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Skandinaviens Geburtenrate schwächelt

Die nordeuropäischen Länder glänzten lange Zeit mit den europaweit höchsten Geburtenraten. Doch seit 2010 gingen diese unerwartet und stark zurück.

Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts für demografische Forschung in Rostock nahmen mit Kollegen von der Universität St. Andrews und vom Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung diese Entwicklung der Geburtenrate unter die Lupe und entdeckten interessante Einzelheiten.

Vor allem schauten sie in ihrem Forschungsprojekt, in dem mehr als 1.000 Gemeinden untersucht wurden, auf regionale Unterschiede in Abhängigkeit vom Urbanisierungsgrad. Diese sind in Norwegen und Finnland am größten. Dort verringerte sich die Geburtenrate auch am stärksten. In Schweden gab es kaum eine Veränderung, in Dänemark einen leichten Rückgang.

In allen Ländern war aber wie erwartet ein Stadt-Land-Gefälle zu beobachten, wie im Newsletter „Demografische Forschung aus erster Hand“ berichtet wird. Die höchsten Geburtenraten sind in ländlichen Gemeinden mit weniger als 50.000 Einwohnern zu finden. Dann folgen mittlere Städte, kleinere Großstädte und schließlich die klassischen Großstädte. Deutlich andere Zahlen lieferte jedoch eine getrennte Betrachtung der Frauen im Alter von 15 bis 29 Jahren einerseits und der 30- bis 45-jährigen Frauen andererseits. Bei den älteren Frauen trat das entgegengesetzte Muster zutage. „In Dänemark, Schweden und Norwegen liegen in dieser Gruppe die klassischen Großstädte ganz vorn, weil Frauen hier in der Regel später Kinder bekommen“, stellt der Newsletter fest.

Jüngere Frauen bekommen weniger Kinder

Außerdem konnten die Forscher belegen, dass vor allem unter den jüngeren Frauen die Geburtenraten sinken. Allerdings werde dieser Trend durch leicht steigende oder zumindest stagnierende Geburtenraten bei den älteren Frauen abgemildert. Eine Besonderheit war in Finnland festzustellen. Dort sanken die Raten vor allem deswegen, weil auch die Fertilität der 30- bis 45-jährigen Frauen zurückging. Die Prognose des Forscherteams: Sollte dies auch in den anderen drei Ländern geschehen, sei mit weiteren Rückgängen zu rechnen.

Erwerbstätigkeit spielt eine Rolle

Die Untersuchung ging zusätzlich der Frage nach, inwieweit unterschiedliche ökonomische und soziale Faktoren in den untersuchten Gemeinden die Veränderung bei den Geburtenraten erklären können. Betrachtet wurden der Anteil der nicht erwerbstätigen Bevölkerung, die Trennungsraten, der Anteil gut gebildeter Frauen, der Stimmenanteil konservativer Parteien, das Pro-Kopf-Einkommen und die Migrationsrate. Wie erwartet wirkte sich ein hoher Anteil von nicht erwerbstätigen Personen negativ auf die Geburtenrate aus, merken die Studienautoren im Newsletter an. Allerdings fiel er weniger stark aus als angenommen.

Überraschend war auch der Einfluss des Pro-Kopf-Einkommens. Ein höheres Einkommen ging einher mit einer niedrigeren Geburtenrate. Das war in beiden untersuchten Altersgruppen der Fall. Gerade bei den älteren Frauen hatten die Wissenschaftler allerdings angenommen, dass sich eine größere ökonomische Sicherheit günstig auswirkt. Bei den sozialen Faktoren dagegen stimmten die Erwartungen weitgehend mit den Untersuchungsergebnissen überein. Gemeinden mit hohen Trennungsraten haben in der Regel niedrigere Geburtenziffern. Bekommen konservative Parteien viele Stimmen, ist auch die Fertilität höher.