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Wie wird ein Portfolio krisenresistent?

Brexit, Pandemie, Russland-Ukraine-Krieg und auch die kürzlichen Äußerungen des amerikanischen Präsidenten zu einem möglichen Konflikt zwischen China und Taiwan tragen nicht gerade zur Beruhigung der Kapitalmärkte bei.

Auch in den zurückliegenden Jahrzehnten gab es immer wieder vergleichbare Ereignisse. Die Finanzkrise, 9/11, die Griechenlandpleite, der Jugoslawien-Krieg und der Zusammenbruch des Neuen Marktes waren nur einige davon. Auch wenn es, insbesondere für die direkt Betroffenen, Wichtigeres als Finanzthemen gibt, stellt sich für Anleger die Frage, wie sich ein Portfolio krisenresistent ausrichten lässt.

Da sich in Deutschland über Jahrzehnte Versicherungslösungen mit garantierten Ablaufleistungen etablierten, suchen Anleger weiterhin nach Produkten mit einer integrierten Garantie. Der Preis einer Kapitalgarantie und der Zusammenhang mit dem Zinsniveau ist dabei oft nicht klar. Garantien sind umso teurer, je niedriger das Zinsniveau ist. Bei einem sicheren Zins von 0,5 Prozent betragen die Garantiekosten bereits das Doppelte der eingezahlten Beiträge. Insbesondere bei langen Laufzeiten stehen die Kosten in keinem vernünftigen Verhältnis zum Nutzen. Daher sollte eine Beimischung von Aktien, als liquide Sachwerte, in keinem Portfolio fehlen.

Einfache Parameter bei der Titelauswahl beachten

Grundsätzlich sollten Anleger Unternehmen mit erfolgreichem Management vorziehen, die bereits einige kritische Börsenphasen überstanden haben, regelmäßig gute Ergebnisse liefern, ohne Gewinnwarnungen auskommen, über belastbare Geschäftsmodelle verfügen und bereits sehr lange am Markt bestehen. Hieraus lässt sich ableiten, dass ihre Produkte, ihre Dienstleistungen oder ihre Branche gebraucht werden, eine hohe Qualität haben oder eben relevant sind.

In steigenden Märkten etwas defensiver

Diese Unternehmen sind meist keine sogenannten Growth-Werte. Sie zeigen in einer Hausse auch nur eine „normale“ positive Entwicklung, die beispielsweise mit dem Technologiesektor nicht mithalten kann. Man muss aber daran erinnern, dass die durchschnittlichen Unternehmensgewinne bei internationalen Aktiengesellschaften bei etwa sechs Prozent liegen. Wenn Anleger das im eigenen Depot umsetzen, sollten sie sehr zufrieden sein und nicht mit Gewalt sieben Prozent Rendite anstreben, weil gerade eine überdurchschnittliche Inflation herrscht.

Resistentere Sektoren als Beimischung

Die Bereiche Gesundheit, Nahrungsmittel, Basiskonsum und alles, was sich mit dem Thema Wasser befasst, waren bislang relativ stabil. Sie gerieten auch nicht so stark oder erst etwas später unter Druck. Außerdem besitzen diese Segmente auch in Zukunft mit großer Wahrscheinlichkeit eine hohe Relevanz. Je nach Depotgröße ist der Kauf von Einzelaktien oder der Erwerb von breiter aufgestellten Fondsportfolios sinnvoll. Auch Themenfonds können helfen, wenn es eine bestimmte Branche sein soll. Man sollte nur darauf achten, dass letztlich kein Portfolio aufgebaut wird, das nur aus Themen besteht. Gerade für die Altersvorsorge sollte ein ausgewogenes Depot entstehen.

Kernportfolio stabil ausrichten und gestaffelt aufbauen

Der Großteil eines langfristig angelegten Depots sollte auf solche Unternehmen ausgerichtet sein, weil in starken Marktphasen positive Kursentwicklungen entstehen und in Schwächephasen die negativen Ausschläge in der Regel geringer ausfallen. Da Timing schwierig ist, Nerven kostet und statistisch gesehen auch nicht so wichtig ist, sollte eine Position oder auch ein ganzes Portfolio nicht auf einmal, sondern grundsätzlich gestaffelt aufgebaut werden. Hierfür eignen sich Sparpläne auf aktiv gemanagte Fonds und auch auf Einzeltitel. Letzteres bieten nicht alle Banken an. Deshalb sollte man bei der Auswahl der Depotbank auf das Angebot achten, auch wenn man dann vielleicht etwas erhöhte Bankspesen zahlen muss.

Kein Abbau in Schwächephasen, aber Umschichtung in Qualität

Auch wenn es anstrengend ist, diszipliniert zu bleiben, ist derzeit von einem „Netto-Verkauf“ grundsätzlich abzuraten. Das galt auch für alle erwähnten vorherigen Krisen. Allerdings sollte man sich stets von Aktien trennen, wenn die Managementleistung des Unternehmens Mängel aufweist (beispielsweise Reputationsschäden, Korruption, größere Fehlentscheidungen bei Fusionen), die Branche an sich an Bedeutung verliert (zum Beispiel der Bankensektor in Deutschland) oder Konkurrenzsituationen nicht erkannt werden (zum Beispiel deutsche Solarindustrie). Unabhängig davon, ob man im Minus oder Plus steht, ist eine Position dann zu verkaufen. Nur unter diesen Umständen ist auch eine Umschichtung in einer Schwächephase sinnvoll, da man dann gegebenenfalls in eine Alternative tauscht, bei der eine stärkere positive Entwicklung und mittel- bis langfristig mehr Stabilität  zu erwarten ist. Die strukturelle Verbesserung des Portfolios durch Aktienbeimischung erkauft man sich trotzdem mit kurzfristigen stärkeren Wertschwankungen. Das muss insbesondere Neueinsteigern klar sein.


Gastautor Andreas Görler ist zertifizierter Fachmann für nachhaltige Investments und Senior-Wealth-Manager bei der -Wellinvest- Pruschke & Kalm GmbH. Weitere Beiträge von ihm und anderen Vermögensverwaltern finden Sie auf www.v-check.de.