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Manko in der Anlageberatung

Über nachhaltige Kapitalanlage wird inzwischen viel gesprochen und geschrieben. Doch in der Anlageberatung selbst spielt das Thema bislang kaum eine Rolle.

Das zeigt eine umfangreiche Befragung, die Meinungsforscher von INSA Consulere im Auftrag des Deutschen Instituts für Altersvorsorge (DIA) vorgenommen haben. Ein überraschendes Ergebnis dieser Umfrage: Lediglich sieben Prozent der Befragten kennen einen Ansprechpartner oder Anbieter für nachhaltige Anlagen.

Die überwiegende Mehrheit von 77 Prozent hingegen gab an, dass sie keinen Ansprechpartner für solche Anlageprodukte besitzt. Diese Zahlen lassen nur eine Schlussfolgerung zu. Bank- und Anlageberater sprechen so gut wie nicht über nachhaltige Kapitalanlagen mit ihren Kunden. Anderenfalls hätten sich mehr Befragte daran erinnern müssen, dass diese schon mal Thema in einem Beratungsgespräch waren.

Defizite bei allen Anlegerschichten

Verschärfend kommt hinzu: Dieses Manko in der Anlageberatung beschränkt sich nicht auf bestimmte Bevölkerungsgruppen. Es taucht also nicht nur in den unteren Einkommens- und Vermögensklassen auf, in denen ohnehin nur wenig Spielraum für Kapitalanlagen besteht. Selbst unter den Befragten mit einem hohen Einkommen und/oder einem großen Vermögen, bei denen man eine intensivere Betreuung annehmen kann, geben nur wenig mehr an, einen solchen Ansprechpartner oder Anbieter zu kennen. Am höchsten fällt der Anteil in der Gruppe mit einem Vermögen von 50.000 bis weniger als 100.000 Euro aus. Dort waren es aber auch nur 13,5 Prozent, die eine positive Antwort abgaben. In den jüngeren Altersgruppen, wo ein überdurchschnittliches Interesse an nachhaltigen Kapitalanlagen besteht, ist der Anteil mit etwas mehr als fünf Prozent besonders niedrig.

Problem erkannt, aber längst nicht gebannt

Anbieter und Berater müssen ohne Frage aktiver werden. Diesen Rückstand räumen Banken und Investmentgesellschaften selbst ein. Während nachhaltige Kapitalanlagen im Geschäft mit institutionellen Investoren bereits einen nennenswerten Umfang erreichten, befindet sich die Ansprache privater Investoren vielerorts noch in der Konzeptphase. In Befragungen von dritter Seite, die in Vorbereitung auf die DIA-Studie „Wie halten es die Anleger mit der Nachhaltigkeit?“ ausgewertet wurden, sagten 42 Prozent der Anbieter, dass sie in den kommenden zwei Jahren mit Produkten für Privatkunden nachziehen wollen. Problem erkannt, aber längst noch nicht gebannt.

Anbieter müssen aktiver werden

Ohne aktivere Rolle der Anbieter und deren Kooperationspartner im Finanzvertrieb bleiben nachhaltige Kapitalanlagen bei den privaten Investoren ein ausgesprochenes Nischenprodukt. Anderenfalls finden selbst Anleger, bei denen auf Grund ihres Verhaltens in anderen Lebensbereichen per se Offenheit für solche Kapitalanlagen besteht, mit nur geringer Wahrscheinlichkeit Zugang zu solchen Investments. Sie wissen ohne vorherige eigene Recherche gar nicht, an wen sie sich wenden sollen. Es ist nicht zu erwarten, dass sich Anleger in nennenswerter Zahl in Eigenregie diesem Thema zuwenden.

Die verhaltene Entwicklung des Direktvertriebs bei anderen Finanzprodukten signalisiert schon seit Jahren, dass nur ein überschaubarer Anteil der Bevölkerung bei einer begrenzten Zahl von Finanzprodukten die Angelegenheit in die eigenen Hände nimmt. Zuwächse sind vor allem bei einfachen Produkten zu beobachten. Gemessen an den derzeit noch sehr unübersichtlichen Kriterien für nachhaltige Kapitalanlagen kann von Einfachheit in diesem Segment aber gerade nicht die Rede sein.