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Warum arbeiten Menschen im Rentenalter?

Kompass_Arbeiten im Alter

Die jüngste DIA-Studie mit dem Titel „Arbeiten trotz Rente – Warum sind Menschen im Ruhestand erwerbstätig?“ räumt mit einer weit verbreiteten Meinung auf: Unzureichendes Einkommen aus der gesetzlichen Rente und aus anderen Quellen sowie ein zu geringes Vermögen sind nicht die vordringlichen Beweggründe, die Menschen veranlassen, auch nach dem Renteneintritt einer Erwerbstätigkeit nachzugehen. Die Studie legt offen, welche Faktoren eine verlängerte Erwerbstätigkeit beeinflussen.

Betrachtet man die Erwerbstätigkeit zum Beispiel in Abhängigkeit vom Haushaltsnettovermögen, so lässt sich eines erkennen: Die Gruppe der Personen mit einem Haushaltsnettovermögen von mehr als 250.000 Euro hat die mit Abstand höchste Erwerbsbeteiligungsquote. Nach den Hypothesen, die zu Beginn der Studie aufgestellt worden waren, wäre eher zu erwarten gewesen, dass Menschen mit einem höheren Vermögen weniger geneigt sind, trotz Bezugs einer Altersrente einer geregelten Erwerbstätigkeit nachzugehen. Es sind aber nicht in erster Linie Menschen in einer prekären Einkommens- und Vermögenssituation, die trotz Rentenbezugs weiter arbeiten, sondern Personen mit einem gewissen Grundhaushaltsvermögen.

 

Entwicklung der Erwerbstätigkeit nach Haushaltsvermögen

Auch die Auswertung des Einkommens aus der Gesetzlichen Rentenversicherung liefert keinen Hinweis darauf, dass Personen mit einer sehr geringen Rente, also diejenigen, die von einer drohenden Altersarmut am stärksten betroffen sein dürften, sich stärker am Arbeitsmarkt engagieren als Menschen mit einem höheren Renteneinkommen. So fällt zum Beispiel auf, dass unter den Nichterwerbs­tätigen kaum Bezieher einer Jahresrente, die 15.000 Euro übersteigt, zu finden sind. Zum anderen bietet die Gruppe der Erwerbstätigen ein ebenso überraschendes wie eindeutiges Bild: 2012 waren alle Einkommensgruppen nahezu gleich verteilt. Die Wahrscheinlichkeit einer Erwerbstätigkeit ist also unabhängig von der Rentenhöhe gleich groß. Damit lässt sich – zumindest für den gegenwärtigen Zeitpunkt – die viel diskutierte Aussage entkräften, dass für eine Erwerbstätigkeit trotz Rentenbezugs die Höhe des Renteneinkommens eine entscheidende Rolle spielt.

 

Erwerbstätigkeit nach Einkommen in der Gesetzlichen Rentenversicherung

Altersarmut ist nicht der Grund

Die These, dass Altersarmut als hauptverantwortlich für eine Erwerbsbeteiligung von Rentnern anzusehen ist, wird auch durch die Untersuchung des Haushaltsnettovermögens widerlegt. In der Gruppe der erwerbstätigen Rentner machen Personen mit einem Haushaltsnettovermögen von mehr als 250.000 Euro den größten Anteil aus. In der Gruppe der Nichterwerbstätigen wiederum vereinen Menschen mit keinem Vermögen den größten Anteil auf sich. In den Clustern mit Vermögen in unterschiedlicher Höhe wiederum sind die Anteile ähnlich. Damit deutet auch diese Auswertung daraufhin, dass die Wahrscheinlichkeit, trotz Rentenbeginns zu arbeiten, nicht primär von finanziellen Notwendigkeiten getrieben wird.

 

Erwerbstätigkeit nach Haushaltsnettovermögen

 

Diese Feststellung ändert sich auch nicht, wenn zum Beispiel sämtliche Renteneinkünfte betrachtet werden. Unter den Erwerbstätigen nehmen die Anteile der drei unteren Einkommensgruppen von 1995 bis 2012 jeweils ab, die Gruppe der Bezieher von Einkommen größer als 16.000 Euro hingegen wächst stark. Auch die Betrachtung auf Haushaltsebene ändert die Schlussfolgerungen nicht grundlegend: Zwar ist die Erwerbsbeteiligung der Gruppe mit einem Haushaltsrenteneinkommen aus der Gesetzlichen Rentenversicherung von mehr als 20.000 Euro über die Zeit rückläufig, jedoch wird dies durch den nahezu 100-prozentigen Anstieg der zweithöchsten Einkommenskategorie überkompensiert. Menschen mit höherem Einkommen sind also vermehrt in der Gruppe der erwerbstätigen Rentner zu finden. Die Studienautoren räumen allerdings ein, dass sinkende Rentenniveaus, vermehrt lückenhafte Erwerbsbiografien kombiniert mit einer Zunahme der Beschäftigung im Niedriglohnsektor das Bild der Erwerbstätigkeit im Alter in Zukunft verändern könnten.

Welche Rolle spielt die Bildung für die Arbeit im Alter?

In den zu Beginn der Studie aufgestellten Hypothesen war angenommen worden, dass mit einem höheren Bildungsgrad die Wahrscheinlichkeit einer Erwerbstätigkeit im Alter zunimmt, da Personen mit einem höheren Bildungsabschluss seltener Berufe mit starker körperlicher Belastung ergreifen und größere Wahlmöglichkeiten für eine verlängerte Erwerbstätigkeit haben. Die Auswertungen der SOEP-Daten zeigten, dass Bildung durchaus ein Faktor ist, aber nicht in dem angenommenen Ausmaß. So stellt sich die Erwerbsbeteiligung der Personen mit Abitur beziehungsweise mit einem Universitätsabschluss, verglichen mit den anderen Abschlüssen, als relativ hoch heraus, vor allem wenn man den geringen Anteil der Menschen mit einem solchen Abschluss in Rechnung stellt. Den absolut höchsten Anteil, sowohl bei den Männern als auch bei den Frauen, machen allerdings Menschen aus, die über einen Hauptschulabschluss verfügen. Jedoch ist der Anteil der Menschen mit Abitur beziehungsweise Hochschulabschluss in der Gruppe der Erwerbstätigen, verglichen mit dem Anteil unter den nicht-erwerbstätigen Personen, signifikant höher. Das spricht schließlich doch für die getroffene Annahme.

Später Berufseinstieg – Verlängerung im Rentenalter

Der Zeitpunkt des Berufseinstiegs hat ebenfalls Auswirkungen auf eine Erwerbstätigkeit im Alter, allerdings gibt es geschlechtsspezifische Unterschiede. Für Männer gilt der Zusammenhang, je früher der Einstieg in das Berufsleben erfolgte, desto größer ist die Tendenz, im Rentenalter nicht mehr zu arbeiten. Im Gegensatz dazu arbeiten männliche Rentner umso häufiger, je später der Berufseinstieg stattfand. Bei den Frauen existiert ein solch klarer Zusammenhang nicht. Den größten Anteil unter den erwerbstätigen Frauen machen jene aus, die zwischen 15 und 18 Jahren das erste Mal berufs­tätig waren.