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Der demografische Wandel ist zu abstrakt

Ohne Auswirkungen im persönlichen Umfeld bleiben öffentlich diskutierte Probleme oft abstrakt. So verhält es sich aktuell auch mit dem demografischen Wandel. Nur eine Minderheit der Deutschen interessiert sich zurzeit für die zunehmende Alterung der Bevölkerung.

Wir alle haben es schon mal gehört: Die Lebenserwartung steigt bei gleichzeitig sinkender Geburtenrate. Die Folgen sind ein geringeres Rentenniveau, eine höhere Gefahr von Altersarmut und wachsende Steuerzuschüsse in die gesetzliche Rentenkasse.

So finanzieren immer weniger Erwerbstätige die aktuelle Rentnergeneration. Kamen vor 30 Jahren noch fünf Berufstätige auf einen Rentner, sind es heute lediglich drei. 2035 fällt diese Zahl Berechnungen zufolge sogar auf ein Verhältnis von 2:1. Auch die Phase des Ruhestandes verlängert sich. Auf mehr als 20 Jahre können sich die Deutschen aktuell freuen. Dass die gesetzliche Rente dabei nicht ausreicht, um den Lebensstandard zu halten, ist mittlerweile fast allen bewusst. Nur jeder zehnte Deutsche beschäftigt sich jedoch intensiver mit den Folgen des demografischen Wandels. Knapp die Hälfte interessiert sich gar nicht, weitere 45 Prozent widmen sich dem Thema nur wenig. Das zeigt eine groß angelegte Studie der Bertelsmann-Stiftung zusammen mit dem Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung. Über 1.200 Interviews führten die Forscher dafür durch. Besonders Jüngere schenken demnach der zunehmenden Alterung der Bevölkerung wenig Beachtung. Akutere Probleme wie der Klimawandel oder der Angriffskrieg gegen die Ukraine haben mehr Relevanz.

Die Forscher führen das darauf zurück, dass nur eine Minderheit die Folgen des demografischen Wandels aktiv spürt. Lediglich jeder Vierte hat bereits Auswirkungen bei sich oder anderen bemerkt – Tendenz fallend. Mehr als die Hälfte gibt an, von dem Problem im privaten Umfeld überhaupt nichts mitzubekommen. Wer aber das Gefühl hat, der demografische Wandel finde nur im öffentlichen Diskurs und nicht in der eigenen Realität statt, schenkt dem Thema wenig Aufmerksamkeit. Das ist ein Problem, da so die Altersvorsorge oft erst viel zu spät oder überhaupt nicht auf der To-do-Liste steht.

Nur jeder Dritte spart für die Altersvorsorge

So legt nur jeder dritte der 16- bis 70-jährigen Nichtrentner regelmäßig Geld für den Ruhestand zurück. 71 Prozent der Befragten verfügen jedoch bereits über eine zusätzliche Finanzquelle für die kommende Rentenzeit. Ältere sparen in diesem Zusammenhang öfter und mehr als jüngere Studienteilnehmer. Überraschend ist zudem, dass bei den Gut- und Geringverdienern prozentual gesehen alle einen ungefähr gleichen Anteil des Einkommens für die Altersvorsorge aufwenden. Menschen mit niedrigem sozio-ökonomischen Status investieren dabei durchschnittlich 56 Euro im Monat für die Altersvorsorge. Die Mittelschicht spart mehr als das Doppelte und Menschen aus der Oberschicht mindestens dreimal so viel.

Der Unterschied zwischen den Geschlechtern bleibt hingegen verhältnismäßig gering. Das liegt jedoch vor allem daran, dass Paare ihre Altersvorsorge zusammen besparen. Werden die gemeinsamen Einzahlungen nach Geschlecht aufgespaltet, zeigt sich, dass Frauen nur ungefähr 70 Prozent der Summe der Männer für die Vorsorge aufbringen. Diese Differenz entspricht in etwa dem allgemeinen Unterschied bei den verfügbaren Einkommen von Männern und Frauen. Darüber hinaus erklärt jede fünfte Frau, sie verlasse sich im Ruhestand auf die Unterstützung durch den Partner. Besonders Frauen in Westdeutschland mit hohem sozio-ökonomischen Status treffen diese Aussage.