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Renten-Tracking für mobile Fachkräfte

Erfahrene Fachkräfte aus Europa, die nach Deutschland kommen und schon eine Rentenbiografie mitbringen, werden künftig einfacher eine Übersicht über ihre in verschiedenen Ländern erworbenen Ansprüche erhalten. Zu diesem Zweck entsteht derzeit ein europäischer Tracking-Service.

Deutschland wirbt um Fachkräfte aus anderen Staaten. Wer einen Teil seines Berufslebens hierzulande verbringt oder nach längerer Berufstätigkeit im Herkunftsland für immer nach Deutschland einwandert, fragt sich natürlich auch, was denn später mit der Rente wird. Schließlich sammeln sich Rentenanwartschaften aus mehreren Staaten an. Einen digitalen Tracking-Service für den Überblick über diese Renten will der neu gegründete ETS-Verein etablieren.

Neun Gründungsmitglieder aus den Niederlanden, aus Deutschland, Belgien, Frankreich und Schweden hoben vor kurzem die European Tracking Service Association aus der Taufe. Von deutscher Seite ist die Versorgungsanstalt des Bundes und der Länder (VBL) mit dabei. Sie übernimmt, vertreten durch Claudia Wegner-Wahnschaffe, auch den Vorsitz im geschäftsführenden Vorstand des ETS-Vereins. Im Gespräch mit dem Deutschen Institut für Altersvorsorge (DIA) erläuterte sie die Ziele und nächsten Schritte beim Aufbau des Tracking-Service.

Die Vision: ein europaweites digitales Rentenportal für mobile Fachkräfte. Der ETS-Verein kann aufbauen auf eine schon vor Jahren eingerichtete Plattform für Wissenschaftler (Find your pension) und ein mehrjähriges von der Europäischen Union gefördertes Projekt. Der Tracking-Service versteht sich nicht als Konkurrenz für die nationalen Rentenportale. Statt dessen sieht er sich als Partner, der ergänzende Recherchemöglichkeiten für Anwartschaften aus einer Beschäftigung außerhalb des Heimatlandes bereitstellt.

Nationale Datenhubs liefern die Informationen

Das Ziel der Plattform ist es, nicht nur individuelle Rentenanwartschaften zu ermitteln, sondern den Nutzern zu helfen, diese Daten im Rahmen des jeweiligen nationalen Rentensystems auch einordnen zu können. „Die besondere Situation der mobilen Beschäftigten erfordert eine auf sie zugeschnittene Ansprache und Information, die das FindyourPension-Portal schrittweise aufbaut. Wir gelangen an die erforderlichen Informationen über die nationalen Tracking-Services, wo wir sie auf ausdrücklichen Wunsch der Plattformnutzer abrufen“, erklärt Claudia Wegner-Wahnschaffe. Mit Absicht sei nie eine europäische Lösung geplant gewesen, die sich in allen Ländern jeweils bei den Versorgungsträgern die Informationen einholt. „Das wäre gar nicht zu bewerkstelligen bei den viele Anbindungen, die dafür nötig sind. Wir gehen über die nationalen Datenhubs“, erläutert sie. Der Verein wolle außerdem dazu beitragen, dass neue Tracking-Services in einzelnen Ländern entstehen.

Belgien macht den Anfang

In einem Pilotprojekt wurde für den ETS die Infrastruktur entwickelt. Dabei handelt es sich um eine Plattform mit mehreren Ebenen. Zum Einstieg gibt es allgemeine Informationen für typische Lebensphasen mobiler Arbeitnehmer. Daran schließt sich eine mittlere Ebene an, ab der eine Authentifizierung erforderlich ist. Dort können dann individuelle Rentenansprüche abgefragt werden. Im Rahmen des Pilotprojektes ist dies erst einmal für Belgien möglich. „Derzeit erfolgt die Auskunft noch in Form eines PDF. Im nächsten Schritt, wenn die Rentensysteme weiterer Länder hinzukommen, soll dann eine Übersicht mit den zusammengeführten Renteninformationen angezeigt werden“, erläutert Claudia Wegner-Wahnschaffe. Um diese gemeinsam mit den Datenzulieferern zu entwickeln, ist als permanentes Organ des Vereins ein NTS Committee etabliert und in der Satzung verankert worden.

Einbindung weiterer Länder

In Frankreich und den Niederlanden seien die Bestrebungen derzeit am größten, als nächste Teilnehmer an den ETS angeschlossen zu werden. Die Einbindung weiterer Länder und Country Landscapes (allgemeine Informationen) in die Plattform, die Entwicklung einer konsolidierten Datenanzeige und die Gewinnung neuer Vereinsmitglieder stehen als nächste Aufgaben auf der Agenda des ETS-Vereins. Letzteres ist allein schon wegen der Finanzierung bedeutsam. Der Verein hofft auch auf eine weitere Förderung durch die Europäische Union. Die Aussicht darauf ist gut. Schließlich hat sich die Kommission mehrfach zufrieden über die Projektergebnisse geäußert.

Deutschland ist auf auswärtige Fachkräfte angewiesen

Zum Bekanntmachen des ETS will der Verein die nationalen Rententräger mit ins Boot holen. Sie könnten zum Beispiel bei An- und Abmeldungen von Versicherten auf diese Plattform verweisen. Daher sollen auch andere deutsche Anbieter und Stakeholder als Mitglieder für den Verein gewonnen werden. So wäre natürlich eine Teilnahme der Deutschen Rentenversicherung Bund sehr wünschenswert, meint Claudia Wegner-Wahnschaffe. Eigentlich wäre die Zentrale Stelle für die Digitale Rentenübersicht (ZfDR) als nationaler Rentennachvollziehungsdienst der geeignetste Partner. Aber die ZfDR besitzt keine eigene Rechtsfähigkeit, so dass wohl nur die Rentenversicherung selbst dem Verein beitreten könnte. Deutschland müsse gerade wegen der Fachkräftenachfrage, die auch Beschäftigte von jenseits der Grenzen erfordert, ein großes Interesse an der Mitwirkung am ETS haben, meint Claudia Wegner-Wahnschaffe.

Die VBL, die auch die Webseite gebaut hat, pflegt derzeit die FindyourPension-Plattform. Sie wird sich daher als Übergangslösung auch weiter um das Portal kümmern. Mittelfristig, bei einem weiteren Ausbau des ETS, wird aber ein ständiges Team erforderlich sein. Das verantwortet dann für den Verein unter anderem die Pflege und die Weiterentwicklung der Plattform.