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„Whisky ist ein Investment für Enthusiasten“

Anlagen in schottische Single Malts und Produkte japanischer Brennereien können sich durchaus lohnen, aber sind etwas für wohlhabende Liebhaber. Heiko Löschen, Vermögensverwalter bei der GSP asset management GmbH in Münster, erklärt, warum Normalsparer lieber anders flüssig bleiben sollten.

Was ist der Unterschied zwischen einem Whisky für mehrere tausend Euro und dem für zehn Euro vom Discounter?

Einerseits gibt es hier schon enorme Qualitätsunterschiede und wie beim Wein sind Kenner dafür bereit, mehr Geld zu bezahlen. Das reicht von der Lagerung in Holzfässern bis zum besonderen Geschmack verschiedener Regionen. Es gibt hier Unterschiede wie Tag und Nacht. Die Vielfalt, die man bei einer Whiskyprobe kennenlernen kann, reicht von runden Sherryaromen über wilde Meeresnoten bis zu torfigem Rauchgeschmack. Aber andererseits ist das letzten Endes auch ein riesiges Marketingthema. Wer sich am besten präsentiert, kann höhere Preise aufrufen. Limitierte Spezialeditionen zielen auf Whiskyliebhaber und können dann im Bereich von Tausenden Euro liegen.

Profis beobachten den Markt

Wie erkenne ich denn als Laie das Investmentpotenzial?

Ohne Erfahrung loszulegen und einfach nur eine teure Flasche zu kaufen, ist ein reines Glücksspiel. Das wird in den meisten Fällen nicht funktionieren. Profis beobachten den Markt genau, legen sich als Investment 10 oder 20 Flaschen verschiedener Jahrgänge und Editionen von mindestens fünf verschiedenen Destillerien zu, die bei Sammlern begehrt sind. Im Idealfall achten sie darauf, Regionen und Stilrichtungen zu mischen, um Trendrisiken abzufedern. Zum Beispiel werden gerade japanische Brennereien immer beliebter und machen den schottischen Platzhirschen Konkurrenz. 

Eignet sich Whisky als Investment für jeden?

Wenn jemand keinen Whisky mag, sollte er auch keinen Whisky als Investment in Betracht ziehen. Das gilt für alle Sammlerstücke, ohne eine gewisse Leidenschaft wird so etwas kaum von Erfolg gekrönt sein. Egal ob bei Kunst-, Schmuck- oder Whiskyinvestments, die emotionale Rendite sollte stimmen. Ein typisches Beispiel sind Oldtimer. Wer keine Freude an Ausfahrten und dem einmaligen Fahrgefühl hat, findet sicher sinnvollere Investments als alte Autos. Wer jede Minute auf der Landstraße in historischen Fahrzeugen genießt, bekommt dagegen auf jeden Fall schon mal eine Rendite: unbezahlbar wertvolle Erlebnisse.

Im Zweifel lieber genießen statt anlegen

Wie sieht es mit der wirklichen Whisky-Rendite aus?

Hier sollte man sich nicht allzu sehr von schönen Zahlen blenden lassen, die gerne von Versteigerungsplattformen herausgegeben werden. Da werden meist die Transaktions- und Lagerkosten weggelassen. Was kostet zum Beispiel ein geeigneter Raum mit Diebstahl- und Brandschutz, wie sieht es mit der Versicherung aus, welchen Anteil erhält das Auktionshaus beim Verkauf? Unter dem Strich muss eine Flasche dann schon ordentlich im Wert steigen, damit nach Abzug der Kosten noch Gewinn übrigbleibt. Natürlich ist das möglich, aber wer nur die Investmentchancen von Whisky bewerten möchte, sollte ganz nüchtern rechnen und im Zweifel besser das Trinkerlebnis genießen.

Wie kommt man an besondere Flaschen?

Natürlich bietet hier das Internet das größte Angebot, aber das Risiko, Fälschungen aufzusitzen, sollte nicht unterschätzt werden. Wer nicht im ganz hochpreisigen Bereich unterwegs sein will, kann durchaus im Fachhandel vor Ort bei Weinhändlern oder Spirituosenabteilungen großer Kaufhäuser fündig werden. Natürlich sollte vor dem Kauf einer 200-Euro-Flasche als Investment das Preisniveau der großen Onlinehändler oder aktueller Auktionen überprüft werden, um gute Angebote von schlechten unterscheiden zu können.    

Asien beeinflusst Nachfrage bei Luxusgütern

Warum ist die wirtschaftliche Entwicklung Asiens für den schottischen Whiskymarkt wichtig?

China und seine Nachbarn sind wichtige Märkte der Luxusgüternachfrage und werden immer stärker. Für erfolgreiche asiatische Unternehmer sind Handtaschen von europäischen Edelmarken, westliche Luxusfahrzeuge oder eben auch Whiskyspezialitäten, die sich nur ganz wenige leisten können, Statussymbole. Das hat in den letzten Jahren erheblich zur Preisentwicklung beigetragen. Sollte es hier, im Positiven wie im Negativen, zu Veränderungen kommen, hat das erheblichen Einfluss gerade im Hochpreissegment.

Wertsteigerung bleibt ungewiss

Ist eine Whiskysammlung oder ähnliches eine Investmentalternative für jedermann?

Das ist erst einmal eine Frage des Gesamtvermögens. Schafft es ein Sparer gerade so, 100 Euro monatlich für eine bescheidene Altersvorsorge beiseitezulegen, ist es finanziell betrachtet wahrscheinlich keine gute Idee, Geld in eine Whisky- oder Kunstsammlung zu stecken. Es gibt keine Garantie, dass in zehn oder 20 Jahren, wenn das Geld gebraucht wird, die Sammlung mit Gewinn oder sogar überhaupt verkauft werden kann. Ich kenne junge Leute, die sparen nicht, sondern kaufen zum Beispiel nur noch Sneaker, weil die Sportschuhe von Michael Jordan aus dem Jahr XY so eine enorme Wertsteigerung hatten. Denen rate ich dann immer, wenigstens nicht alles Geld in Sneakern anzulegen, sondern vielleicht besser nur zehn Prozent des Vermögens in so etwas zu stecken. Der Rest sollte in transparenten, flüssigen Märkten angelegt werden, also zum Beispiel Aktien, Fonds, Anleihen oder Edelmetallen, die problemlos gehandelt werden können.