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Ein Portfolio braucht Geduld, Gleichmut und Geschick

Die Coronakrise war ein typischer Fall eines schwarzen Schwans: ein unvorhergesehenes, negatives Großereignis mit direkter Auswirkung auf die Börsen weltweit.

Niemand konnte damit rechnen. Selbst die typischen Untergangspropheten hatten es nicht auf ihrer Rechnung – auch wenn sie es hinterher gerne besser wissen wollten.

Wer aber sein Portfolio wie seinen Garten hegt und pflegt, übersteht auch stürmische Zeiten. Doch bereits die Finanzkrise – und die unzähligen Crashs davor, die wir selbst erlebt haben oder aus der Literatur kennen – hätten Anleger zweierlei lehren können oder vielmehr müssen. Es kann immer wieder etwas passieren, das die Kurse kurzfristig in den Keller treibt – unbeachtet von Fundamentaldaten. Außerdem: Nicht einmal ein Virus ist so ansteckend wie Panik (und Gier). Wie also können wir uns und unser Portfolio vor künftigen Krisen absichern?

Vielfalt statt Monokultur

Trotz Pandemie – die Natur wächst und gedeiht. Da liegt es nahe, ein gut gepflegtes Portfolio mit einem gut gepflegten Garten zu vergleichen. Damit es dort wächst und gedeiht, benötigt der Gärtner vor allem einen Gesamtplan, Gleichmut, Geduld und Geschick. Bevor er überhaupt loslegen kann, muss er überlegen, wie sein Garten einmal aussehen soll. Wie sollen Rasen, Gemüse, Blumen, Bäume und Sträucher verteilt werden? Schließlich soll keine langweilige und anfällige Monokultur entstehen. Dazu ist Weitsicht gefragt, denn kleine Sträucher und Bäumchen wachsen rapide und dürfen sich nicht gegenseitig den Platz an der Sonne streitig machen. Erst dann gilt es, den Plan umzusetzen. Dann sind die drei G gefragt.

Reife braucht Zeit

Gleichmut – auch der Gärtner wird nicht jedes Unkraut verhindern können. Schließlich ist es eine Frage der Definition, inwiefern eine Pflanze „nützlich“ ist. Löwenzahn ist wohlschmeckend. Selbst der Schrecken eines jeden Gärtners, der Giersch, kommt inzwischen auf den Speiseplan von Nobelrestaurants. Geduld – selbst Tonnen von Düngemitteln beschleunigen das Wachstum nur mäßig. Reife braucht Zeit. Geschick – wer wie eine Dampfwalze Unkraut samt Gemüse entfernt und seine Bäume bis zum Stumpf zurückschneidet, wird erfahrungsgemäß wenig ernten. Jeder gute Gärtner lernt Jahr für Jahr durch Beobachtung hinzu.

Ohne Panik zurück auf den Wachstumspfad

Solchermaßen gewappnet übersteht der umsichtige Gärtner Hagel und Sturm, Trockenheit und Hitze, Pilzbefall und Ungezieferplagen. Das kostet ihn vielleicht so manche einzelne Pflanze, gibt ihm aber auch die Möglichkeit, Neues zu säen. Ähnlich verhält es sich mit dem Depot eines Anlegers. Hier braucht es ebenso neben dem Generalplan, der Strategie und breiter Diversifizierung Gleichmut, Geduld und Geschick. Auch bei der Anlage kann das Depot durch widrige äußere Einflüsse verhagelt werden. Doch wenn der Anleger nicht in Panik ausbricht, wird er größere Verluste vermeiden und schnell wieder auf den Wachstumspfad zurückführen.

Langfristig auf der Gewinnerseite

Was bedeuten die im wahrsten Wortsinn blumigen Überlegungen konkret? Investitionen in Risikokapital zahlen sich im längeren Zeithorizont immer mit einer Überrendite aus. Wer langfristig investiert ist, zehn Jahre oder noch besser 20 Jahre und mehr, der geht mit einer Wahrscheinlichkeit von 99 Prozent mit einem Plus heraus – trotz aller Crashmomente. Aber man muss seine Investitionen breit gestreut haben: über Währungsräume, über Branchen und Unternehmen hinweg. Wer diversifiziert, dem ist der Erfolg gewiss. Auch in Nebenwerten finden sich interessante Unternehmen in wichtigen Zukunftsmärkten wie etwa dem Gesundheitssektor oder Technologiewerte, die sich auch in der derzeitigen Situation als einigermaßen krisenresistent bewiesen haben.

Zum Schluss: es hilft sowohl beim Anlegen eines Gartens als auch in der Vermögensplanung ungemein, sich auszutauschen, mit dem Partner und/oder einem bewährten Fachmann. Die eigenen Ideen auf den Prüfstand zu stellen. Die Lockerungen nach dem Stillstand geben zu Optimismus Anlass. Doch niemand weiß, ob wir wirklich in Sicherheit sind oder uns nur in Sicherheit wiegen, weil noch keiner die ökonomischen Folgen der Erst- und insbesondere der Zweitrundeneffekte des Lockdowns quantifizieren kann.

Nutzen Sie deshalb Kurserholungen an den Börsen für eine Bestandsaufnahme und schauen auf Ihr Portfolio. Welche Auswirkungen hatte der Kurssturz auf ihre Gemütslage? Mit diesen Erkenntnissen ihrer Selbstreflektion balancieren Sie die Investitionssumme, die Diversifikation und die Robustheit neu aus. Bleiben Sie in der Komfortzone. Über alle börslichen Jahreszeiten hinweg.


Gastautor Norbert Betz leitet die Handelsüberwachung an der Börse München.