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Keine Einheit auf dem deutschen Arbeitsmarkt

Auch 30 Jahre nach der deutschen Einheit gibt es bei Indikatoren wie Erwerbsbeteiligung und Einkommen noch deutliche Unterschiede zwischen ost- und westdeutschem Arbeitsmarkt.

In einem aktuellen Report hat das Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Institut (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung den Arbeitsmarkt zwischen Ost und West, aber auch für Frauen und Männer, eingehender untersucht. Zudem wurden weitere ökonomische wie soziale Aspekte (Bildungsabschluss, Berufspräferenzen, Gleichberechtigung, Kinderbetreuung, Arbeitszeit u. a.) analysiert.

Die Ergebnisse zeigen, dass es zwischen ost- und westdeutschem Arbeitsmarkt immer noch sichtbare Unterschiede gibt. Allerdings sind auch Annäherungen zu verzeichnen. Von den insgesamt 27 untersuchten Indikatoren werden im Folgenden lediglich ausgewählte betrachtet, die einen Bezug zur Alterssicherung haben. Dabei handelt es sich um die Erwerbsbeteiligung und Teilzeitbeschäftigung sowie das Einkommen inklusive Gender Pay Gap.

Erwerbsbeteiligung näherte sich an

Die Erwerbstätigenquote der Frauen ist in den Jahren seit der Deutschen Einheit sichtlich gestiegen. Das gilt insbesondere für westdeutsche Frauen. Dennoch liegt sie gegenüber der Erwerbsbeteiligung von Männern noch zurück, trotz Annäherung auf dem Arbeitsmarkt in beiden Teilen Deutschlands. So betrug im Jahr 2018 die Erwerbstätigenquote westdeutscher Frauen 71,6 Prozent. Damit lag dieser Wert um mehr als acht Prozentpunkte unter der Quote westdeutscher Männer (80 Prozent). Allerdings war diese Differenz 1991 noch fast dreimal so groß. Die Erwerbstätigenquote von Frauen in Ostdeutschland ist mit 73,9 Prozent ebenfalls höher als 1991. Damit sank der Abstand gegenüber den Männern im Osten von knapp zwölf auf nunmehr nur noch rund vier Prozentpunkte.

Frauen: Teilzeit und Minijobs dominieren

Diese an sich positive Entwicklung basiert weitgehend auf der Zunahme der Teilzeitbeschäftigung von Frauen. So hat sich im Osten der Anteil der Teilzeitjobs von Frauen gemessen an allen Beschäftigungsverhältnissen zwischen 1991 und 2018 um 17,2 Prozentpunkte erhöht. Damit lag diese Entwicklung prozentual sogar über der Entwicklung im Westen. Dort betrug die Zunahme 14,3 Prozentpunkte. Insgesamt ist die Teilzeitquote der westdeutschen Frauen mit 48,6 Prozent dennoch deutlich höher als die der ostdeutschen Frauen (34,7 Prozent). Auch der Anteil von Frauen, die ausschließlich einen Minijob haben, ist im Westen (17,1 Prozent) nahezu doppelt so hoch wie im Osten (9,9 Prozent). Für Frauen in Westdeutschland weisen diese Zahlen nach wie vor eher auf eine traditionelle „Zuverdienst“-Rolle hin. Dagegen lag staatlicherseits gewollt die Beschäftigungsquote von Frauen im Osten bereits vor der Wende aufgrund sozialpolitischer Rahmenbedingungen und wirtschaftlicher Notwendigkeiten höher.

Gender Pay Gap im Osten geringer

Bei den Einkommen sind die Unterschiede zwischen Frauen und Männern im Osten meist geringer als im Westen. In Westdeutschland liegt der durchschnittliche Bruttostundenlohn von Frauen 21 Prozent unter dem der Männer. Der Gender Pay Gap zwischen den Einkommen der Frauen und Männer ist damit genau dreimal so groß wie in Ostdeutschland (7 Prozent). Das liegt einerseits an den relativ höheren Einkommen westdeutscher Männer, andererseits am insgesamt geringeren Einkommensniveau in den neuen Bundesländern.

Einkommensverteilung: Differenzen oben wie unten

Die Unterschiede ziehen sich auch durch die gesamte Einkommensverteilung. Während gut jeder vierte westdeutsche Mann (26 Prozent) monatlich über 5.000 Euro verdient, gilt das nur für rund jeden achten Mann (12,4 Prozent) im Osten der Republik. Derart hohe Einkommen beziehen von den Frauen im Westen 12,7 Prozent und im Osten 9,3 Prozent. Andersherum verläuft die Diskrepanz im unteren Einkommenssegment. Jeder Fünfte der ostdeutschen Männer (20 Prozent) kommt auf ein Bruttomonatseinkommen zwischen 1.000 bis 2.000 Euro monatlich. Im Westen sind es nur 8,1 Prozent. Bei den Frauen sind 25,9 Prozent (Ost) und 16,5 Prozent (West).   

Arbeitsmarkt von heute prägt Ruhestand von morgen

Mit geringerer Erwerbsbeteiligung beziehungsweise mit geringeren Einkommen reduzieren sich auch die Rentenansprüche in der ersten und zweiten Säule. Dazu kommt, dass für die private Altersvorsorge mitunter die finanziellen Mittel fehlen. Auch unterschiedliche Erwerbsbiografien in Ost und West wirken sich deutlich aus. Im Ergebnis dieser und anderer Faktoren ist absehbar, dass sich gegenwärtige Unterschiede auf dem Arbeitsmarkt zukünftig in der Altersvorsorge und damit bei der erreichbaren Lebensqualität im Alter widerspiegeln.