricht das nicht dem Gedanken des breiten Anlegens, den die Branche am Anfang so hochgehalten hat?

Da stimme ich zu. Es ist schon sehr bemerkenswert, dass immer neue ETF auf sehr spezialisierte Indizes emittiert werden. Das hat mit einer breit gestreuten Geldanlage nichts mehr zu tun. Anleger sollten aufpassen, dass ihnen die Cannabis-ETF nicht das Hirn vernebeln.

Sind solche Spezial-Indexfonds Teufelszeug, das zu gar nichts zu gebrauchen ist?

Nein, das nicht. Man kann diese Spezial-ETF temporär als Ergänzung zu einem Kernportfolio nutzen, sofern sie zusammen maximal ein Viertel oder Drittel des Depots ausmachen. Viel wichtiger als diese ETF ist aber die zugrunde liegende Anlagestrategie. Diese muss über Weltregionen und Wirtschaftsbranchen breit gestreut sein.

Was sind die Gründe für die Emission immer neuer Produkte?

Im Hintergrund laufen die Interessen von Indexanbietern und ETF-Industrie zusammen. Je mehr Indizes große Anbieter wie MSCI oder FTSE auflegen, desto mehr Lizenzgebühren können sie vereinnahmen. Je mehr Fonds die Industrie auf diese Indizes emittiert, desto höher sind voraussichtlich auch ihre Einnahmen. Außerdem halten die ETF-Anbieter über die Fonds zwangsläufig Anteile an den börsennotierten Indexanbietern. Dadurch verdienen sie ebenfalls am Zuwachs in der Indexwelt. 

Erst auf den Index schauen, dann kaufen

Aber führt dieser Prozess den Gedanken von ETF-Investments nicht ad absurdum?

Die Gefahr besteht.

Was raten Sie Anlegern, die über ETF-Investments nachdenken?

Sie sollten sich vor dem Kauf eines Indexfonds genau über den zugrunde liegenden Index informieren und darauf achten, dass ein solches Investment zu ihren Zielen und ihrem Risikoprofil passt. Das setzt auch voraus, dass sie sich über eine vernünftige Anlagestrategie Gedanken gemacht haben.

Dazu braucht es aber doch ein gewisses Grundwissen…

Das ist richtig. Falls es nicht vorhanden ist, kann man einen unabhängigen Vermögensprofi zu Rate ziehen. Solche Experten stellen im Auftrag der Kunden ein tragfähiges und individuelles Portfolio zusammen und sind ausschließlich ihren Kunden verpflichtet.