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Frauen leiden stärker unter Befristung als Männer

Wer einen befristeten Arbeitsvertrag hat, ist insgesamt unzufriedener mit seinem Leben. Frauen sind dabei fast doppelt so unglücklich wie Männer. Dieses Phänomen lässt sich in allen Gehaltsgruppen beobachten.

Werde ich verlängert oder bin ich bald arbeitslos? Rund 2,6 Millionen Deutsche können sich diese Frage aktuell stellen, denn sie sind nur befristet beschäftigt. Das entspricht sieben Prozent aller sozialversicherungspflichtigen Erwerbstätigen.

Bei den Neueinstellungen liegt die Quote noch deutlich höher. Hier ist mehr als jeder Dritte (36 Prozent) lediglich in einem befristeten Arbeitsverhältnis tätig. Der überwiegende Teil der Bundesbürger nimmt einen befristeten Job dabei sehr negativ wahr. Die hohe Planungsunsicherheit führt bei den Betroffenen zu Sorgen um die Zukunft. Das wirkt sich mitunter auf die Familienplanung und auf die Frage aus, ob oder wann eine Immobilie erworben werden kann. Das zeigt eine aktuelle Untersuchung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit. Demnach sind befristete Beschäftigte im Vergleich zu unbefristeten generell unzufriedener mit ihrem Leben und sorgen sich häufiger stark um den Arbeitsplatz.

Befristungen machen unglücklich

Dabei kommt es zu einem deutlichen Unterschied zwischen den Geschlechtern. Frauen leiden unter einer Befristung nämlich fast doppelt so stark wie Männer. Die Ausprägungen sind ebenso von der Haushaltskonstellation abhängig. Egal jedoch mit welchem Familienstand, beide Geschlechter macht eine Befristung unglücklicher. Am häufigsten sorgen sich Single-Frauen in einem befristeten Arbeitsverhältnis um den Job. Sie sind um 17 Prozentpunkte deprimierter als mit einem Arbeitsvertrag ohne Ablaufdatum. In Paarhaushalten sinkt ihre Lebenszufriedenheit nahezu identisch um 16 Prozentpunkte. Männer in einer Paarbeziehung sind hingegen „nur“ um sechs Prozentpunkte unglücklicher, wenn sie von einer unbefristeten in eine befristete Arbeit wechseln.

Bei Familien mit Kindern beträgt der Unterschied in der sinkenden Lebenszufriedenheit zwölf Prozentpunkte bei den Frauen im Vergleich zu acht Punkten bei den Männern. In den meisten heterosexuellen Partnerschaften ist immer noch der Mann der Hauptversorger beim Einkommen. Doch selbst in dieser Konstellation sind Frauen mit einer Befristung unglücklicher als der Partner in derselben Situation.

Warum sind Frauen stärker betroffen?

Die Ursachen für eine stärkere psychische Belastung bei Frauen sind vielfältig. So spielt einerseits die finanzielle Situation eine Rolle. Frauen verdienen weniger als Männer und haben somit auch ein geringeres Polster, um einen drohenden Jobverlust abzufedern. Hinzu kommt andererseits, dass sie durch die Familiengründung bereits mit Unterbrechungen im Erwerbsleben konfrontiert sind. Befristungen machen die Situation oft kompliziert. Werde ich trotz meiner Schwangerschaft verlängert? Mein Arbeitsvertrag endet während meiner Elternzeit – finde ich so schnell einen neuen Job? Habe ich bei einer erneuten Befristung einen Teilzeitanspruch? Auch Ansprüche auf Elterngeld können durch Befristungen reduziert sein und Beschäftigungsgarantien auslaufen. Darüber hinaus sind Frauen öfter in Branchen tätig, in denen befristete Arbeitsverträge häufig zum Einsatz kommen wie im Bildungs- oder Gesundheitssektor. Demgegenüber übernehmen bei männlich dominierten Berufen wie im IT-Bereich Befristungen in vielen Fällen eher die Funktion einer Probezeit.