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Wohnen im Speckgürtel immer beliebter

Immer mehr Menschen ziehen in die Speckgürtel der Großstädte. Das ungünstige Wohnungsangebot  verursacht diese Wanderung.

Ein Leben in der Stadt ist bei den Bundesbürgern zunehmend beliebter. Die deutschen Metropolen wachsen seit Jahren rasant. So lauteten zumindest die bisherigen Zahlen. Ohne die ausländische Zuwanderung zeichnet sich aber ein ganz anderes Bild ab.

Die Wanderungssalden ohne Zuwanderung berechnet das Institut der Deutschen Wirtschaft im aktuellen IW-Kurzbericht. Danach boomen die Städte bei Weitem nicht in der Art wie bisher angenommen. Der große Zuzug ist nämlich vor allem auf die Immigration aus dem Ausland zurückzuführen. Wird diese aus den Zahlen herausgerechnet, verzeichnen nur noch 14 kreisfreie Großstädte eine positive Binnenwanderung. Die sieben größten Städte hingegen verloren bei dieser Betrachtung in den letzten Jahren sogar an Einwohnern. Gerade an diesen Orten hat dabei der Umzug in die Vororte deutlich zugenommen. Die hohen Wohnkosten treiben die Inländer in den Speckgürtel.

Mehr Abwanderung ins Umland

Seit 2014 wandern bereits wieder mehr Deutsche ins Umland als in die großen Städte. Ursache sind die steigenden Immobilienpreise und Mieten. Da immer noch mehr Menschen in die Stadt ziehen als abwandern, entsteht ein erhöhter Wohnbedarf. Am stärksten währt dieser Trend in Städten mit hohen Siedlungsdichten und geringer Neubautätigkeit wie in München oder Stuttgart. Auf dem Land erwartet die Bewohner eine im Verhältnis dazu relativ hohe Lebensqualität. Im Speckgürtel herrscht zudem meist eine gute Verkehrsanbindung an die Zentren.

Städte vor allem bei Studenten beliebt

Dennoch sind die Städte weiterhin hoch attraktiv. Inklusive der ausländischen Zuwanderung besitzen nur acht deutsche Städte ein Wanderungsdefizit, darunter Braunschweig und Trier. Fast alle der 71 anderen Großstädte hingegen verzeichnen weiterhin steigende Einwohnerzahlen. Der immer noch hohe Zuzug in die Großstädte wird neben der ausländischen Zuwanderung vor allem durch den Zuwachs junger Bevölkerungsgruppen getragen.

Dem IW zufolge verläuft eine typische deutsche Wanderungsbiografie so: Nach der Schule verlassen viele ihre kleinen Gemeinden und ziehen in die Großstädte zum Studieren oder Arbeiten. Dabei siedeln die Jüngeren aus vielen ländlichen Regionen in vergleichsweise wenige sogenannte Schwarmstädte um. Wer dann allerdings eine Familie gründen möchte, steht vor einem enormen Wohnungsproblem. Bis 2013 war es für die meisten Paare in der Regel noch möglich, eine größere passende Mietwohnung oder ein Eigenheim innerhalb der Großstadt zu finden. Mittlerweile aber sind immer weniger in der Lage, die hohen Kosten zu tragen. Viele schauen sich stattdessen nach Alternativen im Speckgürtel um. Migranten haben im Übrigen einen deutlich geringeren Wohnflächenverbrauch als Inländer. So lebt der Durchschnittsdeutsche auf gut 48 Quadratmetern, ausländische Zuwanderer hingegen nur auf 33 Quadratmetern.

Speckgürtel profitiert enorm von den Zuzügen

Ländliche Regionen in der Nähe von größeren Städten profitieren deutlich von diesem Wanderungstrend. Die Geburtenraten steigen und die Bevölkerungsstruktur verjüngt sich, was der demografischen Alterung entgegenwirkt. Darüber hinaus bieten die suburbanen Räume neben geeigneten Wohnstandorten auch zunehmend Arbeitsplätze an. Insgesamt wird das Umland durch die vielen Zuzüge angereichert und erlebt einen wirtschaftlichen Aufschwung.

Die abgelegenen ländlichen Kreise hingegen ziehen bisher kaum Vorteile aus der verstärkten Abwanderung aus den Großstädten. Auch wenn es hier günstig ist zu wohnen, schreckt viele die schlechte Infrastruktur ab. Eine geringe Wirtschaftskraft ist die Folge. Daher kämpfen viele ländliche Räume weiterhin mit einer großen Abwanderung und einem dadurch verursachten hohen Altersdurchschnitt.