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Rebalancing – Gleichgewicht für das Portfolio

Stabile Aktien, bewährte Strategien mit aktiven Fonds und ETF-Lösungen eignen sich sehr gut für eine klassische Buy-and-hold-Strategie, insbesondere für langfristige Ziele wie die Altersvorsorge.

Die meisten Anleger ziehen zudem auch einen geringen Arbeits- und Beobachtungsaufwand vor. Trotzdem sind regelmäßige Depotüberwachung und Anpassungen, sprich ein Rebalancing notwendig.

Bei Depotumschichtungen müssen Anleger aber Spesen für den An- und Verkauf berücksichtigen, obwohl Bank- und Depotspesen im internationalen Vergleich in Deutschland nicht besonders hoch sind. Außerdem werden deutsche Anleger mit Abgeltungssteuer und Solidaritätszuschlag belastet, wenn Wertpapiere mit Kursgewinn verkauft werden und der Freistellungsauftrag überschritten ist bzw. keine Nichtveranlagungsbescheinigung vorliegt.

Regelmäßige Überprüfungen erforderlich

In einem gut strukturierten Portfolio entwickeln sich einzelne Depotbausteine wie Aktien, aktive oder passive Fonds besser als andere, weil bestimmte Unternehmen oder Branchen unterschiedlich performen. Das ist insbesondere dann der Fall, wenn man Einzelaktien oder Branchen- und Themenfonds einsetzt. Hier sind starke Kurszuwächse möglich. In der Vergangenheit traf das beispielsweise auf Technologieaktien zu. Wer Microsoft, NVIDIA, Alphabet und Apple im Depot hatte, erlebte bei diesen Positionen je nach Kaufzeitpunkt Verdopplungen oder Verdreifachungen. Das ist zunächst sehr positiv, birgt aber auch ein hohes Rückschlagpotential.

Diese Gefahr konnten Anleger während der Pandemie, aber noch stärker in der aktuellen Situation mit schnell steigenden Zinssätzen erleben. Insbesondere Technologie- bzw. Growth-Werte, aber auch Rentenfonds mit mittlerer und langer Duration gerieten stark unter Druck. Deshalb ist es erforderlich, die Depotstruktur bzw. die Gewichtung der gewählten Anlageklassen regelmäßig zu überprüfen, da man das Portfolio ursprünglich nach den persönlichen Zielen und Wünschen sowie dem eigenen Chance-Risikoprofil strukturiert hat.

Drei Lösungen, ein Ziel

Die einfachste, aber kostenintensivste Möglichkeit besteht in einem Rebalancing durch Käufe und Verkäufe. Dabei werden die zu groß gewordenen Positionen reduziert, wodurch Kapital frei wird. Diese Erlöse werden in jene Wertpapiere investiert, die mittlerweile ein kleineres Volumen einnehmen als die ursprüngliche Ausgangsgröße. Neben den Kosten entstehen hier auch steuerpflichtige Kursgewinne, da Gewinne und Verluste realisiert werden.

Die zweite Variante besteht darin, die alten Relationen durch gezielte Nachkäufe anzupassen. Dabei investiert man zur Verfügung stehendes Geld und stockt die mittlerweile untergewichteten Positionen wieder auf.  Die Anzahl der Transaktionen ist dabei geringer. Außerdem realisieren Anleger auch keine steuerpflichtigen Gewinne durch Verkäufe bei den Übergewichtungen. Allerdings setzt diese Variante voraus, dass man regelmäßig über entsprechende Rücklagen verfügt.

Die dritte Option ist eine Abwandlung der zweiten Lösung. Dabei nähert man sich der ursprünglichen Struktur durch das Einrichten befristeter Sparpläne an. Das ist meist kostengünstiger, als mit Einzelorders zu arbeiten. Außerdem sind die Belastungen für das Budget nicht so stark, weil man monatlich mit kleineren Beträgen operiert. Bei der Grundausrichtung des Portfolios sollte man allerdings darauf achten, dass die gewählten Anlageinstrumente bei der eigenen Depotbank auch sparplanfähig sind.

Automatisch antizyklisch

Setzt man den Ansatz diszipliniert um, reduziert man Positionen, die extrem stark gestiegen sind, und baut Segmente, die unter Druck geraten sind, in einer Schwächephase auf. Anleger entgehen damit dem Herdentrieb. Bei der Grundausrichtung sollte man Prozentsätze für die gewählten Finanzinstrumente festlegen. Beispielsweise bei Depotgrößen ab 100.000 Euro für Einzelaktion zwei Prozent und für aktive oder passive Fonds fünf Prozent. Bei kleineren Depots oder in Phasen des Depotaufbaus sind die Einzelgrößen naturgemäß deutlich höher.

Zur Anpassungshäufigkeit bestehen sehr unterschiedliche Auffassungen. Zu berücksichtigen ist, welche Anlegergruppe ein Rebalancing durchführt. Professionelle Fondsmanager können, schon allein aufgrund der Größe des Depotvolumens, häufigere Anpassungen durchführen und haben teilweise auch Investmentphilosophien, die stringentere Quoten für Einzelinvestments vorsehen. Bei Privatanlegern sind grundsätzlich Umschichtungen im Jahresrhythmus empfehlenswert. Damit wird auch übertriebener Aktionismus vermieden.

Fazit: Der Ausgangspunkt des Kernportfolios sollte stets eine gut diversifizierte Depotstruktur sein, die den persönlichen Zielen und Wünschen entspricht. Diese können sich je nach Lebensphase ändern. Einige Zeit vor der Zielerreichung ist zudem eine Überprüfung ratsam. Das Rebalancing dient letztlich dem Erhalt der gewählten Anlagestrategie.


Gastautor Andreas Görler ist zertifizierter Fachmann für nachhaltige Investments und Senior-Wealth-Manager bei der -Wellinvest- Pruschke & Kalm GmbH in Berlin. Weitere Beiträge von ihm und anderen Vermögensverwaltern finden Sie auf www.v-check.de.