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Spiel, Spaß und Sparen

Im Spiel zum Sparziel. Das klingt nach einer Parodie auf einen mittelmäßigen Werbeslogan. Tatsächlich handelt es sich aber um das Ergebnis einer wissenschaftlichen Studie.

Die Wahrscheinlichkeit, ein Sparziel zu erreichen, steigt um 20 Prozent, wenn der Vermögensaufbau in ein Spiel verwandelt wird. Daher sollten Banken, Fintechs und andere Anbieter von Finanzdienstleistungen psychologische Belohnungen zu ihren Konten und Depots anbieten.

So lautet die Schlussfolgerung aus einer Studie der Bayes Business School in London. Die „spielerische“ Gestaltung des eher als lästig und unangenehm empfundenen Sparens für die Zukunft habe einen erheblichen Effekt auf das Verhalten der Sparer. Aufgeführt werden typische Gamification-Elemente wie Fortschrittsbalken, Abzeichen und Bestenlisten. Mit deren Hilfe sei es leichter möglich, ein gestecktes Sparziel in einem bestimmten Zeitraum zu erreichen.

Der Forschungsarbeit von Prof. Irene Scopelliti, Dr. Janina Steinmetz und Dr. Nethal Hashim liegt die bekannte Tatsache zu Grunde, dass Menschen oft Schwierigkeiten haben, Geld zurückzulegen. Dies ist immer mit gegenwärtigem Konsumverzicht verbunden. Die Belohnung fürs Sparen hingegen liegt erst in der Zukunft. Daher gingen die Wissenschaftler in einem Experiment der Frage nach, ob mittels anderer „Belohnungen“ ein Anreiz entsteht, Geld auf die hohe Kante zu legen.

Gamification zeigte Wirkung

Die Forscher baten 331 Probanden, die in zwei Gruppen aufgeteilt wurden, sich jeweils ein Sparziel für den folgenden Monat zu setzen. Die Ersparnisse verfolgten diese vier Wochen lang mit Hilfe einer App. Eine Gruppe wurde nach dem Zufallsprinzip einer spielerischen Version zugewiesen, die andere nicht. Nach Ablauf von Wochen verglichen die Wissenschaftler die Ersparnisse der Teilnehmer. Ergebnis: Die Probanden mit der gamifizierte App sparten im Verhältnis zu ihrem Ziel fast 20 Prozent mehr als die anderen Teilnehmer.

Vorschlag für Neobanken

Die Studie entwickelt daran anknüpfend einen praktischen Vorschlag. App-basierte Banken wie Monzo und Revolut könnten mühelos Gamification auf ihren Plattformen einführen. Diese Neobanken ermöglichen es heute schon den Nutzern, separate Spartöpfe innerhalb ihrer Konten einzurichten. Diese Spartöpfe könnten dann zum Beispiel um Bestenlisten und Abzeichen ergänzt werden.

Erfolgreiche Beispiele aus anderen Lebensbereichen

Das Forscherteam verweist darauf, dass sich die Gamifizierung von Umgebungen schon in anderen Anwendungen als äußerst vorteilhaft erwiesen hat. Sie führen als Beispiel die Plattform Duolingo an, die Nutzer zum Erlernen einer fremden Sprache ermutigt. Die App Zombie Run wiederum motiviere mit Hilfe von Fortschrittsanzeigen und Belohnungen zu körperlicher Aktivität.

„Wir können unser gegenwärtiges Selbst besänftigen, indem wir angenehme psychologische Reaktionen erleben, die für Spiele typisch sind, zum Beispiel Meisterschaft, Wettbewerb und Eskapismus. Diese Erfahrungen machen das Verfolgen langfristiger Ziele unmittelbar angenehmer und helfen den Verbrauchern daher, sie zu erreichen“, erklärt Irene Scopelliti.

Fehlanzeige in der Finanzwelt

Die britische Studie ist beileibe nicht der erste Versuch, Gamification und Finanzwelt zusammenzubringen. Was in der Theorie einleuchtend erscheint und in anderen Lebensbereichen gut funktioniert, setzte sich beim Sparen und bei der Altersvorsorge bislang nur äußerst zaghaft durch. So hatten die Gründer des Altersvorsorge-Start-up Vantik zunächst auch mal erwogen, Gamification-Elemente in ihre App einzubauen. Später entschieden sie sich dann für die Vantik-Card, ein Cashback-System im Verbund mit einer Mastercard. Ein Team des Rückversicherers E+S entwickelte mit WYSR (What are you saving for Retirement?) den Prototypen für eine Altersvorsorge-App, die Millennials zum Sparen fürs Alter animieren soll. Von einer Anwendung durch einen Versicherer oder eine Bank war aber bislang nichts zu vernehmen.

Im Quiz Fondsanteile gewinnen

Ein gutes Beispiel liefert das Start-up Own360, eine Plattform für Fondssparer. Es veranstaltet jeden Dienstag ein Wissensquiz, mit dem um 1.000 Euro in Gestalt von kostenlosen Fondsanteilen gespielt wird. Das Quiz hat nicht nur einen respektablen Preis, sondern stärkt obendrein das Finanzwissen. Wer eine Gewinnchance haben will, muss sich nämlich mit den Informationen beschäftigen, die in der App zu ausgesuchten Aktiengesellschaften zur Verfügung stehen. Es lohnt sich also, wenn sich die Sparer mit ihrer Kapitalanlage auseinandersetzen. (Mehr dazu in der DIA-Podcast-Ausgabe Folge 3 „Spielerisch zur Rente“)

Die kurze Aufzählung zeigt eines: Wenn Gamification und Geld zusammen kommen, dann am ehesten bei einem Fintech. Die klassische Bankenwelt tut sich damit schwer. Das hat sicherlich nicht nur kulturelle Ursachen. In den Kontensystemen der traditionellen Banken ist die Integration von Fortschrittsbalken & Co. ein schwieriges Unterfangen.