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Mit dem DigiCent zum Aktiensparen

Eine neue Form des Aktiensparens, mit der auch Personen mit niedrigem Einkommen Vermögensbildung für das Alter betreiben, stellt ein neues DIA-Dossier zur Diskussion.

In dem DIA-Dossier entwickelt Prof. Dr. Christian Rieck von der Frankfurt University of Applied Sciences ein Modell, das einen Regimewechsel vollzieht und das Sparen nicht so wie bisher ans Einkommen, sondern an den Konsum koppelt. Der als DigiCent bezeichnete Sparbeitrag fällt bei jeder Konsumausgabe an. Auf diese Weise soll das Investieren in Aktien ein als natürlich empfundener Vorgang werden.

Der in dem DIA-Dossier ausgearbeitete Vorschlag sieht vor, dass ein Prozent der Konsumausgaben, daher der Name DigiCent, als Sparrate in ein individuelles Aktienkonto fließt. Der DigiCent wird analog der Mehrwertsteuer direkt mit den Endpreisen von Waren und Dienstleistungen ausgewiesen und in einem automatisierten Verfahren abgeführt. „Es handelt sich dabei nicht um einen Pool, aus dem zugeteilt werden kann, sondern es werden individuelle Konten angelegt“, erklärt Prof. Rieck. Zur Identifikation dient in seinem Konzept die Steuer-ID, die jeder Bürger besitzt. Durch diese individuellen Konten habe kein anderer Zugriff auf das angesammelte Vermögen als die betreffende Person selbst.

Mehrwertsteuer als Vorbild

Die Abführung des DigiCent erfolge automatisch im Hintergrund, wie dies auch bei der Mehrwertsteuer der Fall ist. Mit dem derzeitigen Stand der Digitaltechnik sei dieser Abrechnungsvorgang voll automatisierbar, sodass nur minimale Transaktionskosten anfallen. Dies sei bei allen Bezahlvorgängen, die unbar ablaufen, am einfachsten. Rieck geht davon aus, dass diese Bezahlweise früher oder später ohnehin zum Standard wird. Um auch Barzahlungen in das neue Sparkonzept zu integrieren, kann er sich eine Trennung von Bezahlvorgängen und Kreditieren des Sparbeitrages vorstellen, ähnlich wie es beim Paybacksystem heute schon praktiziert wird. Die Zuordnung zum Sparkonto erfolgt dann über den Nachweis mit einer Identkarte oder einer App auf dem Smartphone.

Lösung für Barkäufe

Für Barzahlungen, die auch auf diesem Wege nicht zugeordnet werden können, bringt der Autor des DIA-Dossiers eine Opt-out-Möglichkeit ins Gespräch. Diese zielt aber nicht auf eine Vermeidung des DigiCent, sondern auf eine Buchung in ein Sammelkonto, auf das Investitionsbeiträge anonym eingezahlt werden. Aus diesem Pool könnten dann zum Beispiel Rentenzahlungen für besonders bedürftige Gruppen geleistet werden. In dieses Sammelkonto soll auch der DigiCent aus Käufen von Ausländern und von Personen, die ein individuelles Konto für den DigiCent ablehnen, fließen.

Teilnahme ist verpflichtend

Die Teilnahme am System des DigiCent soll verpflichtend sein. Ein optionales System, das allein mit Anreizen arbeitet, entfaltet nach den Erwartungen von Prof. Rieck bei weitem nicht die Effektivität und Wirkung wie ein verpflichtender DigiCent. So sei zu erwarten, dass besonders Bevölkerungsgruppen nicht in das System einsteigen, die besonders profitieren würden. Dazu rechnet er zum Beispiel die Empfänger von Transferleistungen, die in der Regel keinerlei Sparvorgänge betreiben. Da sie aber auch konsumieren, würden sie bei jedem Kaufvorgang automatisch Rücklagen fürs Alter bilden.

Keine Steuer beim Sparen und bei der Entnahme

Damit sich der Zinseszinseffekt in den Aktienkonten voll entfalten kann, plädiert Rieck dafür, dass während des Sparvorganges keinerlei Steuern anfallen. Auch die Entnahme soll steuerfrei erfolgen. Das sei wegen der Zweckbindung für die Altersvorsorge und die Einzahlungen aus schon zuvor versteuertem Einkommen gerechtfertigt. Außerden soll die Übertragbarkeit des DigiCent gewährleistet sein, wozu die Vererbarkeit, die Hinterlegung als Sicherheit für Bankkredite und eine Gutschreibung zu Gunsten Dritter gehören. Bei Letzterem denkt er zum Beispiel an ältere Käufer, die bereits über eine ausreichende Altersvorsorge verfügen und daher den DigiCent in die individuellen Konten ihrer Kinder oder Enkel einzahlen.

Den Modellrechnungen von Prof. Rieck zufolge spart eine einzelne Person bis zum Ende des Erwerbslebens etwa drei Jahresgehälter an. Aus volkswirtschaftlicher Sicht führt diese Form des Rentensparens jährlich zu einem Gesamtaufkommen zwischen 15 und 19 Milliarden Euro.