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Nachhaltigkeit erhält neues Regelwerk

Das Thema „Nachhaltigkeit“ erlebt derzeit einen Boom. Auch bei der Geldanlage. Warum es sich für Anleger lohnt, sich mit diesem Thema auseinanderzusetzen.  

Immer mehr Menschen hierzulande achten beim Einkauf auf Nachhaltigkeit. Sie bevorzugen Bio-Produkte, Lebensmittel aus der Region, verzichten auf Plastikverpackungen.

Warum also bei der Geldanlage nicht vergleichbare Kriterien anlegen? Also Geld nur so investieren, dass es der Umwelt und der Gesellschaft nicht schadet, im Idealfall diese sogar verbessert? Es ist diese Überlegung, die hinter der Idee der nachhaltigen Geldanlage steht.

„Im Grunde ist dieser Begriff eine allgemeine Bezeichnung für ethisch, sozial und ökologisch verantwortliches Investieren“, erklärt Dyrk Vieten von der ficon Vermögensmanagement GmbH. „Anders als bei traditionellen Investments, bei denen die Erzielung der Rendite im Vordergrund steht, geht es bei Nachhaltigkeit darum, darauf zu achten, dass die Investitionen zwar die heutigen Bedürfnisse befriedigen, jedoch die Ressourcen der kommenden Generationen nicht gefährden“, ergänzt Blanca Habbel, Portfoliomanagerin bei Habbel, Pohlig und Partner.

Nur die „Klassenbesten“ haben eine Chance

Konkret festgemacht wird diese Art der Geldanlage an den sogenannten ESG-Kriterien, also an ökologischen (E), sozialen (S) und die Unternehmensführung betreffenden ethischen (G) Aspekten. Das heißt, Unternehmen werden von Ratingagenturen oder Asset Managern danach beurteilt, wie sehr sie die Umwelt schützen oder belasten, wie sie ihre Mitarbeiter behandeln oder welche Maßnahmen sie gegen Korruption ergreifen.

„Nur jene Unternehmen, die hier am besten abschneiden, kommen dann im Rahmen des sogenannten Best-in-Class-Ansatzes für ein Investment in Betracht“, erklärt Vieten. Zusätzlich gelten häufig Ausschlusskriterien. „Wir haben beispielsweise Waffenhersteller oder den Bereich der Atomenergie aus unserem Anlageuniversum ganz ausgeklammert“, informiert Blanca Habbel.

Interesse der Investoren nimmt zu

Tatsächlich findet diese Idee immer mehr Anklang. So haben allein Privatanleger hierzulande ihre Investments in nachhaltige Anlageprodukte im Jahr 2019 laut dem Forum Nachhaltige Geldanlage von 9,4 auf 18,3 Milliarden Euro fast verdoppelt, während nachhaltige Investments insgesamt mit 270 Milliarden Euro einen neuen Rekordwert erreichten. „Es ist davon auszugehen, dass diese Zahlen im vergangenen Jahr nochmals nach oben gegangen sind“, so Dyrk Vieten.

Gründe dafür gibt es reichlich. „Wir sehen Bewegungen wie ‚Fridays for Future‘ oder das Pariser Abkommen als wichtige Treiber dieser Entwicklung“, sagt Julie Bossdorf, Vermögensverwalterin bei Habbel, Pohlig und Partner. Dazu kommt die Regulatorik. „Um das Ziel der CO2-Neutralität bis 2050 zu erreichen, sind hohe Investitionen erforderlich“, erläutert Vieten. „Deshalb ist die Europäische Union bestrebt, möglichst viele Investorengelder in nachhaltige Anlagen und Projekte zu lenken.“

Neue Einstufung für Finanzprodukte

So erfolgt im März dieses Jahres die Umsetzung der Offenlegungspflicht für Anbieter nachhaltiger Anlageprodukte. Diese werden dann in verschiedene Gruppen unterteilt. In einer Kategorie befinden sich dann zum Beispiel nachhaltige Anlagen, die ESG-Kriterien in ihrem Investmentprozess verankert haben, und in einer weiteren Impact Investments, also Investitionen mit einer messbar positiven Wirkung auf Umwelt oder Gesellschaft. Traditionelle Investmentprodukte, die nicht in einer dieser beiden Kategorien sind, dürfen dann nicht mehr als nachhaltig beworben werden.

Anleger zum Nachdenken aufgefordert

Zudem soll die EU-Taxonomie kommen, die die Begrifflichkeit von Nachhaltigkeit klarer definieren soll. Außerdem werden Privatanleger, die zu ihrem Anlageberater gehen, künftig nach ihrer Präferenz für nachhaltige Anlagen gefragt werden. „Für Anleger bedeutet das, dass sie sich Gedanken darüber machen müssen, wo ihre Präferenz liegt und was Nachhaltigkeit für sie konkret bedeutet“, folgert Vieten. Das aber sollte sich am Ende auszahlen. Zum einen können Investoren so etwas dazu beitragen, dass Unternehmen nachhaltiger agieren. Zum anderen hat sich zuletzt gezeigt, dass nachhaltiges Investieren keinen Renditenachteil bedeutet.