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Geld nicht unters Kopfkissen legen

Geld Kapital

Richard Goßner aus Ulm, Vermögensverwalter bei der GSAM + Spee Asset Management AG, spricht im Interview über die Risiken und Chancen für Anleger im neuen Jahr.

Auf welche Problemlagen sollten sich Anleger in 2019 einstellen?

Insbesondere politische Themen werden von Bedeutung sein: Etwa der schwellende Handelskrieg der USA mit China, die noch immer unsichere Situation beim Brexit und die konjunkturelle Lage in Frankreich und Italien. Am wichtigsten für die Finanzmärkte wird es aber sein, was die amerikanische Federal Reserve Bank 2019 macht. Wenn viel Liquidität vom Markt verschwindet, könnten am Aktienmarkt und bei der US-Konjunktur dunkle Wolken aufziehen.

Wie schätzen Sie das Risiko für die ganz großen Marktverwerfungen, etwa ein Auseinanderbrechen der Eurozone oder eine neue Bankenkrise, ein?

Das ist schwer einschätzbar, aber aus meiner Sicht eher unwahrscheinlich. Die Regierungen würden bei Problemen wohl erneut alles daransetzen, so etwas Fatales zu verhindern. Auch nach der Lehman-Pleite 2009 zogen sie alle Maßnahmen, um das Vertrauen in die Währung und in die Finanzmarktstabilität zu erhalten.

„Nur wer die Zukunft plant, ist auf Unwägbarkeiten vorbereitet.“

Was ist der beste Weg, Vermögen auch vor solchen Unwägbarkeiten zu schützen?

Diversifizierung. Keine Anlageklasse darf zu stark gewichtet werden, auch Immobilien nicht. Bei Aktien macht es zudem Sinn, Sicherungssysteme einzubauen. Lieber mal mit fünf oder zehn Prozent Verlust verkaufen, anstatt die Papiere bis zum bitteren Ende  halten. Anleger sollten Geldanlagen nach Laufzeiten staffeln, um die Flexibilität zu erhöhen. Unser Ziel als Vermögensverwalter ist es, Kapital über alle Marktphasen hinweg zu erhalten und die Finanzplanung an die persönliche Situation anzupassen. Nur wer die Zukunft plant, kann auf deren Unwägbarkeiten vorbereitet sein.

Warum ist es trotz solcher Risiken keine gute Idee, Geld unter dem Kopfkissen zu horten oder einfach nur auf dem Sparbuch zu sammeln?

Bei der momentanen Inflationsrate in der Eurozone würden 10.000 Euro in zehn Jahren unter dem Kopfkissen fast 20 Prozent an Kaufkraft verlieren. Um sich die gleichen Waren wie heute davon zu kaufen, müsste man über 12.000 Euro ausgeben.

„Ausgangslage ist für Deutschland gar nicht so schlecht“

Könnte das Jahr 2019 auch positiv überraschen?

Vorausgesetzt, die Regierungen lösen die politischen Probleme, und es gibt keine geldpolitischen Überraschungen, ist die Ausgangslage für Anleger hierzulande eigentlich gar nicht so schlecht. Die Zahl der Beschäftigten steigt, die Unternehmensgewinne haben 2018 zugelegt. Gleichzeitig sind die Aktienkurse gefallen. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis im Dax ist historisch betrachtet eher niedrig, was im Prinzip dafür spricht zu kaufen. Die Erwartungen für 2019 sind mehrheitlich eher gedämpft. Es könnte durchaus sein, dass wir Deutschen hier wieder einmal zu konservativ denken.