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Älteren Migranten droht besonders Armut

Viele Zuwanderer, die in den 50er und 60er Jahren nach Deutschland gekommen sind, haben inzwischen ein hohes Lebensalter erreicht. Aufgrund der meist schlechten materiellen Lage sind sie besonders von Altersarmut bedroht.

Bei den 40- bis 85-jährigen Zuwanderern ist über ein Viertel armutsgefährdet. Fast dreimal so viele wie bei Menschen ohne Migrationshintergrund. Im Schnitt erhalten Zugewanderte in dieser Altersgruppe ein monatliches Nettoeinkommen von knapp 1.400 Euro. Das sind 400 Euro unter dem Durchschnitt. Die deutlich schlechtere Gesundheit ehemaliger Arbeitsmigranten führt darüber hinaus zu einem steigenden Pflegebedarf.

Auf diese Problematik macht der aktuelle Report Altersdaten des Deutschen Zentrums für Altersfragen aufmerksam. Als Migrant definieren die Studienautoren eine Person, die die deutsche Staatsangehörigkeit nicht durch Geburt besitzt oder aber ein Elternteil hat, auf den das zutrifft. Die Studie bezieht sich ausschließlich auf Migranten der ersten Generation – also Menschen mit eigener Zuwanderungserfahrung. Diese befinden sich zu einem Großteil in der zweiten Lebenshälfte über 40 Jahren. Etwa zwei Drittel aller Migranten in Deutschland gehören dieser Gruppe an. Das entspricht 7,6 Millionen Menschen. Fast zwei Millionen davon sind bereits in der Generation 65 plus.

Rentensystem vor enormen Herausforderungen

Die seit Mitte des 20. Jahrhunderts eingewanderten Arbeitsmigranten gehen nun langsam in den Ruhestand. Diese Zuwanderer kamen relativ jung nach Deutschland und erreichen nun ein höheres Alter. Daher werden in den kommenden Jahren in größerem Umfang ältere Migranten in Rente gehen. Knapp die Hälfte dieser Gruppe ist bereits jetzt über 64 Jahre alt. Wie auch in der Bevölkerung ohne Migrationshintergrund steigt die Zahl der Hochaltrigen in der Zukunft deutlich. Das Rentensystem steht damit vor enormen Herausforderungen. Auch der Bedarf an medizinischer Versorgung und kultursensibler Pflege wird zunehmen.

Migranten werden häufiger zum Pflegefall

Im Vergleich zu allen Rentnern führen bei Zugewanderten ungünstigere Arbeits- und Lebensbedingungen zu einem schlechteren gesundheitlichen Zustand. Pflegebedürftige mit Migrationshintergrund sind im Schnitt 62 Jahre alt und damit deutlich jünger als diejenigen ohne Migrationshintergrund. Ebenso sind Migranten häufiger in der dritten Pflegestufe. Der durchschnittliche Deutsche ist elf Jahre später pflegebedürftig.

Erstaunlich dabei: Migrantenfamilien nehmen seltener Sachleistungen der Pflegeversicherung in Anspruch. Ebenso ziehen sie bei der Pflege kaum professionelle Unterstützung hinzu. Pflegebedürftige Einwanderer werden beinahe ausnahmslos zu Hause durch die eigenen Verwandten versorgt. Der Grund dafür: ein starker Familienzusammenhalt, aber auch finanzielle Nöte, die die Betreuung in einem Pflege- oder Altenheim erschweren. Migranten haben mehr Kinder als die gesamte Bevölkerung im Durchschnitt. Mit der Pflege können sich die Angehörigen somit besser abwechseln. Hinzu kommt, dass ältere Migranten häufiger in Haushalten mit mindestens drei Mitgliedern wohnen. Das Zusammenleben mit den erwachsenen Kindern ist dabei teils frei gewählt, teils auch die Folge einer schlechteren Wirtschaftslage. Bei Einwanderungsfamilien, das belegen Studien, besteht eine hohe Erwartung, das sich Angehörige um das Wohlergehen der bedürftigen Eltern sorgen. Nicht selten geschieht das in Form transnationaler Hilfen an die Verbliebenen im Herkunftsland.