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Pandemie: Väter traten beruflich kürzer als Mütter

Väter schraubten ihre Arbeitszeit während des ersten Pandemiejahres stärker zurück als Mütter. Dieses Ergebnis ist überraschend, da normalerweise Frauen beruflich kürzer treten für die Kinderbetreuung. Führte Corona also zu einer Verschiebung des klassischen Rollenbildes?

Die Arbeitszeit von Vätern und Müttern glich sich während der Pandemie an. Männer mit vollzeitbetreuten Kindern reduzierten ihre Stundenzahlen fast sechsmal so viel wie Mütter.

Das zeigt eine Online-Befragung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit im ersten Coronajahr. Demnach arbeiteten Männer im August 2020 rund 4,7 Stunden weniger pro Woche im Vergleich zu nur 3,1 Stunden weniger bei den Frauen. Bei Paaren mit Kindern fällt der Unterschied zudem deutlich größer aus. So waren Mütter nur reichlich eine Stunde weniger tätig in der Woche. Väter hingegen schraubten ihre Arbeitszeit um knapp sechs Stunden zurück. Das liegt vor allem daran, dass Mütter bereits vor der Pandemie verhältnismäßig wenige Wochenstunden arbeiteten (28 Stunden) im Gegensatz zu ihrem Partner (41 Stunden). Dennoch führte die Pandemie zu einer Angleichung bei den Arbeitszeiten. Laut den Studienergebnissen kam es dadurch ebenso zu Verschiebungen bei der Kinderbetreuung, der Hausarbeit und beim Einkauf.

Väter kümmerten sich verstärkt um die Kinder

Während der Pandemie übernahmen Mütter zwar weiterhin den größeren Teil bei der Kinderbetreuung, jedoch brachten sich Väter stärker ein als noch vor Corona. Der Anteil der Väter, die sich überwiegend oder vollständig um den Nachwuchs kümmerten, stieg von 5,6 auf 10,5 Prozent. Bei den Müttern sank der Anteil hingegen um zwei Prozentpunkte. Auch bei den Kinderbetreuungszeiten kommt es folglich zu einer Annäherung der Geschlechter. Die Pandemie hat der klassischen Rollenverteilung somit leicht entgegen gewirkt. Allerdings übernehmen Frauen immer noch deutlich mehr Aufgaben bei der Betreuung der Kinder.

Bei der Hausarbeit, beim Einkauf und bei häuslichen Reparaturarbeiten kommt es ebenso zu einer Angleichung innerhalb der Partnerschaft. Den Großteil des Haushalts übernahm vor der Pandemie lediglich ein Prozent der Väter. Im ersten Coronajahr waren es dann zumindest acht Prozent. Von einer Retraditionalisierung der Geschlechterrollen kann nach den Studienautoren damit jedoch noch lange keine Rede sein. Auch bei den Einkäufen brachten sich Männer zwar doppelt so häufig ein wie vor der Pandemie. Frauen übernehmen diesen Part mit 70 Prozent jedoch weiterhin deutlich öfter als ihr Partner.

Entwicklung nur von kurzer Dauer

Dass Väter beruflich kürzer traten und sich verstärkt um die Kinderbetreuung kümmerten, ist nach den Studienergebnissen allerdings nur ein kurzfristiges Phänomen. Die Zahlen näherten sich bereits nach dem ersten Lockdown wieder den Vor-Corona-Werten an. Die Ursachen liegen mitunter auch in den verschiedenen Berufszweigen. So sind Frauen wesentlich häufiger in systemrelevanten Berufen beschäftigt wie dem Einzelhandel oder dem Erziehungs- und Gesundheitswesen. Infolgedessen wechselten sie seltener ins Home-Office. Der erhöhte väterliche Betreuungsanteil stammte somit hauptsächlich aus Haushalten mit Müttern, die keine Möglichkeit zum Home-Office oder einer Reduzierung der Arbeitszeit hatten. Väter mussten demnach notgedrungen vertärkt für das Home-Schooling der Kinder aufkommen.