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Depots mit Balance zählen mehr als Steuereffekte

Im Interview erklärt Carmen Bandt von der KIDRON Vermögensverwaltung GmbH in Stuttgart, warum ausgewogene Portfoliostrukturen wichtiger sind als Versuche, die Steuern auf die Erträge zu drücken.

Die Deutschen gelten als Anleger, die fast reflexartig auf Steuereffekte in ihren Depots anspringen. Können Sie das aus Ihrer Praxis als Vermögensverwalterin bestätigen?

Nun ja, im Vergleich zu früher hat das schon etwas nachgelassen. Das hat damit zu tun, dass durch die Abgeltungssteuer vieles vereinheitlicht wurde. Gleichwohl gibt es für Gold, Immobilien und andere Anlagen weiterhin Spekulationsfristen – und damit die Möglichkeit, solche Gewinne irgendwann steuerfrei zu vereinnahmen.

Erkennen Sie Muster, wenn Sie in die bestehenden Depots von Neukunden blicken?

In etlichen Depots finden sich Positionen, die vor Längerem gekauft wurden und in den roten Zahlen stehen. Ich glaube, viele Anleger scheuen sich, solche Bestände zu verkaufen, weil sie sich dann ihren Irrtum eingestehen müssten. Es gibt aber auch Investoren, die glauben, dass sich Verluste steuerlich zu ihren Gunsten auswirken.

Rendite und Risiko im passenden Verhältnis

Das stimmt nicht?

Korrekt ist, dass Verluste aus Geschäften mit Aktien, Anleihen sowie Fonds und ETF die Steuerlast mindern. Dies ist seit der Einführung der Abgeltungssteuer aber nur dann so, wenn es Erträge aus solchen Geschäften gibt, mit denen sich die Verluste verrechnen lassen. Es ist jedoch nicht sinnvoll, dauerhaft Vermögen in aussichtslosen Anlagen zu binden, nur um damit die Steuerlast zu senken.

Was lässt sich da besser machen?

Wichtiger als das Steuerthema ist ein vernünftig strukturiertes und gut ausbalanciertes Portfolio. Dabei müssen Rendite und Risiko passend zu den individuellen Bedürfnissen und Möglichkeiten des Anlegers in ein gutes Verhältnis gebracht werden. Wenn man durch eine kluge Allokation des Vermögens auf Dauer attraktive Renditen bei vertretbarem Risiko erzielt, zahle zumindest ich die Abgeltungssteuer gerne. Mit maximal 28 Prozent fällt sie nicht allzu hoch aus.

Falsch gebunkertes Geld

Worauf ist bei Rendite und Risiko zu achten?

Neben der Höhe der Rendite zählt vor allem, dass sie sich mit einem für den Anleger vertretbaren Risiko erzielen lässt. Wer wegen der Kursschwankungen nachts nicht mehr schlafen kann, hat kaum etwas von hohen Renditen. Das andere Extrem gibt es häufiger: Viele bunkern ihr Geld großteils auf Sparbüchern oder Tagesgeldkonten, obwohl sie mehr Risiko eingehen könnten. Damit verzichten sie unnötigerweise auf Rendite. Fazit: Sie haben weniger Geld zur Verfügung, als möglich wäre.

Was raten Sie Anlegern?

Die Basis für den Aufbau und die Bewahrung von Vermögen ist ein breit diversifiziertes Depot aus mehreren Anlageklassen wie Aktien, Anleihen, Rohstoffen, Immobilien(fonds) und Cash. Wer sich das nicht allein zutraut, kann dazu einen Fachmann oder eine Fachfrau zu Rate ziehen. Dazu gehören etwa bankenunabhängige Vermögensverwalter, die mit den Kunden nach deren Vorgaben eine Vermögensstruktur entwerfen.