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Gold und Rohstoffe statt Sparkonto und Aktien?

Sind Rohstoffe als Anlageklasse in Zeiten von anziehenden Preisen, noch niedrigen Zinsen und schwankenden Börsen das richtige Mittel, um Zurückgelegtes für die Zukunft zu erhalten?

Goldschatz statt Sparbuch, Erdöl statt Aktien oder Weizen statt Anleihen. Es klingt verlockend, in Zeiten von Inflation, noch immer niedrigen Zinsen und nervösen Börsen auf handfeste Werte wie Edelmetalle, Rohstoffe und Basisagrarprodukte zu setzen.

Tatsächlich befürworten Experten wie Rolf Ehlhardt, Vermögensverwalter bei der Independent Capital Management Vermögensberatung in Mannheim, die Grundidee. In Zeiten hoher Inflation, wie wir sie derzeit und wahrscheinlich auch noch eine ganze Weile sehen werden, „ist der Bereich Rohstoffe eine sinnvolle Beimischung“. Allerdings gilt es dabei einiges zu beachten.

Breit anlegen statt spekulieren

Wer keinen Schatz im Garten vergraben, sich ein Fass Brent Crude Oil in den Keller stellen will oder eine Tonne Korn einlagern kann, sollte die Vor- und Nachteile der Handelsmöglichkeiten kennen. Das Geschäft mit Rohstoffen hat seine eigenen Papiere, Börsen und Gesetzmäßigkeiten. „Der Neuling muss darauf hingewiesen werden, dass Rohstoffe und damit auch deren Aktien eine höhere Volatilität haben als Standardwerte“, warnt auch Vermögensverwalter Ehlhardt. Wem also schon die Schwankungen bekannter Aktienindices wie Dax und Dow Jones die Schweißperlen auf die Stirn treiben, sollte eher etwas anderes als Investment ins Auge fassen. Als Ergänzung eines breit aufgestellten Anlagemixes jedoch können etwas Gold, Indexfonds auf Explorationsunternehmen oder aktiv gemanagte Rohstofffonds die Gesamtmischung langfristig bereichern. Besonders genau hinschauen sollten Anleger aber, wenn sie direkt spekulieren möchten.

Angebot und Nachfrage einschätzen

Profis nutzen zum Beispiel Gold als eine Art Versicherung für schlechte Zeiten. Das kann auch in kleinem Maßstab ein sinnvoller Schritt für ganz normale Sparer sein. Aber ob sich der Preis eines bestimmten Rohstoffes wie Sojabohnen oder Zink nach oben entwickelt, beruht letztlich immer auf dem Verhältnis von Angebot und Nachfrage. Anleger sollten sich der starken Zyklik der Rohstoffmärkte bewusst sein. Dreht sich die Stimmung, ist das besonders stark spürbar. „Ein hohes Preisniveau führt manchmal auch zu einer Übertreibung des Ausbaus von Fördermengen“, erklärt Mirko Kohlbrecher, Prokurist beim Vermögensverwalter Spiekermann & Co. aus Osnabrück. „Schießt die Angebotsseite dann irgendwann über das Ziel hinaus, kann sich die Preisdynamik schnell drehen, wenn die Nachfrage fehlt.“

In einigen Rohstoffbereichen erscheint dieses Risiko gering, etwa rund um die sich abzeichnende Nachhaltigkeitsentwicklung im Energie- und Mobilitätsbereich. „Zum Beispiel E-Autos benötigen etwa rund dreimal so viel Kupfer wie ein konventionelles Fahrzeug. Das leitfähige Metall wird auch beim Ausbau von Windkraftparks und Photovoltaikanlagen dringend gebraucht“, gibt Spiekermann-Experte Kohlbrecher zu bedenken. Das spricht sehr für eher steigende Kupferpreise. Eine Garantie ist das aber trotzdem nicht. Bei einer Konjunkturabkühlung kann es schnell in die andere Richtung gehen.

Produktrisiken verstehen

Nicht nur deswegen ist ein Investment in einzelne Rohstoffe jenseits bekannter Edelmetalle eher nichts für Anfänger. Auch wenn sich im Internet schnell Preise und Indices für Weizen, Zink oder Schweinehälften recherchieren lassen, hat der Handel damit seine eigenen Regeln. An den Börsen werden etwa meist gar nicht der Rohstoff selbst, sondern Warenterminkontrakte gehandelt. Also das Recht, zu einem bestimmten Datum eine bestimmte Menge dieser Ware zu einem festgelegten Preis zu kaufen. Übersteigt bis dahin die Nachfrage das Angebot kann der Kurs solcher Papiere erheblich steigen, aber auch massiv fallen.

Privatanleger können über verschiedene Vehikel auf solche Preisschwankungen spekulieren, zum Beispiel über Zertifikate wie ETCs. Käufern sollten aber bewusst sein, dass bei vielen dieser Exchange Traded Commodities der Kurs eines Rohstoffindex nur abgebildet wird. Der Rohstoff selbst ist nicht physisch hinterlegt. „Geht der Emittent pleite, ist auch das Produkt meist wertlos. Selbst wenn der entsprechende Rohstoff im Kurs gestiegen ist“, erklärt I.C.M.-Fachmann Ehlhardt das Risiko. Anders als bei den ähnlich klingenden ETF muss ein ETC nicht mit einem Sondervermögen hinterlegt sein. Wer also wirklich spekulieren will, sollte sich genau die Produktprospekte durchlesen und auf die Auswahl eines solventen Anbieters achten. Der ganz normale Anleger wird mit einem Korb von Explorationsaktien in einem ETF oder einem aktiv gemanagten Themenfonds besser zurechtkommen. So spannend Rohstoffe gerade auch sind, wer hier direkt anlegen will, sollte Zeit investieren und vorher Expertise aufbauen.